Hilpoltstein
Erster und doch verloren

Marlene Mortler gewinnt für die CSU wieder das Direktmandat - Mit dem Ergebnis unzufrieden

24.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr
Immer noch eine überlegene Siegerin: Marlene Mortler gewinnt zum fünften Mal ihr Direktmandat. Die Parteikollegen aus dem Landtag, Volker Bauer (links) und Norbert Dünkel, gratulieren und überreichen Blumen. −Foto: Messingschlager

Hilpoltstein (HK) Eigentlich ist im Landkreis Roth die Welt in Ordnung: Marlene Mortler fährt mit 47,5 Prozent ein veritables Ergebnis ein und auch das Resultat der CSU kann sich mit über 40 Prozent noch sehen lassen, doch der Beigeschmack von Verlusten und einer starken AfD – der bleibt auch hier.

Es ist im Laufer Ortsteil Heuchling am Sonntag um 18 Uhr so, wie vermutlich überall da, wo die CSU an diesem Wahlabend zusammenkommt: still. Gemeinsam mit der CDU das zweitschlechteste Ergebnis aller Zeiten und selbst unter 40 Prozent gerutscht, da wird es stumm. Als Erster findet der Landtagsabgeordnete des Nürnberger Landes, Norbert Dünkel, Worte. Es sei so gekommen, wie Horst Seehofer es gesagt und er selbst es erwartet habe, sagt er. „Gleichwohl, 38 Prozent, damit können wir nicht zufrieden sein.“

Marlene Mortler ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht bei der Wahlparty, auch Volker Bauer nicht, der Rother Landtagsabgeordnete. Beide kommen etwas später, als das Ergebnis schon etwas verdaut ist und die CSU-Politiker sich langsam wieder positionieren. Bauer sagt, dass ihn die Stärke der AfD nicht überrasche, und wie sein Kollege Dünkel sieht er bei Angela Merkel erhebliche Schuld: „Die Bundeskanzlerin hat das mitprovoziert.“

Eine klare Analyse gibt es dann von Marlene Mortler: „Man braucht nichts zu beschönigen, wir sind zwar als Erster durchs Ziel gegangen, haben aber irgendwie verloren.“ Das sei ein „sensationell schlechtes Ergebnis für die CSU“. Die Flüchtlingskrise habe die Union wieder eingeholt und „unsere Spitzen hatten in den letzten Tagen nichts dazu zu sagen, zumindest nichts, was beim Wähler angekommen ist“. Der AfD bescheinigt sie, „professionelle Menschenfänger“ zu sein. Diese hätte die Sorgen der Menschen regelrecht aufgesogen. Allerdings warnt sie davor, die Wähler der AfD als Dumpfbacken abzuqualifizieren. „Nein, das sind Menschen, die sich das wohl überlegt haben.“ Trotzdem sei die AfD eine Protestpartei, die noch nie Verantwortung getragen habe und auch keine tragen werde, „weil keiner mit ihr koalieren will“.

Das will die CDU/CSU mit anderen. „Wir haben den Auftrag, eine Regierung zu bilden, und es gibt nur eine Konstellation, in der das möglich ist, mit der FDP und den Grünen“, sagt Mortler. Die FDP sei für sie eine One-Man-Show, aber eine erfolgreiche, mit klareren Botschaften zu Themen wie Recht und Ordnung sowie Wirtschaft. Mit Grün hat sie da mehr Probleme: Wie solle das einfacher werden als jetzt – mit dann vier Parteien, fragt Mortler. Zumal sie einige „No-Goes“ habe, wie beispielsweise den Verbrennungsmotor sofort abschaffen und das Dauerbashing der Landwirtschaft.

Die mittlerweile fünfte Kandidatur war für Marlene Mortler alles andere als einfach, denn vor drei Monaten war ihr Mann Siegfried überraschend gestorben. „Ich bin selbst noch lange nicht im Gleichgewicht“, sagt sie am Sonntag. Aber „mein Siggi hat gesagt, kandidiere wieder, ich will doch, dass meine Frau glücklich ist und weiter Politik machen kann“. Sie habe dieses Mal einen anderen Wahlkampf als bisher gemacht, bei dem sie aber immer wieder an ihre Grenzen gekommen sei. Deshalb möchte sie auch für die Unterstützung „alle einzeln umarmen und allen danken“.