Greding
Aufschlag gegen den Trend

Bei vielen Vereinen sinkt die Zahl der Mitglieder, beim TC Grün-Weiß Greding ist sie dagegen stabil

23.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:36 Uhr
Der Tennisclub Grün-Weiß Greding kann seit Jahren stabile Mitgliederzahlen verzeichnen. Das freut (von links) Thomas Ochsenkühn, Naomi Trejo, Martin Bauernfeind, Katerina Fotopoulos, Christian Hobauer und Daniel Geyer. −Foto: Steimle

Greding (HK) Tennisplätze, die zu Fußballfeldern werden, eine besorgniserregende Mitgliederentwicklung – viele Tennisvereine kämpfen um ihre Existenz. Das ist beim TC Grün-Weiß in Greding anders, hier sind die Zahlen seit Jahren stabil. Das liegt auch daran, dass man immer wieder Neues ausprobiert.

30 Jahre, nachdem es Steffi Graf zum ersten Mal auf Platz eins der Weltrangliste schaffte, ist es ruhiger um den Ballsport geworden, in manchen Gegenden sorgt man sich um den Fortbestand der Vereine: „Becker-Boom ist längst Geschichte“ oder „Tennisvereinen laufen Mitglieder weg“ lauten die Überschriften, die sich auch in Zahlen belegen lassen, die der Deutsche Tennis Bund (DTB) im Internet veröffentlicht hat. Der Zenit war 1994 erreicht, als man 2,3 Millionen Mitglieder verzeichnete, bis 2016 sank die Zahl derer, die dem gelben Ball hinterherjagen, auf 1,4 Millionen.

Dass es in Greding anders ist, lässt sich an diesem Nachmittag schon beim Betreten der Tennisanlage ablesen. Auf dem Platz spielen mehrere ältere Herren, um das Klubhaus herum sitzen einige Jugendliche im Schatten und unterhalten sich. „Unsere Mitgliederzahl ist eigentlich seit Jahren stabil“, sagt Verwaltungsvorsitzender Christian Hobauer, meist liege die Zahl bei 290. „Vor zwei Jahren hatten wir mal den Fall, da gab es viele Austritte, aber genau zu diesem Zeitpunkt sind komischerweise auch viele eingetreten, da haben wir die 300er-Marke geknackt.“

„Der Verein ist nie stehengeblieben, wir haben immer wieder neue Projekte geschultert.“

Martin Bauernfeind

 

Warum es diese Stabilität gebe, sei schwer zu erklären, sind sich die Vorstandsmitglieder einig, „wir wissen ja nicht, was die anderen Vereine machen“, sagt Hobauer. Es gebe sicherlich Strukturen, die in der Vergangenheit angelegt wurden und von denen man heute noch profitiere. „Das ist zum Beispiel die Clubanlage“, die gut situiert sei, zudem habe man sich vor einigen Jahren getraut, und das Vereinsheim umfassend saniert. „Es war marode und wir haben viel Geld in die Hand genommen.“

Darin liege vielleicht insgesamt das Geheimnis, ist Pressewart Martin Bauernfeind überzeugt. „Der Verein ist nie stehengeblieben, wir haben immer wieder neue Projekte geschultert“, so habe er etwa den Vorstand umstrukturiert. „Wir verteilen die Aufgaben auf viele Schultern“, sagt Hobauer, in drei Bereichen sind insgesamt 17 Personen aktiv, viel mehr als in anderen Vereinen. Ein Vorzeigeprojekt ist das wöchentliche Betreuungsangebot für Schulkinder, für den der Verein den Sportpreis Mittelfranken bekommen hat. Nach dem Mittagessen und einer Hausaufgabenbetreuung geht es zum Tennis, erklärt Jugendwart Thomas Ochsenkühn. Zu Beginn sei das Ganze „eher schleppend“ angelaufen, erinnert sich Hobauer, nun, im fünften Jahr, laufe es gut. „Es ist aber schon auch ein hoher Aufwand für Thomas, Leute zu finden, die Mittwochnachmittags Zeit haben.“ Mittlerweile helfen aber auch die, die früher das Angebot in Ansprung genommen haben. Für viele ist die Betreuung der Schritt in den Verein, sagt auch Ochsenkühn, „die Kinder brauchen außerdem noch Freunde, die auch Tennis spielen“. Nebenan laufe zeitgleich das Training, was auch wichtig sei, „so sehen sie dann, wie es abläuft“. Wenn der Trainer dann auch menschlich ein Vorbild sei, blieben viele dabei. Daran kann sich Sportvorsitzender Daniel Geyer erinnern. „Als ich klein war, war Christian Hobauer Jugendwart, der hat uns dann während der Sommerferien sechs Wochen lang bespaßt. Und wir haben ihn auch ein bisschen geärgert“, so sei er dann Mitglied geworden.

Einen deutlichen Schub habe der Jugendbereich auch durch das Hallentraining in Weinsfeld erhalten, ergänzt Geyer, was wichtig sei, um auch im Winter trainieren zu können. Das ist sicher auch ein Grund dafür, dass Naomi Trejo und Katerina Fotopoulos so erfolgreich Tennis spielen. Letztere ist durch ihren Vater vor zehn Jahren zu ihrem Sport gekommen, nun spielt sie mit ihren 16 Jahren schon teilweise in der ersten Damenmannschaft mit. „Tennis hat mir immer schon gefallen“, sagt Fotopoulos, ein anderer Sport kam für sie nie infrage. Auch Trejo spielt schon höher, als es ihr Alter von 13 Jahren vermuten lässt, bei den Juniorinnen bis 18 Jahre in der Bezirksklasse. Und auch beim Gredinger Jugendranglistenturnier stellte sie schon ihr Talent unter Beweis, als sie den dritten Platz erreichte.

Beide Spielerinnen sind „Eigengewächse“, die in Greding ausgebildet wurden. Tennis ist nicht so leicht zu erlernen wie andere Sportarten, vielleicht ein weiterer Grund, warum bei vielen Vereinen die Mitgliederzahlen sinken. „Die Ball-Auge-Koordination ist komplex, das sieht man immer wieder beim Kama-Cup, wenn Erwachsene das erste Mal einen Schläger in der Hand halten“, sagt Hobauer. Dennoch ist das Spiel für die Kinder heute einfacher geworden, dafür sorgen etwa drucklose Bälle, die ihnen nicht über den Kopf hüpfen. Denn: „Sie brauchen ein Erfolgserlebnis“, sagt Ochsenkühn.