Allersberg
Kandidatengrill in der Saunahalle

Allersbergs Bürgermeisteranwärter zeigen viele Gemeinsamkeiten Freibad, Altort und Schulden brisanteste Themen

23.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:54 Uhr

Foto: Tobias Tschapka

Allersberg (HK) Knapp zehn Millionen Euro Schulden, ein marodes Freibad und ein teures Gilardi-Anwesen: Die Spielräume in Allersberg sind begrenzt, das zeigte sich auch bei der Podiumsdiskussion der drei Bürgermeisterkandidaten am Donnerstagabend in der proppenvollen Rothseehalle.

Markante Unterschiede zwischen Christian Albrecht (CSU), Andreas Odermann (SPD) und Daniel Horndasch (parteilos) zeigten sich kaum. Trotzdem arbeitete Moderatorin Claudia Weinig Feinheiten in den Ansichten und Vorgehensweisen heraus. Optisch auffallend: Lediglich Christian Albrecht stellte sich tapfer mit Anzug und Krawatte dem Tropenklima, die beiden anderen trugen kurzärmelige Hemden.

Gleich zum Einstieg gab es ein formloses Bürgerbegehren zum Reizthema Freibad. Nicht nur wegen der Saunatemperaturen in der Halle fiel das eindeutig aus - pro Freibad. Das galt auch für die drei Kandidaten. Nur setzte jeder einen anderen Schwerpunkt: "Das Freibad ist mein Steckenpferd", bekannte Andreas Odermann, 49. Jetzt müsse man entscheiden: "Wollen wir das" Dann könne man über die Kosten reden, wenn exakte Angebote vorlägen, sagte der gelernte Betriebswirt und regte eine spontane Hutsammlung in der Halle an.

"Man kann das eine nicht vom anderen trennen", widersprach der parteilose Daniel Horndasch, 42, der von FW und ABF unterstützt wird. Das Freibad sei schon seit einigen Wahlkämpfen Thema und niemand sei gegen eine Sanierung. Gescheitert sei sie immer an der Finanzierung. Darüber reden, "das machen wir jetzt schon viel zu lange", sagte er und erntete dafür den ersten Beifall des Abends. Er hätte sich gewünscht, dass sich der Gemeinderat noch vor der Wahl am 2. Juli zu einem Entschluss durchgerungen hätte. Leider vergeblich.

Christian Albrecht schwebt dagegen ein Sportbad vor, das man "vielleicht mit privaten Investoren angehen" könnte. "Es ist Aufgabe des Bürgermeisters, Fördertöpfe anzuzapfen", sagte der mit 30 Jahren jüngste Kandidat. Da müsse man "Klinken putzen", ein Lieblingsausdruck des CSU-Manns. Für ein Konzept sollte man seiner Ansicht nach "fachkundiges Personal einkaufen", auch wenn das wieder Geld koste.

Auch hier widersprach Horndasch, der einzige gebürtige Allersberger auf dem Podium. Es habe bereits 2010 einen privaten Investor gegeben, "aber da hätten wir drauflegen müssen. Hier nehme ich Herrn Albrecht in Schutz, das kann er nicht wissen." Ein kleiner Seitenhieb. In puncto Fördermittel erklärte Horndasch, dass es die nur für Hallenbäder oder für den Schulsport gebe, ein Freibad müsse die Kommune immer selbst bezahlen. Das sei am besten über Kredite - also außerhalb des Haushalts - möglich. "Es geht um die blanke Rettung, nicht um das, was wir noch haben möchten", sagte er. Man müsse das Bad dann eventuell umwidmen, entgegnete Albrecht. "Da müsste man schon ein Dach drüber bauen", fand Horndasch.

Weitgehende Einigkeit herrschte auch beim Thema Gilardihaus. "Ich sehe es als Frequenzbringer für den Marktplatz", sagte Albrecht, Es sei ein Multifunktionsgebäude für Bürger, Künstler und Gewerbe. Auch ein Sitzungs- und Veranstaltungssaal sei hier gut untergebracht. Konkretere Vorstellungen hatte Horndasch. Im Erdgeschoss sah er ein Servicezentrum für die Bürger und die Tourismuszentrale. "Was wir brauchen, ist ein Nutzungs- und Finanzierungskonzept", warnte Horndasch. Denn vom Nutzungskonzept hänge auch die Höhe der Zuschüsse ab, was viele nicht wüssten. "Ich glaube nicht, dass ein Tagungszentrum funktionieren kann", erklärte er unter Beifall. Odermann stimmte dem weitgehend zu: "Das Haupthaus muss gemeindlich genutzt werden." Auch ein Gilardicafé könne er sich vorstellen.

Einigkeit herrschte auch über das Potenzial, das Allersberg künftig ausschöpfen müsse. Die Lage zwischen Nürnberg und Ingolstadt sei ideal, die Verkehrsanbindung mit Autobahn und Bahnhof ebenfalls. Allersberg könne eine vergleichbare Entwicklung wie Feucht oder Wendelstein nehmen, sagte Horndasch und sprach sich dafür aus, mehr Baugebiete und Gewerbeflächen auszuweisen. "Wir werden mehr Zuzug haben und den brauchen wir auch." Er will mehrere Baugebiete gleichzeitig ausweisen, und zwar schneller als bislang. Das dürfe keine zehn Jahre dauern. Odermann möchte vor allem junge Familien fördern und auch Wohnraum zur Miete schaffen. Es gebe zu wenig Wohnungen, sagte Albrecht. Neue Einnahmen könne Allersberg nur über Einkommens- und Gewerbesteuer erzielen. Deswegen sei die Ansiedlung neuer Bürger extrem wichtig.

Die deutlichsten Unterschiede zeigten sich beim Zustand des Altortes. Die Struktur der Ladenbesitzer sei überaltert, sagte Odermann, auch wenn das für ihn kein Problem sei, da er nicht so oft in den Altort käme. Aber für Jugendliche müsse man mehr anbieten. "Der Marktplatz gehört überarbeitet", forderte Albrecht. Er plädierte für ein Leerstandmanagement, "das war damals in Heideck mein Thema". Es müssten Investoren gefunden werden, da müsse man kreativ sein, es bestehe "akuter Handlungsbedarf", sagte er unter Beifall. Horndasch sah hier wenig Spielraum. Allersberg habe bereits viel getan, das zeige das Gilardihaus und der Torturm, der Großteil des Altorts befände sich aber in privater Hand. Hier könne nur eine Verdoppelung der Städtebauförderung auf 21 000 Euro neue Anreize schaffen.

Warum denn angesichts der angespannten Haushaltslage - Allersberg liegt bei den Schulden im letzten Viertel des Landkreises - die Kandidaten Bürgermeister werden wollten, fragte die Moderatorin. Und was die Kandidaten denn ihrer Meinung nach für die Aufgabe qualifiziere. Es sei die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, sagte Odermann. "Allersberg ist gut verwaltet worden, ich möchte jetzt gestalten."

Eigenlob liege ihm gar nicht, sagte Horndasch, nutzte dann aber doch die vollen zwei Minuten Redezeit aus. Er habe Berufserfahrung, Lebenserfahrung und als Steuerfahnder Verwaltungserfahrung. Er sei parteilos und unabhängig und an keiner Entscheidung beteiligt gewesen, daher könne er frei handeln. Er plädierte dafür, die Bürger vor der Wahl zu informieren, was auf sie zukommt.

Albrecht sah seine Kandidatur als "Angebot an die Bürger." Seine jetzige Arbeit als Manager für Online und Neue Medien beim Flughafen Nürnberg sei "ein Job, Bürgermeister in Allersberg werden, ist eine Chance". Er habe elf Jahre kommunale Erfahrung in Heideck gesammelt und arbeite seit zwei Jahren in der freien Wirtschaft. "Ich kenne mich in beiden Welten aus. Alles andere können Sie auf meiner Homepage lesen."

Die Bedenken eines Zuhörers, Albrecht könnte in sechs Jahren Allersberg wieder verlassen und als Landrat kandidieren, zerstreute er humorvoll: "Sie machen sich mehr Gedanken um meine Zukunft als ich."