Allersberg
Neuer Ärger im Allersberger Freibad

Sprungturm und Springerbecken wegen schlechter Chlorwerte seit Freitag zeitweise gesperrt

26.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:53 Uhr

Foto: Sophie Schmidt

Allersberg (HK) Die Situation im Allersberger Freibad spitzt sich zu: Am Freitag und Samstag mussten der Sprungturm und das Springerbecken geschlossen bleiben. Die Allersberger setzten sich nun für "ihr" Bad ein. 5000 Unterschriften sind gesammelt, jetzt soll ein Förderverein gegründet werden.

Die Sperrung am Wochenende ist schon die zweite böse Überraschung innerhalb dieser Saison. Vor etwa vier Wochen wurden einige Badegäste an einem sommerlichen Sonntag von einer neuen Regel des Bades in Allersberg überrascht. Nach einer Auflage des Gesundheitsamtes dürfen täglich nur noch 1500 Besucher in das Allersberger Freibad. Andernfalls sei die einwandfreie Qualität des Wassers nicht mehr zu gewährleisten. Nun die zweite Einschränkung für die Badegäste: Der Sprungturm und der vordere Teil des L-förmigen Beckens waren gesperrt, "aus Sicherheitsgründen" - so stand es auch gestern auf den Tafeln am Eingang.

Doch der Grund für die Sperrung ist keineswegs der Turm, sondern erneut die Wasserqualität. Ein neuer Bescheid des Gesundheitsamtes hat den Markt in der vergangenen Woche erreicht. Darin steht, dass der bei der Nichteinhaltung bestimmter Grenzwerte im Wasser das Springerbecken geschlossen werden muss, sagt Bürgermeister Bernhard Böckeler. Konkret geht es um die Chlorwerte, die in diesem Teil des Beckens unterschritten wurden. Die Pumpanlage sei nicht mehr in der Lage, die erforderlichen Werte dauerhaft zu liefern.

Weshalb nur dieser Teil des Beckens gesperrt wird, erklärt Reinhard Landerer, Hygienekontrolleur des Gesundheitsamtes Roth: "Die Durchströmung mit Frischwasser ist im Kopfteil des Beckens am geringsten. Dort ist das Becken fünf Meter tief und beim Sprung ins Becken werden zusätzlich mehr Keime ins Wasser gespült als beim normalen Schwimmen." Zu Beginn des Jahres hat das Gesundheitsamt - um den Zustand der Wassertechnik wissend - engmaschigere Kontrollen angeordnet. Deshalb misst Bademeister Ludger Harbke stündlich am Beckenrand die Werte im Wasser, zusätzlich zu den Maschinen unter dem Schwimmbecken, die dauerhaft die Werte kontrollieren. Auf Basis dieser Zahlen entscheidet dann seit letzter Woche der Allersberger Bademeister Harbke, ob noch Menschen ins Springerbecken dürfen oder nicht, also ob genug Chlor im Wasser ist oder nicht. Da vertraut das Gesundheitsamt auf den jahrelangen Leiter des Bades: "Harbke ist der Meister", erklärt Reinhold Landerer. Die Wasserqualität ist dabei nicht nur abhängig von der Anzahl der Badegäste: "Hitze, Wind, UV-Strahlung, all das verringert den Chlorwert im Wasser", sagt Harbke.

Die erneute Hiobsbotschaft trifft Stefanie Elckert besonders. Sie hat mit einigen Mitstreitern eine Unterschriftenliste zur Erhaltung "ihres" Bades gestartet. "Mittlerweile haben wir 5000 Unterschriften", so die Allersbergerin. Außerdem haben einige Unterstützer am Samstag am gesperrten Turm eine Fotoaktion gestartet. "Wir wollen erreichen, dass unser Bad erhalten bleibt. Das ist der Treffpunkt für die Kinder und auch die älteren Leute." Sie ist gerade dabei, einen Förderverein zu gründen, laut eigener Aussage habe sie auch einige Menschen an der Hand, die "richtig viel Geld spenden möchten." Doch dieses Projekt, den Kampf für die Sanierung des Freibades, will sie nicht im Alleingang stemmen: "Ich möchte mit der Gemeinde zusammenarbeiten." Sie habe Angst, dass das Bad geschlossen wird, wenn nicht bald die Zusage zur Sanierung kommt.

Diese Sorge kann Bernhard Böckeler erst mal zerstreuen: "Ich sehe keinen Grund zur Schließung. Manche interpretieren in die momentane Situation etwas zu viel hinein." Die Gemeinde als Betreiber des Bades nehme das Infektionsschutzgesetz und die Auflagen des Gesundheitsamtes ernst und wolle kein Risiko eingehen. Den Ärger so mancher Allersberger über die aktuelle Situation im Freibad könne er nachvollziehen, aber andere Projekte, konkret nennt er die Kanalsanierung, die Grundschulturnhalle, das Gilardihaus oder auch den Bauhof, hätten Vorrang gehabt. Der nächste Schritt in der Planung sei nun ein Finanzplan zur Sanierung des Bades, vier Millionen Euro stehen im Raum.

Eine Schließung kann auch Bademeister Harbke ausschließen: "Die anderen Becken wie das Schwimmerbecken oder das Kinderbecken laufen hygienisch einwandfrei ", sagt Harbke. Bezüglich der Wasserqualität im Springerbecken "können und wollen wir nicht mogeln", so der Bademeister.

Aktuell sperrt der Bademeister am Vormittag das Springerbecken und chlort dort intensiv, damit ab 15 Uhr "die Kinder wieder ihren Spaß am Sprungturm haben können". Und wenn es die Wasserqualität es noch zulasse, bleibe der Sprungturm auch bis 19 Uhr geöffnet.