Allersberg
Beschränkter Badespaß in Allersberg

Nur noch 1500 Gäste dürfen täglich ins Freibad der Marktgemeinde Auflage des Gesundheitsamtes wegen veralteter Technik

31.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:01 Uhr

Dieser Sprung ins Becken des Allersberger Freibads blieb vielen Menschen am Sonntagnachmittag verwehrt. Nach 15 Uhr gab es nämlich keinen Einlass mehr, weil aufgrund einer Auflage des Gesundheitsamtes nur noch 1500 Besucher pro Tag ins Bad dürfen. - Foto: Bader

Allersberg (HK) Wer sich am Sonntagnachmittag im Allersberger Freibad erfrischen wollte, hat eine böse Überraschung erlebt. Denn ab 15 Uhr wirkte erstmals der Bescheid des Rother Gesundheitsamts. Demnach darf das Bad nur noch 1500 Gästen pro Tag den Eintritt gewähren.

Diese Regelung geht auf eine Anordnung des Gesundheitsamtes Roth aus dem September des vergangenen Jahres zurück. Hygienekontrolleur Manfred Lieb vom Gesundheitsamt sagt dazu: "Wir sind für die Gesundheit der Bevölkerung verantwortlich." Und das Sicherstellen der Wasserqualität sei ein Teil dieser Aufgabe. "Deshalb mussten wir für das Freibad in Allersberg die Besucherzahl pro Tag auf 1500 deckeln."

Daran zu halten hat sich Ludger Harbke. Er ist Bademeister und Betriebsleiter des Freibades in Allersberg. Und er war auch dabei, als am Sonntagnachmittag die Tore dicht gemacht wurden. Gegen 15 Uhr hätten die Mitarbeiter niemanden mehr durch die Eingangstür lassen dürfen. Harbkes Ansicht nach hätten die meisten Badegäste von der Auflage gewusst. So sei die Anordnung des Gesundheitsamts in einem Schaukasten ausgehängt worden. Außerdem wurde das Thema im Herbst 2016 auch im Marktgemeinderat behandelt. Doch dass es schon so früh in der neuen Badesaison einen solchen Einlasstopp gibt, damit habe niemand gerechnet. Der Wert von 1500 Besuchern wurde laut Gemeindeverwaltung in der vergangenen Freibadsaison nur an fünf Badetagen erreicht und über die letzten Jahre gesehen an maximal zehn Tagen pro Jahr überschritten.

Gleichwohl weiß Bademeister Ludger Harbke ganz genau, dass die Technik im Allersberger Freibad dringend sanierungsbedürftig ist. Viel Kubikmeter Frischwasser gingen jeden Tag über das undichte Becken verloren. Die Marktgemeinde als Betreiber und das Gesundheitsamt hatten im vergangenen Jahr auch schon eine einmalige 24-Stunden-Wasserüberwachung vorgenommen. Das Ergebnis: Die alte Anlage aus dem Jahr 1966 ist nicht mehr gut genug für besucherstarke Tage im Freibad. Die Qualität des Wassers sei bei dieser Überwachung zwar zu keinem Zeitpunkt schlecht gewesen. Aber die Garantie, dass immungeschwächte Menschen auch bei über 1500 Badegästen so gesund aus dem Wasser steigen, wie sie hineinspringen, war nicht mehr gewährleistet.

Die Anordnung des Gesundheitsamtes gilt laut der Behörde so lange, bis die Gemeinde etwas an den Umständen des Freibades verändert. Gestaltet ist die Regelung folgendermaßen: Wenn der 1500. Gast an einem Tag das Tor passiert hat, wird keiner mehr eingelassen - unabhängig davon, ob Gäste wieder gehen. Das heißt, es kommt nicht auf die aktuelle Anzahl der Badegäste, sondern auf die Gesamtanzahl der Besucher am jeweiligen Tag an. Unwichtig ist bei dieser Anordnung also auch, ob die Besucher tatsächlich ins Becken steigen. Das Gesundheitsamt kontrolliert nicht nur, ob die Besuchervorgabe eingehalten wird, sondern auch immer wieder die Wasserqualität und Schwimmbadtechnik. Bei gutem Wetter und entsprechend vielen Gästen ungefähr einmal pro Woche.

Die Marktgemeinde Allersberg reagierte auf die unangenehme Situation erst mit Verspätung. Erst seit Montagmorgen ist auf der Internetseite des Marktes zu finden, dass "aufgrund des Alters unserer Freibadanlage und zum Schutz unserer Badegäste" die Besucheranzahl für die aktuelle Freibadsaison auf 1500 Gäste pro Tag beschränkt sei. Die Auflage des Gesundheitsamtes gibt es allerdings schon seit September 2016. Bürgermeister Bernhard Böckeler spricht von einer "nicht optimalen Kommunikation von unserer Seite".

Vor der Saisoneröffnung vor wenigen Wochen wurde nur bekannt, dass ganz gewöhnliche Frostschäden angepackt werden mussten. Auch die Filteranlage, die dafür sorgt, dass das Beckenwasser sauber ist und umgewälzt werden kann, musste repariert werden. Eine trübe Färbung des Wassers hatte in den letzten Betriebstagen des vergangenen Jahres gezeigt, dass der Filter seinen Dienst aufgegeben hat.

Ungeachtet der vielen Mängel im Allersberger Freibad verteidigt Bürgermeister Bernhard Böckeler das Vorgehen, das Bad geöffnet zu lassen. Die Gemeinde selbst habe im vergangenen Jahr, als die Trübung des Wassers festgestellt wurde, das Gesundheitsamt eingeschaltet, so Böckeler. Dass die Technik des Freibades zur Aufbereitung des Wassers nicht mehr optimal ist, sei keine Überraschung gewesen. Die Filter hätten nur die erforderliche Größe für 1500 Badegäste. Andernfalls sei der Chlorwert nicht ausreichend.

Die Deckelung der Badegäste durch das Gesundheitsamt sei dann allerdings schon eine Überraschung für die Betreiber gewesen. Im Anschluss an die Auflage habe man bei der Gemeinde eine Arbeitsgruppe Freibad gegründet, die nächste Woche wieder tage. Besetzt ist die Arbeitsgruppe mit Mitgliedern des Gemeinderats, einem Fachingenieur und Vertretern des Gesundheitsamtes. Mit dem Bescheid des Gesundheitsamtes habe die Gemeinde einige Auflagen erhalten, die sie alle bis zum Jahresbeginn erfüllt hätten - etwa die Instandsetzung der Filteranlage.

Die vielen Mängel dürften aber kein Dauerzustand sein, das sieht auch der Bürgermeister ein. Aber bei einer Sanierung oder gar einem Neubau des Bades schätzt die Arbeitsgruppe die Investition auf etwa vier Millionen Euro.

Für die anderen Freibäder im Landkreis gibt das Gesundheitsamt dagegen Entwarnung: In Heideck, Hilpoltstein, Roth und Thalmässing seien die Wasseraufbereitungsanlagen noch relativ neu und es gebe keine Beanstandungen, sagt Lieb. Natürlich sei ein Bad, wenn es im Betrieb ist, nie zu 100 Prozent sauber. Aber Mängel wie in Allersberg würden nirgendwo festgestellt.

Um Szenen wie am Sonntag zu verhindern, als Gäste an der Allersberger Freibadtür abgewiesen werden mussten, sind der Bademeister und die Gemeindeverwaltung auf die Idee gekommen, eine Art Besucherzähler auf der Internetseite des Marktes zu installieren, damit die Besucher schon zu Hause die Lage abschätzen können.

Geholfen hätte ein solcher Besucherzähler auch Yvonne Günther. Sie war am Sonntag mit ihrem Sohn im Allersberger Freibad. Ihr Mann allerdings, der nach der Arbeit nachkommen wollte, musste draußen bleiben. Die ganze Familie hat sich heuer eine Dauerkarte zugelegt, um das Bad zu unterstützen. Nun hat sie vor allem Angst um "ihr" Freibad: "Wir kommen hier seit 30 Jahren her und ein Allersberg ohne Freibad können wir uns nicht vorstellen." Überlegt wird jetzt eine Unterschriftenliste, um das Freibad zu retten.