Alfershausen
Zum Silberjubiläum kommt der "Diddlasbatscher"

Monika und Jörg Messerer feiern 25-Jähriges mit einer Choroper, bei der die Zuschauer mitmachen Notar in Spiellaune

27.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:25 Uhr

Foto: Jürgen Leykamm

Alfershausen (HK) Nur zum Konsumieren ist der Auftritt des Weißblauen Komödchens in Alfershausen nicht gedacht, schon gar nicht in der Jubiläumsvorstellung. Die Gäste sind selbst Teil der "Choroper" - und dürfen lauthals mitsingen, kleine Rollen übernehmen und gar Ballett tanzen.

Mit einer großen Kuhglocke läutet Jörg Messerer den Jubiläumsauftritt ein, während Ehefrau Monika noch an den Keyboards herumtüftelt. Musik gehört natürlich dazu bei der Choroper. Dabei ist erst gar nicht klar, ob es sich vielleicht nicht doch um "koa Oper" handelt. Beides ist richtig. Denn wer mit der Erwartung hierher gekommen ist, um Mozarts Meisterwerk "Don Giovanni" zu erleben, der bekommt wohl den Kulturschock seines Lebens. Alle anderen aber sind hellauf begeistert.

Der Untertitel "Der Diddlasbatscher von Beilngries" verrät, wohin an den beiden Abenden die Reise geht. In Richtung "Operngaudi" nämlich, der sich das Weißblaue Kommödchen verschrieben hat, als welches das Ehepaar Messerer nun seit einem Vierteljahrhundert durch die Lande zieht. Seinen Anfang aber nahm alles in Alfershausen. Und bis heute sind die Auftritte in der Keimzelle ihrer beider Erfolgs etwas ganz Besonderes. Deutlich wird dies auch an gleich zwei Jubiläumsabenden, bei denen die beiden Gesangsprofis mit internationaler Bühnenerfahrung jeden der Gäste einzeln begrüßen, mit ihnen so manches Pläuschchen halten und viele von ihnen und ihre Geschichten kennen. Was beeindruckt, denn die treuen Fans kommen aus dem ganzen Bundesgebiet - und werden auch gerne in die Show eingebunden.

Da gibt es etwa den "Preiß aus Hannover", der aber bestens integriert ist, weil er zum Ausgleich eine Wienerin geheiratet hat. Und da wackelt das "Nummerngirl" aus dem Allgäu mutig durch den Saal. Natürlich existieren auch einheimische Anhänger, wie etwa Anton Nagel und seine Frau Anne aus Thalmässing. Das eine Ehepaar ist ein Fanduo der ersten Stunde, das von dem musikkabarettistischen Humor des anderen - also der Messerers - fasziniert ist. Und dieses scheut sich nicht, sich gerade zu den beiden Jubiläumsvorstellungen eines tragischen Stoffs anzunehmen, der sich elementarster Themen wie Liebe, Sex, Tod und Geld verschreibt. Don Giovanni ist "ein Graf, ein Weiberheld und gar net brav". Und außerdem "stinkreich und gamsig". Oder eben auf deutsch: "sexorientiert", wie Monika und Jörg Messerer es so schön sagen.

Natürlich gehört zu einer Oper auch eine Ouvertüre, für die die Messerers gekonnt verschiedene Melodien kombinieren und bei Frank Sinatra starten, jedoch über den "Schanzer Marsch" beim "Alten Peter", der Münchner Stadthymne, landen. Das Paar entführt erst in eine Beilngrieser Kneipe, wo Schafkopf gespielt wird. Und eine Preußin sich fragt, warum das Spiel denn nicht "Saukopf" heißt, wenn die "Eichel Sau" und andere Trümpfe diesen Schluss doch zulassen würden. Die Frage ist eigentlich gar nicht so dumm, doch einem "Preißn" recht geben? "Gar nie nicht!" Und schon wartet die Annamirl sehnsüchtig auf ihren Ottokar, doch stattdessen springt ihr Don Giovanni in die Arme, den sie aber gleich mit einer Mistgabel standhaft vertreibt. Bei der Jagd nach dem Weiberhelden aber läuft der Vater der jungen Dame ins Messer des Grafen, der daraufhin zynisch "Good bye Johnny" anstimmt - eine DDR-Hymne, für die der Komponist Peter Kreuder nie Tantiemen bekommen habe. Das erzählt Jörg Messerer, Kreuder habe ihm dies nach ein paar Bier anvertraut.

Er und seine Frau schlüpfen indes unter immer mehr Hüte, die die jeweiligen Protagonisten symbolisieren. Die von Monika gegebene Amanda, die bayerisch zu sprechen versuchende Preußin, ist eine von ihnen. Auch sie ging einst dem Grafen auf den Leim. Ihr Rachegedanke: "Dawuzelst ghörst!" Doch der Adressat dieses unfrommen Wunsches ist schon auf der Jagd nach dem nächsten Weiberrock und singt lauthals: "Her mit Dir, Du Henna, der Diddlasbatscher is do!" Als solcher spannt er doch glatt seinem eigenem Laffenauer Jäger, dem "Hias", dessen Braut, aus, die Zensi aus Beilngries. Don Giovanni lädt alle auf sein Schloss in Bad Tölz - und auch die Fans aus Fribertshofen (wo die Messerers, die einst in Greding heirateten, einige Jahre wohnten), die mit lautem "Hou, Hou, Hou, Hou, die Oberfoiz is dou" durch den Saal marschieren. Beim Fest aber sucht der Graf sein Messer, das ihm ein Quartett als Tatwaffe gerne serviert: Annamirl, der Geist ihres Vaters, Ottokar und Amanda. Der Mord wird offenbar, die Flucht zum Friedhof hilft Don Giovanni nichts - ein Blitz verwandelt ihn dort in einen Aschehaufen.

Während der gesamte Dramaturgie sind es immer wieder die Gäste, die unterstützen dürfen. Schreien, singen, deklamieren, einzeln oder als Gruppe - das Publikum ist gefragt. Der Hilpoltsteiner Notar Rüdiger Dietel glänzt sogar in einer Vierfachrolle. Das Mitsingen indes fällt viel leichter als gedacht. Denn Gassenhauer und Klassiker jedes Genres werden von den Messerers gekonnt in das Stück eingebaut. Die obligatorische "Polizeistund" (der Gefangenenchor aus "Nabucco") darf auch beim Silberjubiläum nicht fehlen.