Alfershausen
Nur wenige Meter vom Weiher bis zum Teller

Bayerns Fischer und Teichwirte steigen für Start des Karpfenjahrs in kaltes Alfershausener Teichwasser

21.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:16 Uhr

Ins kalte Wasser steigen Teichwirt Thomas Winkler, Günter Gabsteiger, Volker Bauer, Albert Deß, Ernst Schuster und Marlene Mortler (von links). Die Jagdhornbläser umrahmen die Veranstaltung und Weinprinzessin Miriam schenkt Wein aus. Auch die Fische bekommen von Dekan André Hermany und Pfarrerin Beate Krauß fränkischen Wein - aber nur einen Schluck. ‹Œ - Fotos: Karch

Alfershausen (HK) Mit dem Einsetzen von sogenannten K2-Karpfen in einen Weiher in Alfershausen haben Bayerns Teichwirte und Fischer gestern das Karpfenjahr 2017 eröffnet. Und danach nur wenige Meter entfernt in der Gastwirtschaft Winkler gleich getestet, wie gut heimischer Fisch schmeckt.

"Trocken oder halbtrocken" Egal, welche Antwort die fränkische Weinprinzessin Miriam auf ihre charmante Frage bekommt, trocken ist bei dieser Veranstaltung gar nichts. Und nicht nur deshalb, weil sie inmitten einer idyllischen Weiherlandschaft am Ortsrand von Alfershausen stattfindet und die königliche Hoheit aus dem Steigerwald und Artur Steinmann, der Präsident des Fränkischen Weinbauverbands, Silvaner und Scheurebe kredenzen, sondern weil der offizielle Karpfenbesatz eine Kultveranstaltung ist.

Eingeladen haben dazu der Verband der Bayerischen Berufsfischer (VBB), der Fischerzeugerring Mittelfranken und die Teichgenossenschaft Schwabach-Roth. Gekommen sind so viele Präsidenten, Exzellenzen, Prinzessinnen, Königinnen, Politiker und Berufsstandsvertreter, dass es gar nicht ins Gewicht fällt, dass Landwirtschaftsminister Christian Schmidt, der Schirmherr der Veranstaltung, nicht dabei sein kann. Schließlich ist die Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler eine mehr als würdige Vertretung - auch deshalb, weil sie bekennende Karpfenliebhaberin ist. Sie liebt ihn mit doppelter Panade und goldgelb gebacken. Deshalb gibt sie auch unumwunden zu: "Ich bin auch wegen des zweiten Teils gekommen." Die Umstehenden nicken schmunzelnd und verstehend, denn auch sie freuen sich auf das angekündigte Essen im Gasthaus Winkler.

Wie kurz der Weg vom Weiher auf den Teller sein kann, erleben die Teilnehmer der Veranstaltung gestern nämlich auch: Denn die Karpfen für die Gastwirtschaft kommen aus deren eigenen Weihern. Und weil Thomas Winkler auch Mitglied des Fischerzeugerrings Mittelfranken ist, hat man für den Start in das Karpfenjahr heuer den angestammten Platz im Aischgrund verlassen und Alfershausen ausgewählt. Marlene Mortler hat sich schlaugemacht und weiß, dass es in Bayern 5000 Teichwirte gibt, die rund 6000 Tonnen Karpfen im Jahr ernten. "Das sind immerhin 50 Prozent der Menge in ganz Deutschland." Deshalb sei es auch wichtig, dass die bayerische Regierung ihren Beitrag leiste, damit die Teichwirte investieren könnten. Nachdrücklich fordert sie ein "Kormoranmanagement", das bisher vom Bundesumweltministerium ausgebremst werde. Für die Abgeordnete aus Lauf hat die Teichwirtschaft aber auch noch eine ganz andere Bedeutung: "Wenn ich im Flugzeug über Nürnberg kreise und die Weiher sehe, weiß ich, dass ich daheim bin."

Damit es auch in einigen Jahren diese Teichwirtschaft noch gibt, muss sich nach den Worten von Albert Deß, Mitglied des Europäischen Parlaments und VBB-Präsident, einiges tun. Denn trotz guter Karpfenernte im vergangenen Jahr plagen die Teichwirte und Fischer Sorgen. Die "gefräßigen Konkurrenten" wie Grau- und Silberreiher, Kormoran oder auch Fischotter und Biber machen ihnen das Leben schwer. Der Bestand der Kormorane habe sich von 6000 Brutpaaren auf über ein 1 Million erhöht und auch der ganzjährig unter Schutz stehende Silberreiher habe sich "dramatisch vermehrt". Deß fordert deshalb, dass man den Mut haben müsse, solche Vögel nicht mehr unter Schutz zu stellen.

Günter Gabsteiger, Vizepräsident des Verbands Bayerischer Berufsfischer und Vorsitzender des Fischerzeugerrings Mittelfranken, packt die Begrüßung der Gäste aus allen Bereichen der Fischereiverbände, der Teichwirte, der Politik und der Behörden in launige Worte. Und er sorgt sich angesichts des Weinausschanks darum, wie Marlene Mortler, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, dieses Trinken wohl aufnimmt. Die gesteht, dass auch sie gerne einmal einen Schluck Wein oder Bier trinkt, weil das zum Genießen gehöre. "Beim bestimmungsgemäßen Gebrauch von Alkohol stehen wir auf der guten Seite", sagt sie augenzwinkernd.

Eingeladen zu dieser Kultveranstaltung haben die Organisatoren auch Pfarrerin Beate Krauß aus Alfershausen und den Fürther Dekan André Hermany, "weil dann die Pfarrer schuld sind, wenn die Karpfenernte schlecht ist", wie Gabsteiger den Hintergedanken erklärt. Die beiden Geistlichen sprechen von der Fülle, die Gott den Menschen mit der Natur gegeben habe, aber auch von der Verantwortung, diese Schöpfung zu bewahren. Dekan Hermany ist ganz großzügig und schüttet Wein in den Weiher, - für die Karpfen. Aber nur einen Schluck. "Ich bin zwar katholisch, aber nicht blöd", sagt er unter dem Gelächter der Umstehenden und gießt sich selbst ein Gläschen ein.