Alfershausen
Mit gelbem Heft zum grünen Gebiet

Düngeverordnung steht bei den Pflanzenbautagen im Fokus - Software soll Hilfestellung geben

11.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:58 Uhr

−Foto: Patrick Pleul (Pleul Patrick)

Alfershausen (HK) Im vergangenen Jahr ist die neue Düngeverordnung (DÜV) nach langem zähen Vorlauf endlich in Kraft getreten. Bei der Umsetzung der Vorgaben soll den Landwirten eine Software helfen, die allerdings erst Ende Januar zur Verfügung steht, was für Nervosität sorgt. Und für einen großen Andrang am Ersten von zwei Pflanzenbautagen im Landkreis Roth.

Bei der ersten Veranstaltung drängten über 100 Besucher in den damit sehr gut gefüllten Saal des Alfershausener Gasthauses "Winkler". Das neue Regelwerk "müssen Sie noch nicht ganz verstehen", sagte Reinhold Weber den Gästen im Thalmässinger Ortsteil bei seinem Referat. Es brauche Zeit, die Neuerungen zu verinnerlichen, so der Experte vom Fachzentrum Agrarökologie beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Uffenheim.

Damit war klar, dass sich auch diese Bestimmungen nicht durch allzu große Einfachheit auszeichnen. So gilt es etwa bei der Ermittlung des Bedarfswerts an Stickstoff die Bodenart zu berücksichtigen, die angebaute Vor- und Zwischenfrucht, die Gaben organischer Düngung im Vor- und Frühjahr, aber auch die Bestandsentwicklung. Letzteres wiederum könnte sich für die Landwirte als "Schlupfloch" erweisen, sagte Weber. Besage sie doch, dass bei ungünstiger Witterung auch mal mehr gedüngt werden dürfe, als eigentlich vorgeschrieben. Wie welche Gülle samt Ausbringverlusten zu bewerten ist, ergibt sich aus einer Tabelle. Bei der Biogasgülle gelten wieder andere Maßstäbe, wie der Referent verdeutlichte.

Doch um die Berechnungen selbst brauche man sich nicht zu kümmern, nur das Richtige in das neue EDV-Programm müsse eingegeben werden. "Eigentlich können Sie gar nichts falsch machen", erklärte der Referent. Die Software sei allerdings erst zum Monatsende verfügbar. Was viele Landwirte ärgere, da sie gerade jetzt Zeit hätten, das Programm mit den Werten für die Frühjahrsdüngung zu füttern, was in ein paar Wochen schon wieder ganz anders aussehe. Natürlich aber sei es genauso möglich, mittels des Düngeleitfadens (kurz "Gelbes Heft" genannt) auch handschriftlich vorzugehen. Werde alles beachtet, könne die Region ja 2019 vielleicht zu einem "grünen Gebiet" werden, zeigte sich Weber zuversichtlich. Bei einem solchen würden dann nach DÜV die Vorgaben nicht mehr so streng sein. Überhaupt seien die Prüfer aber dazu angehalten, bei ihren Kontrollen "den eigenen Verstand einzuschalten und nicht nur nach Zahlen und Prozenten vorzugehen", machte Weber auch klar. Oberstes gemeinsames Ziel sei es, nicht dem Papier Genüge zu tun, sondern die Gewässer vor überschüssigen Nährstoffen zu schützen. Was ja auch im Sinne des Landwirts sei: Denn der Überschuss belastet nicht nur die Natur, sondern bringe auch keine Ertragssteigerungen und koste nur Geld.

Einiges wollte den Anwesenden an den neuen Vorgaben trotzdem nicht so richtig schmecken. So könne es im Einzelfall etwa sein, dass ein Bauer eigene Gülle ver- und Mineraldünger zukaufen muss, um ihnen gerecht zu werden. Auch der erkennbare erzieherische Druck weg von der Herbst- hin zur Frühjahrsdüngung sowie zu vorgeschriebener Ausbringungstechnik stieß auf Kritik. Eine Konzentration auf den Frühling sei weder für die Böden noch für die Akzeptanz in der Bevölkerung gut. Zudem führten beide Kritikpunkte dazu, dass vorwiegend überbetrieblich mit großen und damit schweren Maschinen gedüngt werde - zu Lasten des Bodens. Hier sei aber das letzte Wort noch nicht gesprochen, beruhigte der Rother AELF-Chef Werner Wolf die Gemüter.

Harald Mayer vom Fachzentrum Pflanzenbau beim Ansbacher Amt gab in Alfershausen Tipps zur Bekämpfung von Maisschädlingen. In drei Jahren maximal zweimal Mais auf derselben Fläche anbauen, halte den Maiswurzelbohrer auf Abstand und der Maiszünsler habe seine Probleme mit Schlupfwespen, die via Multicopter auf den Acker gelangen. Sorgen bereiteten dem Referenten die zunehmenden Resistenzen der Getreideschädlinge gegen Pflanzenschutzmittel, zumal die Aussicht auf neue Wirkstoffe eher trüb sei. Die, die es schon gebe, solle man möglichst sparsam einsetzen und den Befallsdruck ackerbaulich reduzieren - durch die passende Sortenauswahl oder entsprechende Bodenbearbeitung.

Wie es gehen kann, machte Markus Hölzel deutlich. Der Vorsitzende des Verbands für landwirtschaftliche Fachbildung Roth-Thalmässing hat etwa mit dem berüchtigten "Fuchsschwanz" aufgrund wechselnder Fruchtfolge keine Probleme. Beim Maisanbau riet Manfred Pöhmerer vom Erzeugerring Mittelfranken in seinem Vortrag, auf Zwischenfrüchte zu setzen, um offenen Boden zu vermeiden und damit die Erosionsgefahr zu bannen. Senf, Ölrettich & Co sorgten zudem für einen guten Humusgehalt, eine Konservierung des Stickstoffs und erhöhte biologische Aktivität. Bei Maßnahmen wie dem Anlegen von Randstreifen entlang von Gewässern lohne es sich Fördermittel aus dem Bayerischen Kulturlandschaftsprogramm (Kulap) zu beanspruchen. Entsprechende Anträge können laut Werner Wolf noch bis Freitag, 23. Februar, gestellt werden.