Alfershausen
Generation Golf

VW-Fan Thomas Richter aus Alfershausen nimmt heuer mit seinem 300-PS-Boliden an Bergrennen teil

23.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:26 Uhr

Alfershausen (HK) Thomas Richter aus Alfershausen hat heuer große Pläne: Er nimmt zum ersten Mal an der Bergcup-Rennserie teil. Dafür hat er über drei Jahre lang einen Golf I zum Rennauto umgebaut und einen sechsstelligen Betrag investiert. Gefahren ist er mit dem Auto bisher noch nie.

Bergrennen waren früher in der Region sehr beliebt. Doch dann passierte 1994 beim Eurohill-Rennen auf der Ortsverbindungsstraße zwischen Obermässing und Kleinnottersdorf das Unfassbare: Drei Menschen kamen ums Leben, nachdem ein Rennauto in eine Zuschauergruppe gerast war. Danach war Schluss mit den Bergrennen in Obermässing.

Thomas Richter (47) kommt aus Alfershausen und lässt sich von solchen Geschichten nicht davon abbringen, heuer zum ersten Mal in seinem eigenen Rennauto an Bergrennen teilzunehmen. Drei Jahre lang bastelt er schon mit Freunden in seiner Garage daran, einen Golf I renntauglich zu machen. "Nur das Grundchassis und die Türgriffe sind noch original vom Golf", sagt Richter.

Insgesamt hat er einen sechsstelligen Betrag in das Auto investiert. Der Motor stammt von einem Audi aus dem Super-Tourenwagen-Cup und hat etwa 300 PS. Innen ist das Auto komplett ausgeschlachtet. Nur noch ein Fahrersitz, Lenkrad und Schaltknüppel sowie ein bisschen Elektronik finden sich darin. Der Grund: Richter startet in der Klasse bis zwei Liter Hubraum. Dort ist ein Mindestgewicht von 790 Kilogramm erlaubt. "Mit modernen Autos wäre dieses Gewicht gar nicht zu erreichen", erklärt Richter seine Wahl des Golf I, eines seiner Jugendautos.

Zudem ist er bekennender VW-Fan. Markenhass kenne er aber nicht. "Ich habe auch einen Freund, der Opelaner ist", verrät Richter. Im Gegensatz zu Formel-1- oder DTM-Rennen finden Bergrennen nicht auf einer Rennstrecke, sondern auf echten Straßen statt, die für diesen Zweck gesperrt werden. Die Länge variiert von 1,8 bis 5,5 Kilometern. Im Abstand von 30 Sekunden starten die Fahrer. Überholmanöver sind auf den engen Straßen nicht erlaubt. Sollte ein Fahrer auf das vorausfahrende Auto auffahren, müssen beide neu starten. Bei jedem Rennen gibt es zwei bis vier Läufe, von denen die schlechteste Zeit gestrichen wird. Die Bergrennen finden immer am Wochenende statt. Samstags trainieren die Fahrer, am Sonntag ist das Rennen.

"Die Zuschauer können sich mit der Technik bei Bergrennen mehr identifizieren als bei der Formel 1 oder der DTM", sagt Richter. Das liege zum einen daran, dass es sich um Autos handle, die vor dem Umbau eine Straßenzulassung hatten. Zum anderen sei die Atmosphäre an den Rennwochenenden sehr familiär. "Es ist ganz leicht, mit den Fahrern in Kontakt zu treten", erzählt Richter, der bisher nur als Zuschauer bei Bergrennen dabei war. Zwischen 20 000 und 50 000 Zuschauer kämen in der Regel zu den Rennen.

Richters Frau Silke steht voll hinter ihrem Mann und seiner Leidenschaft für Motorsport. Ohne Unterstützung der Familie sei es gar nicht möglich, so ein Hobby auszuüben, da er "tausende Stunden" an dem Auto gearbeitet habe. Im Gegenzug unterstütze er seine Frau bei ihrem Hobby, dem Hundesport, sagt der Mobilfunkmesstechniker. Genauso wichtig wie die Unterstützung seiner Frau seien seine Freunde. Durch ihre Berufe Maschinenbauer, Schlosser und Kfz-Techniker komme viel Know-how zusammen. Bei den Rennen werden die Freunde als Mechaniker mit dabei sein.

Bis Richter bei einem Bergrennen an den Start gehen kann, ist noch ein bisschen Arbeit nötig. Zunächst muss das Auto lackiert werden. Richter hat sich für Mandarin-Orange mit schwarzer Dekoration entschieden. Dann müsse der Motor auf den Prüfstand. Zudem brauche er auch noch eine Wagenpassabnahme. Zum Auftakt der Bergcup-Serie Ende April wird das Auto noch nicht fertig sein. "Wir werden erst im Juni einsteigen", berichtet Richter. Bei welchem Rennen das sein wird, wisse er noch nicht.

Das erste Jahr sehe er vor allem als ein Übungsjahr. "Ich weiß, dass ich erst einmal nichts gewinnen werde", sagt Richter. Wichtiger sei zunächst zu schauen, wie das Auto funktioniert. Keinesfalls will Richter seine Investition durch einen Unfall gefährden. Denn dass Bergrennen nicht ganz ungefährlich sind, ist spätestens seit dem tragischen Eurohill-Rennen bekannt.