Alfershausen
Applaus für den Karpfenkönig

Teichgenossenschaft Schwabach-Roth blickt in Alfershausen auf ein gutes Jahr zurück Fischotter als neue Gefahr

18.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr

Seiner Begeisterung für den Karpfen aus Franken verleiht der Bezirksrat Robert Gattenlöhner (2.v.r.) bei den Teichgenossen mit einem Banner Ausdruck - sehr zur Freude des Vorsitzenden der Teichgenossenschaft, Landrat Herbert Eckstein, Beisitzer Johann Breindl, des stellvertretenden Vorsitzenden Peter Metka und des Leiters des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Werner Wolf (v.l.). - Foto: Leykamm

Alfershausen (HK) Fränkischen Karpfen zu essen, ist angesagt. Das merken auch die Teichgenossen in der Region, wie in ihrer Jahresversammlung in Alfershausen deutlich geworden ist. Und so gab es dort viele zufriedene Gesichter.

Von den vielen und meist guten Zahlen, die es bei der Jahresversammlung der Teichgenossenschaft Schwabach-Roth zu vermelden galt, stach eine besonders hervor. Die hatte zwar mit den Mitgliedern direkt nichts zu tun, wohl aber mit ihren Produkten: 31 Karpfen habe er in der aktuellen Saison bereits verspeist, erklärte der Bezirksrat Robert Gattenlöhner (Die Franken) stolz den Anwesenden. Damit dürfte ihm der inoffizielle Titel des Karpfenkönigs sicher sein, aus Begeisterung hielt er demonstrativ eine signifikante "echt fränkisch"-Fahne hoch.

Applaus für solch ein Ernährungsverhalten gibt es auch von Greenpeace. Denn die Umweltorganisation hat verkündet, dass der Karpfen weltweit der einzige Fisch sei, den man guten Gewissens verzehren dürfe. So berichtete es zumindest Martin Oberle von der Höchstädter Außenstelle für Karpfenteichwirtschaft der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Derzeit erforscht er mit seinem Team die Optionen der Naturdüngung.

Mit erstaunlichen Ergebnissen. So senke etwa Stroh den ph-Wert der Gewässer, was sich auf diese positiv auswirke. Überhaupt habe festgestellt werden können, dass fachgerechte Düngung der Teiche "keine Verschlechterung der Wasserqualität" mit sich bringe. Eine neue Sauerstoffsonde ermögliche zudem bessere Untersuchungen unter Wasser. Diese hätten ergeben, dass tagsüber auch bei Sonnenschein der Sauerstoffgehalt ab einer Tiefe von 80 Zentimetern absinke und erst nachts wieder zunehme. Der Referent erklärte das Phänomen mit der kälteren Temperatur. Erst nachts, wenn sich warmes, sauerstoffreiches Oberflächenwasser mit dem der tieferen Schichten mische, steige auch dort die Konzentration des lebenswichtigen Gases wieder an. Das Problem für den Karpfen während des Tages: Er kann nicht zum Teichboden tauchen, um dort zu fressen und muss deswegen oben schwimmen - "nicht weil es ihm dort so gefällt", wie fälschlicherweise viele Menschen meinten. Dem nötigen Wasseraustausch könne man etwa mit Belüftung etwas nachhelfen, die aber auch nur tagsüber sinnvoll sei, wie es die Messungen ergeben hätten. Es könnte schon genügen, den Uferbewuchs zu kappen, um stärkeren Windeinfall zu gewährleisten.

Auf eine andere Gefahr für das Wohl der Karpfen wies Johannes Bachmann vom Fischgesundheitsdienst hin: die durch einen Virus verursachte Schlafkrankheit, die für die Frühjahrssterblichkeit verantwortlich sein könnte - so legten es die Untersuchungen nahe. Leider aber gebe es noch keine Therapiemöglichkeit, man erhoffe sich aber heuer neue Erkenntnisse. 2016 sei an sich ein "seuchenarmes Fischjahr" gewesen.

Auch der Wasserreichtum habe die Karpfenwirtschaft begünstigt, wie der Beisitzer im Vorstand der Teichgenossenschaft, Johann Breindl - zugleich Besitzer des Kauerlacher Weihers - ausführte. Erst habe zwar oft nachgefüttert werden müssen, weil zu befürchten war, die Tiere könnten das Soll-Gewicht von eineinhalb Kilogramm nicht erreichen. Doch dann sei der Sommer sechs Wochen länger als erwartet gewesen und die Karpfen hätten sich so teilweise über die Zweikilogrammmarke gefressen.

Damit sind viele schon zu groß und zu schwer, doch könnten sie dank der vielfältigen Zubereitungsoptionen noch gut verarbeitet werden, wie Monika Schmidt bestätigte, Kreisvorsitzende das Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes. Breindl selbst ist zugleich Pionier der Teichgenossen bezüglich des neuen Förderprogramms EMFF, das 50 Prozent Förderquote verheißt - "das bekommt man so schnell nicht wieder". So stellte er als Erster einen 13-seitigen Antrag. Mit Erfolg. Freilich müsse man auch den Sinn einer Investition begründen, der entweder in einer Ertragssteigerung oder einer Produktionskostensenkung liegt. Sogar ein vorzeitiger Maßnahmenbeginn sei ihm genehmigt worden - und das innerhalb einer Woche.

Mit ersten Auszahlungen sei Mitte des Jahres zu rechnen, betonte Ernst Schuster, der Fischereibeauftragte des Bezirkstags. Auf ein Minus von fast 1000 Euro in der Kasse der Teichgenossenschaft hingegen musste Geschäftsführer und Kassier Jens Simson verweisen. Auch die Zahl der Mitglieder sei auf 225 gesunken. Allerdings hätten neben sechs Kündigungen im vergangenen Jahr auch zwei Neuaufnahmen verbucht werden können. Mit der Arbeit der Führungsriege jedenfalls schienen die Versammelten mehr als zufrieden. In einer sehr straffen Wahl wurde sie für die nächsten drei Jahre wiedergewählt.

Gute Nachrichten aus München brachte der Landtagsabgeordnete Volker Bauer mit. Die Kormoranverordnung habe gegriffen, derzeit würden in keinem anderen Bundesland so viele Vögel geschossen wie in Bayern. Allerdings werde nun der Fischotter zum Problem, er habe in der Oberpfalz schon Besitzer von Teichanlagen zur Aufgabe gezwungen.