Abenberg
Weit über dem Durchschnitt

Handwerkskammer tagt erstmals in Abenberg Wieder mehr Lehrlinge

28.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:37 Uhr

Handwerk im Zeichen der Burg: Erstmals tagte eine Vollversammlung der Handwerkskammer Mittelfranken in Abenberg. - Foto: Leykamm

Abenberg (HK) In den Handwerksbetrieben des Bezirks brummen die Geschäfte, der Aufwärtstrend hält bereits sieben Jahren in Folge an. Der Schönheitsfehler dabei: Trotz dieses Trends sank die Zahl der Ausbildungsverträge. Dieses Jahr zeichnet sich eine echte Kehrtwende ab.

Das war eine der guten Botschaften bei der Vollversammlung der Handwerkskammer für Mittelfranken auf Burg Abenberg, wo sie erstmalig zusammen kam. Das könnte sich wiederholen, handelt es sich hier doch um "einen der schönsten Tagungsorte weit und breit", befleißigte sich in seiner Begrüßung Bürgermeister Werner Bäuerlein die Werbetrommel zu rühren. Als Arbeitgeber, Ausbilder und Steuerzahler sei das Handwerk für die Kommunen ein wichtiger Partner, betonte Bäuerlein weiter. Es sei auch eine der Hauptakteure bei der Integration von Flüchtlingen. "Geben Sie den jungen Menschen eine Chance", appellierte der Rathauschef.

Die Stadt geht mit gutem Beispiel voran und beschäftigt am Bauhof einen Asylbewerber, was sich sehr bewährt habe. "Wir müssen sie möglichst bald in Lohn und Brot bringen", pflichtete der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Elmar Forster, dem Hausherrn bei. Bereits jetzt hätten 60 aus ihren Heimatländern geflohene in Mittelfranken eine Ausbildung begonnen. Die Chefs seien "fast alle begeistert." Jene Azubis seien "die Lieblinge der Mitarbeiter und der Unternehmer," so Forster. Für jene unversorgten Flüchtlinge, die derzeit keinen Deutschunterricht bekämen, wolle man diesen für 15 000 Euro jährlich finanzieren. Und den jungen Menschen dabei auch das Handwerksdeutsch beibringen, damit sie wissen, "was ein Hammer, ein Meißel oder ein Seitenschneider ist."

Zudem habe die Kammer das Personal aufgestockt, erklärte Vizepräsident Christian Sendelbeck. So gäbe es nun eine Ausbildungs-Akquisateurin und -managerin sowie eine Willkommens-Lotsin für die Flüchtlinge. Auch was die Entwicklung der heimischen Azubis anbelangt, könnte der Damm nun endlich gebrochen sein. In diesem Jahr nämlich sind 1139 neue Auszubildende in Mittelfranken unter Vertrag. Das erhöht die Gesamtzahl um satte 14 Prozent auf 9221. "Ein enormer Anstieg", zeigte sich Sendelbeck erfreut.

Mit dieser Steigerungsrate "liegen wir derzeit weit über dem bayerischen Durchschnitt", so der Verweis von Präsident Thomas Pirner. Sichtlich erfreut konnte er überdies über die allgemein sehr gute Lage in den Betrieben berichten. 85 Prozent von ihnen bewerteten ihre Lage als positiv. In der Baubranche könnte sich ein Viertel der Unternehmen über eine Auslastung von über 90 Prozent äußerst zufrieden zeigen. "Die Auftragsbücher sind voll", sagte Pirner. Die gute Arbeit und die Bedeutung des Handwerks gelte es aber auch verstärkt nach außen zu tragen, was seit Jahren mit verschiedenen Imagekampagnen geschieht.

"Die Zukunft ist unsere Baustelle" heißt der Kernsatz der einen. Und eine andere will vermeiden, dass Jugendlich ihre Träume unter Aktenbergen begraben und stattdessen nach dem Motto leben: "Ich hab' was Besseres vor." Bewährt habe sich bei der Jugend auch die anonyme Whats-app-Sprechstunde, so der Präsident.

Für Pirner gab es auch noch eine eher unliebsame Aufgabe zu bewältigen. Denn das vor mehr als 60 Jahren bezogene Hauptverwaltungsgebäude der Kammer in Nürnberg soll technisch und energetisch saniert werden sowie eine bessere Ausrüstung verpasst bekommen. Im März fand dazu bereits die Ausschreibung statt. Als die Angebote dann im Vergleich zu den veranschlagten Kosten teilweise doppelt so hohe Preisvorstellungen beinhalteten, zog Pirner die Notbremse. Die Divergenz sei zwar mit einem Architektenfehler zu erklären gewesen, doch habe er sich gedacht: "Was kommt da noch nach" Und das Vorhaben erst einmal gestoppt. Keine einfache Entscheidung, denn "die Mitarbeiter sitzen schon auf gepackten Koffern". Dann wurden die Planungen neu überdacht - und nun präsentiert. Denn "ich will absolute Transparenz", so Pirner.

Nun wird das Projekt um eine Million teurer, man rechnet mit 6,3 Millionen Euro, das sei aber schon der berühmte "worst case". Dafür sei das ganze Gebäude nach der Maßnahme mit einer energetischen Hülle versehen. Es handle sich um eine "werterhöhende Investition", so Pirner. Damit sie nicht aus dem Ruder läuft, hat man sich zudem entschlossen, die Dienste eines Projektsteuerers in Anspruch zu nehmen - in beratender Funktion auf Stundenbasis. Am Ende votierte die Vollversammlung einstimmig dafür, zumal trotz der Kostenmehrung die Mitgliedsbeiträge nicht erhöht werden sollen. Der Präsident war erleichtert. "Ich gebe zu, ich habe die letzten Nächte ganz schlecht geschlafen . . .".