Eichstätt
Starke Bands und "unglaubliche Fans"

Diesen Musikmix gibt es so nur auf dem Eichstätter Festival Auftritt von Skindred war das Überraschungshighlight

28.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:27 Uhr

Die Freitagnacht beschlossen Trashtucada.

Eichstätt (EK) Dieser Mix geht so nur beim Eichstätter Open Air am Berg: Punk, Metal, Ska und Reggae auf einer Bühne. Zum 20-Jährigen haben es die Veranstalter mit insgesamt 18 Bands richtig krachen lassen.


Die Highlights voran: Am Freitagabend stand mit Heaven Shall Burn einer der wichtigsten deutschen Vertreter des Metalcore-Genres als erster Headliner auf der Bühne. Schnelle Gitarrenriffs, ein unglaubliches Schlagzeugtempo und der aggressive Gesang sind das Markenzeichen dieser fünfköpfigen Formation.


Die Thüringer schafften es gleich mit dem Opener „The Omen“, den proppenvollen Bereich vor der Bühne zum Feiern und Tanzen zu bringen.



Sänger Marcus Bischoff bedankte sich mehrmals für die tolle Unterstützung bei diesem „kleinen, aber feinen Festival“. Beim bekannten Song „Endzeit“ war die Stimmung am obersten Limit, und ein Moshpit folgte dem nächsten. Auch eine Wall of Death durfte nicht fehlen. Die Musiker lieferten 75 Minuten lang eine starke, wenn auch ohrenbetäubende Show.

Für eine der positiven Überraschungen sorgte die Band Skindred aus Wales, die als Headliner am Samstagabend angesagt waren. Die Gruppe mischt Metal mit Hip-Hop und Reggae im Stile von Rage Against The Machine. Benji Webbe zog von Beginn an das Publikum mit ein und forderte die Eichstätter sofort erfolgreich zum Mitklatschen und Mitsingen auf. Die Menge war begeistert von der Bühnenpräsenz der Gruppe. Skindred ließ mit erstklassigen Stücken wie „Rat Race“ oder „Nobody“ und einer guten Show keinen Zweifel daran, dass sie einer der großen Höhepunkte des Festivals sind. Band und Zuhörer legten sich mächtig ins Zeug und gönnten sich bei dem 70 Minuten langen Auftritt keine Pause. Eine durch Pogo und Circlepit aufgewirbelte, riesige Staubwolke lag über dem Elefantenhügel. Dabei lobte Webbe die „unglaublichen Fans, die in Eichstätt besser sind als in New York und Los Angeles“.

Shantel & Bucovina Club Orkestar, die achtköpfige Band um den Frankfurter Stefan Hantel, gehört zu den international bekanntesten Vertretern des Balkan-Pop. Bei diesem Auftritt heizte die Gruppe die Stimmung mit den Hits „Disko Partizani“ und „Disco Boy“ zwar schon recht früh an, der Funke sprang erst gegen Schluss über.

Sänger Hantel, der eine hochmütige Art bei dem Auftritt zeigte, suchte erst nach knapp einer Stunde den Kontakt zum Publikum. Er forderte dabei die Zuhörer zum Mitsingen auf, was ihm nur einigermaßen gelang.

Mit der Band Zebrahead aus den USA standen fünf sympathische Punkrocker auf der Bühne, bei denen der Spaß im Vordergrund stand. Sei es mit der bandeigenen Schnaps-Bar inklusive Barkeeper in der Ecke oder mit freizügigen Aussagen im schönsten amerikanischen Deutsch. Mit Liedern wie „Jag Off“ oder „Hell Yeah“ brachten die Jungs den gut gefüllten Platz zum Feiern.

Ein weiterer Höhepunkt war die Darbietung der französischen Electropunk-Band La Phaze. Mit fetten elektronischen Beats, gemischt mit eingängigem Dancefloor Pop, zeigten die Jungs einen starken Auftritt. Insbesondere das Lied „Rude Boy“ wurde mit kräftigem Applaus honoriert.

Für die Viking-Metal-Anhänger war die finnische Combo Ensiferum auf dem Festival dabei. Die Gruppe lockte nur eingefleischte Fans an, es gab große Lücken zwischen den Reihen. Die Band absolvierte einen souveränen Auftritt und schleuderte ihre wehenden Mähnen rhythmisch zu harter Metalmusik. Die Show war aber über weite Strecken kein großes Spektakel.

Entspannend war das Konzert des norwegischen Rap-Duos Envy am Samstagnachmittag, bei dem sich ebenfalls relativ wenig Zuhörer einfanden. Dieses Duo, unterstützt durch eine Live-Band, gab einschlägigen Pop gemischt mit Rap zum Besten.

Eine große Anhängerschaft zog dagegen Wildcamping aus Weißenburg schon früh am Morgen an. Die Gruppe erlaubte sich einen netten Spaß und ließ Freiwilligen aus dem Publikum einen Irokesenschnitt auf der Bühne schneiden.

Im schlechten Sound untergegangen ist der Gesang des Frontmannes Dema der Ska-Punkgruppe Talco. Den Fans war es egal, sie tanzten ausgiebig zu den italienischen Ska-Liedern sowie zum bekannten „Ciao Bella Ciao“ und zu Talcos „St. Pauli“-Hymne. Eine besondere Art der Musik gab es von der fränkischen Formation Kellerkommando zu hören. Diese Band mixt bayerische Musik mit Hip-Hop und kam damit beim Eichstätter Publikum sehr gut an.

Einen starken Auftritt zeigte die letzten Gruppe des Festivals, die österreichische Ska-Band Russkaja. Die sieben Musiker umfassende Combo nahm die verbliebenen Zuschauer mit auf eine musikalische Reise durch Russland, dem Herkunftsland einiger Bandmitglieder. Die Songs, wie „Psycho Traktor“ und „Go Sputnik“ wurden in russischer Sprache in bester Ska-Tradition wiedergegeben. Sänger Georgij Alexandrowitsch Makazaria mahnte mit einem Augenzwinkern zu mehr Respekt vor der Mutter im Lied „Da Mama“ an. Das Publikum beklatschte jeden Song und tobte sich zum Schluss nochmals mit Moshpit und Pogo aus.