Eichstätt
Lernen, mit den Schmerzen zu leben

11.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:01 Uhr

Mit einer Klangschalen-Meditation startet die Selbsthilfegruppe der Deutschen Schmerzliga die Gruppenstunden in Eichstätt. Beatrix Erath (links) leitet die Entspannungsübung, die helfen soll, Schmerzen zu bewältigen. - Fotos: ztt

Eichstätt (DK) Wenn Beatrix Erath die Klangschalen schlägt, schließen die Teilnehmer die Augen, tauchen sie ein in die Entspannungsübung. Jede Gruppenstunde beginnt mit solch einer Einführung. Sie lässt den Schmerz zwar nicht vergessen, aber sie hilft, besser mit ihm umzugehen.

Seit gut zehn Jahren treffen sich Patienten mit chronischen Schmerzen regelmäßig in Eichstätt. Frauen der ersten Stunde sind Emmi Wirnseer und Theresa Schwägerl. Anfangs war es mehr ein Stammtisch, bei dem "wir uns unterhalten haben", erzählt Schwägerl. Auf Anregung des Schmerztherapeuten Dr. Stephan Grunert folgte 2004 schließlich die Gründung einer offiziellen Gruppe der Deutschen Schmerzliga. Einmal im Monat kommen sie im Speth‘schen Hof zusammen, tauschen sich aus und geben sich Tipps zum Umgang mit den Schmerzen.

Bei den Treffen "sehe ich, dass es nicht nur mir schlecht geht", unterstreicht Emmi Wirnseer. Hier erfahre sie Trost. Seit einer Operation vor knapp 20 Jahren leidet sie und hat "am Rücken ganz schlimme Schmerzen". Mittlerweile könne sie mit dem Schmerzen umgehen, sagt sie. "Die Gruppe gibt mir Kraft und Halt", ergänzt Rudolf Sandner. "Da ist jemand, der Dich in den Arm nimmt und Dir sagt: Du bist nicht alleine.

Der 51-Jährige ist Frührentner. Irgendwann waren die Rückenschmerzen zu stark, konnte er nicht mehr Arbeiten. Er war schon bei vielen Ärzten, hat in Eichstätt eine Schmerztherapie gemacht und nimmt jetzt täglich starke Medikamente. Zum Beweis holt er eine kleine Pillendose aus der Hosentasche. Sandner ist festes Mitglied der zwölfköpfigen Eichstätter Selbsthilfegruppe. Zwischen 27 und 80 Jahren alt sind die Teilnehmer. Die einen leiden an Arthrose, andere an Rheuma. Jedes Treffen beginnt mit einem Schmerzbewältigungs- und Entspannungstraining, anschließend referiert Stephan Grunert zu Arthrose-Therapien, zu Osteoporose oder zur Palliativmedizin. "Hier kann ich ganz viele wichtige Informationen an viele Personen weitergeben", hebt der Mediziner hervor. Die Treffen seien keine verlängerte Sprechstunde, weil "ich hier nicht groß auf individuelle Probleme eingehen kann", betont er. Der Vorteil der Selbsthilfegruppe aus seiner Sicht: "Ich stelle den Teilnehmern Sachkenntnisse zur Verfügung, die ihnen später Entscheidungen erleichtern bei möglichen Therapien oder Operationen." Die informierten Patienten könnten auch besser den Schmerz beschreiben und das erleichtere das weitere Vorgehen. An diesem Abend spricht Grunert über Depressionen und die Wirkung von Medikamenten. In großer Runde sitzen die Schmerzpatienten beisammen. Grunert erklärt, zeichnet an eine Tafel, gibt gerne Auskunft. Durch die Schulung fördere er "die Selbstverantwortung der Patienten". Wichtig sei vor allen Dingen, dass "der Patient den Schmerz beherrscht, und nicht der Schmerz ihn."

Das nächste Treffen findet am 14. Juni im Speth‘schen Hof statt. Weitere Informationen erteilt Theresa Schwägerl, unter Telefon (0 84 21) 84 00. Die Teilnahme ist kostenlos.