Eichstätt
Leserbrief: Straße nach Bonschab benennen

12.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:30 Uhr

Leserbrief zu dem Artikel "Täter im Talar" (EK vom 28. August und Folgeartikel zur Ausstellung "Wegen Hexerey").

Ich sah eine kritisch bedrückende Information über Eichstätter Stadt- und Kirchengeschichte: Ich las "peinliche Todesurteile" denunzierter, gemarterter und ermordeter, von geistlicher und weltlicher Macht Henkern ausgelieferter Eichstätter Frauen des 16./17. Jahrhunderts. Die Ausstellungsverantwortlichen waren korrekt genug, um auch scharfe kritische, gegen Hexenverbrennung sich richtende Stellungnahmen zu plakatieren. So wird auf Friedrich von Spee (1591 - 1635) "Cautio Criminalis" hingewiesen. Der Jesuit schreibt in dieser weit verbreiteten Schrift "unter Bächen von Tränen" gegen den Wahn der Hexenverbrennung an. Auch Papst Franziskus' Erschütterung und Betroffenheit zum Wahnsinn der Hexenverbrennung wird zitiert.

Ob der Vorschlag eines Denkmals im Zentrum der Stadt Eichstätt mit den Namen aller wegen Hexerei ermordeten Frauen und Männer, einschließlich einer städtischen wie bischöflichen öffentlichen Entschuldigung, zielführend ist, bezweifle ich jedoch. Das ehrenwerte Mittel unserer Generation, sich für offensichtliche Untaten und Verbrechen einer vergangenen Generation zu entschuldigen, wird derzeit fast routinemäßig praktiziert; eine zu leichte Art, mit Verantwortung und Wiedergutmachung vergangener Gräueltaten umzugehen. Wie stark ist in unserer individualisierten Gesellschaft überhaupt noch ein kollektives Sünden- und Schuldbewusstsein? Der Begriff der Erbsünde oder Erbschuld ist selbst in der katholischen Kirche kaum mehr verstanden.

Mein Vorschlag wäre konkreter und verbindlicher: Die Stadt Eichstätt benennt eine ihrer Straßen nach der ehemaligen Bürgermeisterin Ursula Bonschab. Der Herr Bischof Hanke übernimmt die feierliche Segnung des neuen Straßenschildes. Wenn das dann am Buß- und Bettag geschähe, könnten auch die evangelischen Christen ihren Anteil an der Hexenverbrennung zeitgemäß abbüßen.

 

Alexius J.Bucher

Eichstätt