Aufarbeitung braucht auch Vernunft

12.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:30 Uhr

Zum Leserbrief "Kompliment und Dank" (EK vom 8. September zum selben Thema):

Die Autoren der Ausstellung "Wegen Hexerey" werden wohl merken, wie vergiftet "Kompliment und Dank" sind, die ihnen ein Ehepaar aus Pfünz spendet. Die Justizmorde im Hexenwahn vor 400 Jahren, gründend in damals verbreiteten, von Magie durchsetzten Angstvorstellungen, verbunden mit einer archaischen Gerichts- und Prozessordnung, gleichzusetzen mit dem fabrikmäßig vollzogenen Völkermord an Millionen europäischer Juden, das ist so absurd, dass sich jedes weitere Wort dazu erübrigt. Es ist zugleich eine unglaubliche Verharmlosung des Holocaust. Dass Bischof und OB daneben noch indirekt der Verharmlosung der Hexenverfolgung verdächtigt werden, ist nur das i-Tüpfelchen auf der verqueren Argumentation.

Aber es ist ja nicht selten, frühere Missetaten als Instrumente zu benutzen, um heutige Institutionen und Autoritäten zu prügeln. Das ist meisten durchsichtig, aber die Möglichkeiten dazu sind angesichts des Reservoirs an Verbrechen in der Geschichte fast unendlich.

Wie wäre es zum Beispiel, wenn wir das heutige schwedische Königshaus zur Entschuldigung auffordern würden für die von Mord und Vergewaltigung begleitete Plünderung und Zerstörung Eichstätts 1634 durch schwedische Truppen? Aufarbeitung von Vergangenheit braucht neben moralischer Empörung auch Vernunft.

Professor Dr. Bernhard Sutor

Eichstätt