Ein Gestaltungsbeirat könnte helfen

21.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:27 Uhr

Zu ",Undimensioniertes Monstrum': Köppel wehrt sich" (EK vom 17. März)

Kunst im öffentlichen Raum ist ambivalent und wird deshalb kontrovers diskutiert. Es ließe sich eine umfangreiche Reibungs- und Erhitzungsgeschichte beider Seiten schreiben. Die Künstler suchen und brauchen die Öffentlichkeit und haben es dabei meist schwer mit ihr. Die Öffentlichkeit wiederum wird - bis auf wenige Ausnahmen - ungefragt beschenkt und kann nach Positionierung des Kunstobjektes nicht so einfach an ihm vorbei sehen. Jedenfalls darf jedweder sich dazu äußern, das halte ich für die Minimalreaktiongerechtigkeit.

Je nach Reifegrad des ästhetischen Urteilsvermögens befinden Menschen das in den öffentlichen Raum Hineingestellte zu Recht oder zu Unrecht: für gelungen, missglückt, banal, erhaben, monströs, überflüssig, irritierend oder nachdenkenswert, wobei sich diese Geschmacksurteile, sollen sie in einem Diskurs ernst genommen werden und nicht bloße Bauch-Meinungen sein, rechtfertigen lassen sollten.

Ob eine Stellungnahme im Bauausschuss des für den Entwurf des "Nachdenkmals" Verantwortlichen angemessen und notwendig ist, bezweifle ich. Zumal dann, wenn dabei dem kritischen wie sachverständigen Leserbrief eines anderen Bildhauers, dessen Erfahrung und Expertise in Sachen Skulptur im öffentlichen Raum weit über die Grenzen Eichstätts bekannt sind, in beleidigtem Gestus mit phrasenartigen Scheinargumenten begegnet wird. Denn die Äußerung des für den Ammoniten-Block verantwortlichen Künstlers, man müsse aufpassen, "dass eine Plastik im öffentlichen Raum nicht zu einem Objekt erhabener Belanglosigkeit verkommt", trifft ja wohl voll auf das von diesem hingestellten Ammoniten-Undenkmal zu.

Der sarkastischen Bemerkung des verantwortlichen Gestalters in seiner oben genannten Stellungnahme, man könne das Objekt "kleiner und zierlicher" sich vorstellen, widerspreche ich entschieden. Denn "monströs" ist nicht unbedingt eine Frage der Dimension, auch Gartenzwerge können erschrecken, aber natürlich auch erheitern. Es gibt große und kleine Ideen. Es gibt Ideenblitze und Seifenblasen und es gibt zum Beispiel läppische Einfälle. Vielleicht könnte ein Gestaltungsbeirat in Eichstätt die schlimmsten Ideenfehlgriffe verhindern.

Die Öffentlichkeit in Eichstätt trägt zumindest eine Teilverantwortung, wenn über "Innenstadtmöblierung", und ich möchte hinzufügen auch über die Innenstadtentrümpelung (ein Beispiel: die liegen gebliebenen Jurablöcke an den Altmühlauen), reflektiert befunden werden soll. Die Teilverantwortung beginnt zum Beispiel mit einem Leserbrief.

Andreas Hochholzer

Eichstätt