Verdacht der Diffamierung

28.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:04 Uhr

Zum Bericht "Im Moment ist das alles noch ein Haufen Steine" (EI vom 17./18 April 2010):

Zu dem gefundenen Fossil (nicht "die Fossilie") kann man dem Fossiliensammler und dem Landkreis Eichstätt nur gratulieren. Wissenschaftliche Sammlungen leben von der Zusammenarbeit mit ambitionierten Fossiliensammlern, die unbezahlt in ihrer Freizeit ergrabene Funde melden und der Wissenschaft auch zur Verfügung stellen. Ohne sie gäbe es manchen Sensationsfund nicht. Viele Sammler, die sich autodidaktisch Fachkenntnisse aneignen, arbeiten ehrenamtlich, eben kostenlos, an wissenschaftlichen Grabungen mit.

Umso erstaunlicher ist es, wenn sich Museumsleiterin Dr. Martina Kölbl-Ebert, sie ist meines Wissens Geochemikerin, über diesen Personenkreis äußert, der den Verdacht der Diffamierung nach sich zieht. Fossiliensammler sind pauschal weder unehrlich, eignen sich nicht ungesetzlich Fossilien an und bieten diese oder möglicherweise gestohlene Fossilien auch nicht als Hehlerware an.

Kraft ihres Amtes nämlich ist Kölbl-Ebert aufgrund der fehlenden erdgeschichtlichen Bodendenkmalpflege als staatliche Beamtin keine moralische Instanz. So beschränkt sich ihre staatliche Kompetenz lediglich auf die Leitung eines nichtstaatlichen Museums in Trägerschaft der katholischen Kirche. Um Rechtsicherheit im Staatswesen zu gewährleisten, wäre es ihre Aufgabe, dafür zu sorgen (oder anzustreben), dass die Politik im Freistaat Bayern Fossilfunde und Fossilienlagerstätten den archäologischen Bodendenkmälern als Kulturgüter gleich stellt und dem staatlichen Schutz unterstellt.

Ein Experte könnte vermutlich auch gleich erkennen, dass Dornfortsätze nicht zu einem Ichthyosaurus passen, sondern zu einem Krokodil. Das von mir vor vielen Jahren in den Kieselplattenkalken gefundene Schwanzstück eines Geosaurus suevicus gehörte zu einem Tier von etwa zwei Metern Länge. Das Fossil stellte ich damals der Fachwelt (Experten) vor, es fand aber keine ausreichende Würdigung. Den Zweitfund einer Athrotaxites lycopodioides, ich fand die Schuppenzapfe 1972, publizierte Professor Dr. Walter Jung, München, 1974 in den Geologischen Blättern für Nordost-Bayern, Geologisches Institut der Universität Erlangen. Der Erstfund verschwand, als ihn Ende des 19. Jahrhunderts Zittel an Saporta nach Paris auslieh. In der gleichen Schrift publizierte Rolf K. F. Meyer, Erlangen, einen Artikel über die von mir geborgenen Landpflanzen aus den Plattenkalken von Kelheim. Ich habe die Fossilien nicht im Landkreis Eichstätt geborgen. Meine Fossilien stelle ich auch weiterhin der Wissenschaft dort zur Verfügung, wo sie eine entsprechende Würdigung erfahren.

Unter dem Eindruck der vermuteten Einstellung von Dr. Kölbl-Ebert muss man ambitionierten Fossiliensammlern aber empfehlen, um das Museum auf der Willibaldsburg einen großen Bogen zu machen.

Wolfgang Mages,

Diplomingenieur (FH),

Studiendirektor i. R., Kelheim