Eichstätt
Wirbelwind in der Kreispolitik

Großer Zuspruch für Online-Petition für Beratungsstelle – Gesprächsangebot

17.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:32 Uhr

Über 300 Unterschriften sind bereits bei der Online-Petition der Ingolstädter Beratungsstelle Wirbelwind registriert. - Foto: smo

Eichstätt (EK) Die Diskussion über eine Beratungsstelle für sexuelle Gewalt im Landkreis Eichstätt nimmt vor der entscheidenden Kreistagssitzung am nächsten Montag immer mehr an Fahrt auf. Eine Online-Petition läuft.

Die vom Ingolstädter Beratungsverein Wirbelwind eingerichtete Online-Petition erhielt binnen weniger Tage weit über 300 Unterschriften, davon etwa 40 Prozent aus dem Landkreis Eichstätt.

Wie berichtet, will der Landkreis Eichstätt Opfern sexueller Gewalt professionelle Beratung bieten und gleichzeitig in die Prävention einsteigen. Dabei soll aber nicht die seit 22 Jahren in Ingolstadt bestehende Beratungsstelle des Vereins Wirbelwind finanziell unterstützt und ausgebaut werden, vielmehr will der Landkreis eine eigene Beratungsstelle aufbauen, die in das bestehende Beratungs- und Hilfssystem des Amtes für Jugend und Familie eingebettet werden soll. Der Jugendhilfeausschuss des Landkreises hielt dieses neuartige Konzept, das auch vom Bayerischen Jugendamt befürwortet wird, für sehr überzeugend und empfahl es dem Kreistag zur Annahme. Nur Eva Gottstein von den Freien Wählern stimmte ausdrücklich dagegen. Der Ansatz von Wirbelwind sei ganz anders als der des Landkreises. „Ich halte das nicht für einen großen Wurf.“

Der Verein Wirbelwind versucht nun, die Stimmung noch zu drehen. Er schaltete seinen Dachverband in Düsseldorf ein, die „Deutsche Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung und -vernachlässigung“. Deren Geschäftsführer Matthias Nitsch hat einen offenen Brief an Landrat Anton Knapp verfasst – mit dem Appell, „die getroffene Entscheidung zu überdenken“. „Eine Region, die eine solche etablierte Fachstelle mit dem Erfahrungshintergrund wie Wirbelwind hat, ist gut damit beraten, diese Fachstelle zu fördern und wachsen zu lassen, nicht aber damit, langjährig gewachsene Strukturen zu zerschlagen und auf Kosten der Fachstelle – und letztlich auf Kosten der Betroffenen – neue Strukturen umzusetzen.“ Die Initiative des Landkreises sei zwar „ehrenhaft und gut gemeint“, werde aber nicht zum gewünschten Ziel führen. Eine „aus dem Boden gestampfte Fachstelle, die an eine Behörde angedockt ist“, werde von den Betroffenen mit ihren „komplexen Traumatisierungen“ nicht angenommen werden, prophezeit Geschäftsführer Nitsch. Ganz ähnlich verläuft die Argumentation der Teilnehmer an der Online-Petition. Unter www.openpetition.de/petition/online/sexualisierte-gewalt-betroffene-aus-dem-landkreis-eichstatt-brauchen-hilfe finden sich zahlreiche Stellungnahmen pro Wirbelwind. Die Debatte hat nun auch die Politik aufgeschreckt: Wie die Geschäftsführerin des Vereins, Andrea Teichmann, mitteilt, hat Landrat Anton Knapp Wirbelwind einen Gesprächstermin noch für diese Woche angeboten. Bereits am Montagabend konnte sich der Verein in der Sitzung der SPD-Kreistagsfraktion vorstellen. Der Tenor dort war laut Andrea Teichmann pro Wirbelwind, der Landkreis müsse doch „das Rad nicht neu erfinden“. Teichmann und ihre Kolleginnen von Wirbelwind hoffen nun, dass sich auch am Montag um 16 Uhr vor dem Kreistag ihre Sicht der Dinge vortragen dürfen.