Eichstätt
"Raus, sonst verpassens Eichstätt!"

Äbtissin Franziska Kloos erhält beim Neujahrsempfang der Stadt die Ehrenbürgerwürde

09.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:14 Uhr

Äbtissin Franziska Kloos erhält die Ehrenbürger-Urkunde von OB Andreas Steppberger (links) und Bürgermeister Josef Schmidramsl - Fotos: aur

Eichstätt (EK) Der Äbtissin des Klosters St. Walburg, Mutter Franziska Kloos, ist am Mittwochabend beim Neujahrsempfang der Stadt die Ehrenbürgerwürde verliehen worden. Die zahlreichen Gäste gratulierten mit lang anhaltendem Applaus im Stehen.

Da hat die Stadt offensichtlich die richtige Wahl getroffen: Eine Woge der freudigen Zustimmung ging durch den Festsaal des Alten Stadttheaters, nachdem Oberbürgermeister Andreas Steppberger und Bürgermeister Josef Schmidramsl die Urkunde und einen riesigen Blumenstrauß an die Äbtissin überreicht hatten. Steppberger sagte: „Mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde sagt die Stadt Eichstätt ein herzliches Vergelt’s Gott für das segensreiche Wirken unserer Äbtissin von St. Walburg.“ Wie der OB ausführte und auch in der Urkunde nachzulesen ist, hat die Äbtissin in den vergangenen fast drei Jahrzehnten „bei der Lösung vieler kommunaler Probleme stets großes Verständnis gezeigt und oftmals Grundstücke aus dem Grundbesitz des Klosters zur Verfügung gestellt“. Große Verdienste habe sich Mutter Franziska aber auch durch ihre „stete Sorge“ um die Schule St. Walburg erworben. Auch der Neubau und die personelle Ausstattung des Kindergartens St. Walburg sei „eine Maßnahme, die dem Kloster St. Walburg und seiner Äbtissin zu verdanken ist“. Der OB stellte klar, dass zwar auch schon die beiden Vorgängerinnen von Mutter Franziska Ehrenbürgerinnen gewesen seien, die Verleihung erfolge aber auf keinen Fall aus einer Tradition heraus, „sondern aus tiefster Überzeugung. Es ist schön, dass wir Sie in Eichstätt haben!“

„Ich kann nicht alles erwähnen, was sie für Eichstätt getan haben. Mich beeindruckt aber vor allem, wie Sie es getan haben: mit großer Bescheidenheit und Demut, mit Lebensklugheit und tiefer Menschlichkeit, aber auch immer mit einem großen Schuss Humor und ganz viel Gottvertrauen.“

Eine beeindruckende Kostprobe von ebendiesen Qualitäten gab die Äbtissin bei ihrer ebenso heiteren wie nachdenklichen Dankesrede, die immer wieder vom Gelächter des Publikums unterbrochen wurde. Mutter Franziska schilderte zunächst, wie sie als junge Frau aus der Nähe von Leutkirch im April 1962 mit dem Zug von München nach Eichstätt fuhr, um sich das Kloster erstmals ganz unverbindlich-neugierig anzusehen. Um ein Haar hätte sie damals das Aus- und Umsteigen in Eichstätt-Bahnhof verpasst, hätte nicht ein Mann ihr zugerufen: „Freilein! Raus, sonst verpassens Eichstätt!“ Die heutige Äbtissin: „Das könnte man beinahe zum Slogan machen für unsere Stadt.“

Und dann schilderte sie, wie sie damals innerhalb weniger Tage ins Kloster eintrat, sich auf Weisung der Äbtissin noch ein paar Tage später an der örtlichen Pädagogischen Hochschule einschrieb, um Lehramt zu studieren, und wie sie sich vom ersten Moment an in Eichstätt zu Hause fühlte, der „Perle im Altmühltal“. Es sei ihr als begeisterter Lehrerin immer ein Herzensanliegen gewesen, die Symbiose von Kloster und Schule aufrechtzuerhalten, sagte sie, und dankte dem Stadtrat unter Applaus für die Entscheidung, die Grundschule St. Walburg weiterhin selbstständig zu halten. Die Verleihung der Ehrenbürgerwürde sehe sie als Würdigung des gesamten Klosters und letztlich auch der Heiligen Walburga selbst, die schon seit der Gründung der Stadt im Jahr 908 in Eichstätt ruhe: „Die Heilige Walburga ist eigentlich die Ehrenbürgerin par excellence.“