Dörfer in der Senke laufen voll

01.03.2009 | Stand 03.12.2020, 5:09 Uhr

Einen Sandsackwall baute die Feuerwehr in Schernfeld. - Foto: zba

Eichstätt (EK) Das Wasser kam so plötzlich, dass die Menschen es kaum fassen konnten. Als am Samstag massives Tauwetter einsetzte, strömte das Schmelzwasser von allen Seiten auf das Juradorf Sornhüll ein. Die Lage in einer Senke erwies sich als verhängnisvoll. Anderen Orten ging es an diesem Tag ähnlich.

In Unmengen taute in kürzester Zeit der nasse Schnee weg. Auf gefrorenem Untergrund konnte das Schmelzwasser nicht versickern und suchte sich seinen Weg über freies Feld, über Wiesen, Äcker und selbst durch den Wald. Etwa ab 12.30 Uhr mussten fast überall die Feuerwehren ausrücken. Entlang der Jurahochstraße im Bereich Afftental strömte das Wasser wie ein gewaltiger Bach neben der Straße her und setzte an einigen Stellen auch die Fahrbahn unter Wasser.

 

In Wasserzell konnten sich auch die Älteren nicht erinnern, dass das Schmelzwasser jemals so stark den Berg herabgeströmt wäre. Die Kanalisation konnte die Massen nicht fassen. Die Brühe lief über die Straße, in drei Häusern lief das Wasser ins Erdgeschoss. Die Feuerwehren pumpten das Wasser direkt aus der überlasteten Kanalisation und spritzten es in die Altmühl.

Noch schlimmer erwischte es das 159-Einwohner-Dorf Sornhüll (Gemeinde Pollenfeld). Erst vor drei Wochen war die Ortsmitte von Schmelzwasser heimgesucht worden, aber dieses Mal war es extrem. Normalerweise nimmt im Hochwasserfall eine Doline direkt neben der Kirche das Wasser auf und leitet es in den Untergrund ab. Doch dieses Mal war die Doline entweder überlastet oder verstopft. Der Versuch, den Abfluss mit einem Bagger freizulegen, blieb erfolglos. "Es läuft einfach nicht ab", sagte Pollenfelds Bürgermeister Willi Schneider. So begannen sechs Feuerwehren aus der ganzen Umgebung, das Wasser mit mehreren, je 800 Meter langen Schlauchleitungen, aus dem Dorf über den Berg zu pumpen. Zugleich brachten unablässig acht Landwirte das Wasser aus einem überfluteten Regenüberlaufbecken in der Dorfmitte mit ihren Güllefässern auf die Wiesen jenseits der Anhöhe. Aus zwei überfluteten Kellern wurde das Wasser mit Eimerketten weggeschafft.

Auch der Waltinger Bürgermeister Hans Mayer, der Vorsitzender des zuständigen Abwasserzweckverbands ist, verfolgte die Bemühungen, Gegen 18 Uhr rückte über die Jurahochstraße im Konvoi das THW aus Pfaffenhofen an – das Eichstätter THW war bereits in Kirchbuch im Einsatz. Mit einer "Dia"-Pumpe, die 15 000 Liter je Minute bewältigt, förderten die Katastrophenhelfer das Schmelzwasser nun ebenfalls 800 Meter weit aus der Sornhüller Senke. Gegen 22 Uhr war der Spuk vorerst beendet. Das THW blieb bis zum Sonntag.

Den Einsatz vor Ort leitete stellvertretender Feuerwehrkommandant Christian Strauß. Im Einsatz waren bei ihm die Wehren aus Gungolding, Rapperszell, Pollenfeld, Seuversholz, Wachenzell und Sornhüll. Kreisbrandrat Alois Strobl und Kreisbrandinspektor Günter Gallus waren vor Ort. Der Sornhüller Franz Dengler (73) sagte, zum letzten Mal habe es im Dorf starkes Hochwasser im Jahr 1947 gegeben; damals sei es allerdings noch wesentlich schlimmer gewesen und habe drei Tage gedauert. Dieses Mal waren vier bis fünf Anwesen akut gefährdet.