Spektakulärer Schatzfund

15.11.2007 | Stand 03.12.2020, 6:21 Uhr

Randvoll mit Silbermünzen: Der Schatz lag 750 Jahre vergraben – und kam gestern ans Licht. - Foto: Harrer

Dollnstein (EK) Den Archäologen in der Dollnsteiner Burg gelang gestern ein Sensationsfund von unvorstellbar hohem wissenschaftlichen und sicher auch beachtlichem materiellen Wert.

Bei der Bergung des Schatzes gestern Nachmittag gab es nur strahlende Gesichter. Grabungsleiter Dr. Mathias Hensch hatte zusammen mit seiner Kollegin Ines Buckl während der Arbeiten in den Dollnsteiner Burgstallungen ja schon so manche interessante Entdeckung gemacht (wir berichteten), dieser Schatzfund darf aber nun durchaus als Sensation bezeichnet werden. Münzschätze aus dem Mittelalter kommen – wenn überhaupt – meist nur von Laien entdeckt und unfachmännisch ausgebuddelt ans Licht der Wissenschaft. Dass man nun in Dollnstein einen solch spektakulären Schatzfund unter professionellen Bedingungen ausgraben kann, ist für die Archäologen von unschätzbarer Bedeutung: "Das sagt uns sehr viel über das Leben im Mittelalter." Den etwa zwei Kilo schweren Topf hat der eilens alarmierte Konservator Matthias Blana vom Landesamt für Bodendenkmalpflege in Thierhaupten gestern zur näheren Analyse mitgenommen. Er muss nun unter anderem klären, was das genau für Münzen sind. Wenn sich die Vermutung bestätigt, dass auch die Münzen wie der Topf aus dem 13. Jahrhundert stammen, dann lässt sich ein weiteres spannendes Bild von der bayernweit bedeutenden Geschichte Dollnsteins im Mittelalter zeichnen.

Denn ab dem Ende des 12. Jahrhundert hatte das damals sehr einflussreiche Adelgeschlecht der Grafen von Hirschberg die Dollnsteiner Burg inne. Und als Vögte der Fürstbischöfe waren sie sicherlich sehr wohlhabend und einflussreich. Bekannt ist außerdem, dass die Hirschberger etwa 1250 bis 1260 eine Auseinandersetzung mit König Ottokar von Böhmen hatten, der dann auch mehrere Wochen lang brandschatzend durch das Hirschberger Land zog und auch deren Burgen belagerte: Also, so lässt sich für die Archäologen folgern, ist der auch damals schon sehr wertvolle Münzschatz wohl vergraben worden, als die Dollnsteiner Burg belagert wurde. Vergrabene Schätze deuten laut Hensch immer darauf hin, dass die Besitzer in Notlagen schnell handeln mussten. Und vielleicht wurde auch die Dollnsteiner Burg belagert oder gar eingenommen – denn immerhin hat derjenige, der den Schatz vergraben hat, ihn nicht mehr bergen können. Wer auch immer dahinter steckt: Er hat die Silbermünzen vermutlich in einem Textilbeutel – entsprechende Reste wurden gefunden – in das Küchengefäß gegeben, behutsam in eine Grube gesenkt und vorsichtig verkeilt. Als "Deckel" diente das Axtblatt vermutlich einer Streitaxt, "das sollte wohl eine Warnung für eventuelle Finder sein", vermutet Hensch. Und das Axtblatt wurde noch mit einem Stein beschwert. So ruhte der wertvolle Topf nun gut 750 Jahre – bis zum gestrigen Tag.

Die Arbeiten an der Sanierung der Dollnsteiner Burgstallungen, die bekanntlich ein neues Altmühlzentrum beherbergen sollen, liegen trotz des gestrigen Sensationsfundes weiter im Zeitplan, erklärte Architekt Hans-Heinrich Häffner.

Wem der Münzschatz nun gehört, muss noch geklärt werden. "Ich habe schon den Eigentumsanspruch erklärt", so Bürgermeister Hans Harrer, der gestern ebenfalls voller Freude der Bergung beiwohnte. Und die Chancen stehen tatsächlich gut, dass der Silbermünzschatz nach Dollnstein zurückkehrt. Am liebsten natürlich – so hofft der Bürgermeister – spätestens zur geplanten Eröffnung des Altmühlzentrums im Jahr 2009.