Zum
Wohl kaum ein Imagegewinn

18.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:51 Uhr

Zum fehlenden Weihnachtsbaum bei Osram:

Allseits geschätzter Herr Schlossleutnant Lorenz Krach, ich weiß sehr wohl, dass Sie von Ihrer Burg aus das ganze Tal übersehen können, und was Ihren Blicken entgeht, das tragen Ihnen sicher Ihre Kundschafter zu, sodass kaum etwas in unserem Eichstätter Land(kreis) passiert, was Ihnen nicht zu Augen oder Ohren kommt. Die Dinge, die man allerdings am leichtesten übersieht, sind die, welche man nicht sehen kann, weil sie nicht stattfinden.

So sehe ich es Ihnen nach, dass Sie, Herr Schlossleutnant, noch nicht bemerkt haben, dass den Eichstättern ein Licht nicht aufgegangen ist. Was heißt hier ein Licht, viele hundert Lichter blieben aus. Bei Osram gibt es heuer keinen Christbaum. Hoffentlich ist das kein schlechtes Vorzeichen und nur dem Sparzwang einer allzu beflissenen Werkleitung geschuldet, die meint, das Werk Eichstätt damit ins nächste Jahrhundert retten zu können.

Über 50 Jahre lang wetteiferte die Osram mit der BePo, wer den schöneren, den größeren Christbaum beleuchtete, und lange Jahre hatte die Polizei die Nase vorn, hatte sie doch den größeren Baum. Bis dann eines Tages der Polizei die Luft (ääh, Leiter) ausging. Sie ließen den Leuchtmittelhersteller an sich vorbeiziehen, besinnen sich eines Neuen, pflanzten ein neues Bäumchen, und steigerten sich von Jahr zu Jahr wieder.

Und was macht Osram? Die schalten einfach die Lichter aus. Wer wetteifert jetzt mit unseren Ordnungshütern um den größten Baum in der Vorstadt? Im Zeitalter von LED-Technik ist für Osram mit einer stattlichen Christbaumbeleuchtung wohl kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Da lob ich mir die Autoindustrie, die hält ihre automobile Vergangenheit in hohen Ehren und leistet sich sogar eigene Museen und Rallyes, in denen sie ihre ruhmreiche Vergangenheit hochleben lässt.

Es könnte allerdings auch sein, dass man bei Osram neuerdings Vorreiter im Energiesparen sein will. Nach dem Motto, am meisten Energie spart die Lampe, die gar nicht erst eingeschaltet wird. Auf diese Art und Weise würde der Grundgedanke des effizienten Umgangs mit dieser Ressource, welchen Gerd Otto Eckstein (ehemaliger Werkleiter des Osram-Werkes Eichstätt) in seinem Leserbrief vom 26. November äußerte, noch getoppt.

Einen Imagegewinn, den der Leuchtmittelhersteller in dieser schwierigen Zeit ganz dringend benötigte, wird er durch diese Maßnahme wohl kaum haben.

Zum Schluss habe ich noch eine Bitte an Sie, Herr Schlossleutnant: „Könnten Sie nicht ein paar ihrer Reservisten ins Industriegebiet schicken, die der Osram beim Aufhängen der Weihnachtsbeleuchtung helfen? Und wenn Sie dann noch ein paar erbarmungswürdig aussehende, verwundete Haudegen in die Eichstätter City entsenden, die dort um ein paar Kreuzer betteln (es muss ja nicht gleich jeder wissen, dass damit der Not leidenden Osram geholfen werden soll), wäre ich Ihnen sehr zu Dank verpflichtet.

Ihr untergebener Kundschafter aus dem Altmühltal,

Karl-Heinz Partsch

Arnsberg