Würdige Vitrine für ein "besonderes Juwel"

26.01.2009 | Stand 03.12.2020, 5:15 Uhr

Das "Fossil des Jahres" ist nun in einer Vitrine würdig untergebracht und mit einer eigenen Multivisionskonsole ausgestattet.

Eichstätt (chl) Als "ein bedeutendes Juwel in den Sammlungen des Seminars" würdigte Regens Josef Gehr den Juravenator im Eichstätter Jura-Museum, der gestern als "Fossil des Jahres" ausgezeichnet und gleichzeitig – endlich – in einer Vitrine würdig präsentiert wurde.

Seit 2006 war die gut 150 Millionen Jahre alte Versteinerung im Jura-Museum zu sehen – allerdings in einer Vitrine, die dem Sensationsfund der Gebrüder Weiß aus dem Jahre 1998 ganz und gar nicht gerecht wurde. Museumsdirektorin Dr. Martina Kölbl-Ebert war auf Sponsorensuche gegangen (wir berichteten) und konnte gestern die neue Präsentation des Juravenators vorstellen. Zeitgleich mit der Auszeichnung des Juravenators als "Fossil des Jahres" – ein Prädikat, das die Deutsche Paläontologische Gesellschaft erst zum zweiten Mal verliehen hat.

Der Juravenator gilt international als ein "Jahrhundertfund", weil er zum einen der am besten erhaltenen fleischfressenden Saurier, der jemals in Europa gefunden wurde, ist. Zum anderen wurde das Fossil 2006 von Dr. Luis Chiappe (Los Angeles) und Dr. Ursula Göhlich (Wien) nach ihrer wissenschaftlichen Bearbeitung als neue Dinosaurier-Gattung erkannt und Juravenator (Jurajäger) benannt. Ursula Göhlich stellte den zahlreichen Ehrengästen gestern beim Festvortrag den Juravenator näher vor.

Nach neuesten Erkenntnissen – denn auch heute ist die wissenschaftliche Bearbeitung noch nicht abgeschlossen – war das 65 Zentimeter große Fossil ein Jungtier einer Gattung, die als Coelurosaurier entfernt mit dem Tyrannosaurus Rex und den kleineren Velociraptoren verwandt ist und ausgewachsen wohl zwischen 1,5 und 2,5 Meter groß wurde. Dass der Eichstätter Juravenator ein höchstens wenige Monate altes Jungtier gewesen sein muss, lässt sich unter anderem von der Knochenstruktur und dem "Kindchenschema" (große Augen) ableiten, das es wohl schon bei den Dinosauriern gegeben hat.

Die Wissenschaftlerin lobte ebenso wie die Museumsdirektorin und die weiteren Grußredner ausdrücklich die enorme Leistung der Finder Klaus-Dieter und Hans Weiß, die die Platte bereits 1998 aus einem damals gepachteten Steinbruch bei Schamhaupten gefunden und fachmännisch geborgen hatten.

Auch wurde die enorme und fachkundige Arbeit des Eichstätter Präparators Pino Völkl gewürdigt, der den Juravenator in gut 800 Arbeitsstunden "ans Licht geholt" hatte. Und zwar mit derart viel Fingerspitzengefühl, dass neben dem praktisch kompletten Skelett auch Weichteilstrukturen erhalten wurden – für die Wissenschaftlerin Ursula Göhlich ein "besonders Highlight", das dank der hochwertigen UV-Aufnahmen von Dr. h. c. Helmut Tischlinger überhaupt erst sichtbar wurde.

Eigentlich hatten die Wissenschaftler beim Juravenator fossile Federstrukturen erwartet – das hatte sich angesichts seiner nahen Verwandtschaft mit dem bekannten Compsognathus – einem "Vorläufer" des Urvogels Archäopteryx – angeboten. Doch mit ihren herkömmlichen Methoden fanden Göhlich und ihr amerikanischer Kollege nichts dergleichen. Nun hat Tischlinger mit besserer UV-Technik erneut Aufnahmen gemacht – und siehe da: Es zeigen sich am Schwanz des Fossils noch nicht identifizierte Spuren, die durchaus auf eine Federstruktur schließen ließen. Beim Festvortrag meinte Göhlich: "Das macht uns schon noch Kopfzerbrechen. Wir müssen noch weiter forschen."

Der Generaldirektor der staatlichen naturwissenschaftlichen Sammlungen in Bayern, Professor Gerhard Haszprunar, dankte ebenfalls den Findern und beklagte angesichts des Juravenators als eines herausragenden Fossils in Bayern, dass es im Freistaat leider noch kein Fossilschutzgesetz gebe: "Das ist längst überfällig."

Außerdem betonte er: "Fossilien faszinieren die Menschen, sie sind ein Teil unserer wissenschaftlichen Kultur." Deshalb sei auch die ansprechende Präsentation und Würdigung in der Öffentlichkeit von großer Bedeutung.