Workerszell
Das 100-Millionen-Projekt

Bayerns größter Wald-Windpark wächst weiter Spatenstich im Workerszeller Forst

07.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:20 Uhr

Hochsitz trifft Windrad (großes Bild): Im Workerszeller und Raitenbucher Forst entsteht landkreisübergreifend Bayerns größter Wald-Windpark. Im Endausbau sollen 16 Anlagen Strom für 36 000 Haushalte liefern. Am Freitagvormittag tätigten Vertreter der beteiligten Unternehmen und Kommunalpolitiker den Spatenstich für die Errichtung der fünf Windräder auf Eichstätter Seite (unteres Bild). - Fotos: Knopp

Workerszell (EK) Der erste Spatenstich war eigentlich der zweite: Am Freitagvormittag fiel der Startschuss für den Endausbau von Bayerns größtem Wald-Windpark zwischen Workerszell und Raitenbuch. Bei Fertigstellung sollen sich hier insgesamt 16 Windräder drehen. Kostenpunkt: rund 100 Millionen Euro.

Workerszell (EK) Der sogenannte erste Spatenstich war eigentlich der zweite: Am Freitagvormittag fiel der Startschuss für den Endausbau von Bayerns größtem Wald-Windpark zwischen Workerszell und Raitenbuch. Bis Oktober sollen sich hier insgesamt 16 Windräder drehen. Kostenpunkt: rund 100 Millionen Euro.

 

Auf mittelfränkischer Seite - im Raitenbucher Forst (Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen) - ging alles ein wenig schneller: Bereits im Juni vergangenen Jahres war Baubeginn für die dortigen elf Windräder. Die erste Anlage soll schon in ein bis zwei Wochen ans Netz gehen. Die weiteren Windräder, von denen größtenteils schon die Türme stehen, folgen dann nach und nach.

Dagegen beginnt man auf Eichstätter Gebiet - im Workerszeller Forst - erst in der kommenden Woche mit dem Setzen der mächtigen Fundamente. Fünf Windräder werden hier errichtet. Bei Fertigstellung im Oktober sollen die insgesamt 16 Anlagen mit einer Nabenhöhe von 134 Metern und einem Rotordurchmesser von 131 Metern rund 33,5 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr liefern - das entspricht dem Bedarf von etwa 36 000 Haushalten, umgerechnet sind das zwei Drittel aller Haushalte im Landkreis Eichstätt. Die CO2-Einsparung soll bei 25 000 Tonnen pro Jahr liegen.

Beim Spatenstich am Freitagvormittag mitten in dem riesigen Waldgebiet sprach Rolf Bungart, Geschäftsführer des Projektplaners Ostwind (siehe Infokasten), von "einem feierlichen Moment für die Windkraft in Bayern": Es handle sich nicht nur um den größten Wald-Windpark im Freistaat, sondern auch um "ein einzigartiges Gemeinschaftswerk", das zwei benachbarte Gemeinden, zwei Landkreise und zwei Regierungsbezirke in der Umsetzung der Energiewende vereine. Allerdings könne es sich wegen der Abstandsregel um eines der letzten Vorhaben dieser Art in Bayern handeln, ergänzte Josef Knitl von der Max Bögl Ostwind GmbH, die das Projekt realisiert. Dem pflichtete Jörg Hempel von der Firma Nordex, die die Turbinen und Rotoren liefert, bei. Die "10-Horst-Regel", die einen Abstand von 2000 Metern zur Wohnbebauung vorsieht, sei "unsäglich", kritisierte der Mann aus Mecklenburg-Vorpommern: "Die tut uns allen sehr, sehr weh."

Rolf Bungart verwies in seiner Rede auch auf einen "Genehmigungsmarathon, wie wir ihn in seiner Dauer und Komplexität so noch in keinem Verfahren zu bewältigen hatten". Dabei ist es bereits der zehnte Wald-Windpark, den Ostwind mit den Bayerischen Staatsforsten verwirklicht. Diese sind Eigentümer des über 2500 Hektar großen Waldgebiets, in dem nun die 16 Windräder entstehen. Windenergie sei die ideale Ergänzung zur Waldnutzung, meinte dann auch Reinhard Strobl von den Bayerischen Staatsforsten: "Im Erdgeschoss wird Holz geschlagen, im ersten Stock Strom produziert." Bis es allerdings grünes Licht gab, gingen gut acht Jahre und etliche naturschutz- und artenschutzrechtliche Verfahren ins Land. Bis zum Schwarzstorch, der Waldschnepfe und der Haselmaus wurde alles durchgeprüft. Nicht zuletzt grüßt Letztere auch von der Infotafel am Eingang des Waldgebiets: "Ökostrom aus dem Reich der Haselmaus." Die Investition für ökologische Ausgleichsmaßnahmen gibt Ostwind mit 2,7 Millionen Euro an. Der dauerhafte Flächenverbrauch betrage 2,47 Hektar.

Auf die Symbiose von Wind und Wald ging der Eichstätter Landrat Anton Knapp ein: Diese stehe für Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Das Altmühltal sei zwar nicht die Nordsee, aber hier gebe es ebenfalls gute Standorte, wie dieses Projekt zeige. Windenergie "als preiswerteste Technologie" habe im Binnenland auch künftig großes Potenzial und leiste einen wichtigen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung, zeigte sich Knapp überzeugt.

Das Thema Wertschöpfung hatte auch Ostwind-Geschäftsführer Rolf Bungart angesprochen, indem er auf die "wirtschaftliche Teilhabe der Bürger vor Ort" verwies. Diese solle so aussehen, dass die betreffenden Kommunen beziehungsweise Energiegenossenschaften in jeweils ein Windrad pro Seite investieren können, wie Bungart auf Nachfrage unserer Zeitung konkretisierte. Auch der Landkreis Eichstätt habe schon angekündigt, sich an den kommunalen Anlagen "hüben und drüben" beteiligen zu wollen.

Von der Akzeptanz der Bevölkerung für diesen Standort, weil die Abstände groß genug seien, sprach der Schernfelder Bürgermeister Ludwig Mayinger. Außerdem entstehe kein Neid, weil es sich mit den Bayerischen Staatsforsten um einen öffentlichen Eigentümer handle. Für seine Gemeinde sei die Energiewende keine bloße Worthülse, versicherte der Bürgermeister. Neben der Windenergie seien auch weitere Solarfelder geplant: "Damit wird auf unserem Gemeindegebiet weit mehr Strom produziert, als wir selbst verbrauchen."