Wie
So fern die Wärme

21.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:20 Uhr

Wie ich diesen Winter überstehe, weiß ich noch nicht. Wenn es stürmt und schneit, werfe ich normalerweise meinen Kanonenofen in der guten Stube an, rücke den Ohrensessel nahe heran und erfreue mich am Knistern der Holzscheite. Griffbereit steht eine Tasse mit heißem Tee auf der glühenden Ofenplatte und wartet darauf, dass ich sie mit ein, zwei Tröpfchen Rum veredle.

Das war für mich immer der Inbegriff der Behaglichkeit.

Mit Entsetzen habe ich jetzt meinem Leib- und Magenblatt entnommen, dass ich in meinem treuen Öfchen regelmäßig die Feuer der Hölle entzündet habe. Ich sage nur „Feinstaub“. Holzöfen, so reckt das Umweltbundesamt den mahnenden Zeigefinger in den qualmverhangenem Himmel, sind Dreckschleudern ohnegleichen. Vor meinen geistigen Augen versinkt unser schöner Naturpark unter einem Berg an Feinstaub, und endlich kann ich mir auch die trübe Farbe unserer Altmühl erklären. Bei jedem Hustenanfall eines braven Bürgers, der sein wohlverdientes Zigarettchen anzündet, versinke ich vor Scham fast in den Boden, denn ich gehe davon aus, dass mich und meine Heizgewohnheiten dafür die alleinige Schuld trifft.

Mit Tinte und Feder habe ich es eigenhändig nachgerechnet: In 10 000 Jahren blase ich so viel Dreck in die Luft, wie es sonst nur ein Kampfjet der Bundeswehr tut – in einer Stunde. Als alter Soldat weiß ich natürlich: Persönlicher Egoismus muss gegenüber dem Militär hintanstehen, besonders in der heutigen Zeit. Nie wieder rühre ich ein Scheit Buchenholz an.

Aber es kommt noch schlimmer für mich. Die Präsidentin vom Umweltbundesamt, die patente Maria Krautzberger, hat wortwörtlich gesagt: „Wir empfehlen Kamine grundsätzlich nicht zum Heizen.“ Das klingelt mir jetzt noch in den Ohren. Irgendwie habe ich das Gefühl, sie meint damit meine Ofenrohre, die dienen ja auch dem Rauchabzug. Der zweifache Bannstrahl hat mich getroffen. Wie soll ich jetzt nur meine Stube warm kriegen?

Gas scheidet aus. Ich sehe schon den Putin vor mir, wie er händereibend ein Hakerl hinter meinen Namen in seinem Notizbuch macht und dem Medwedew zuzwinkert: „Den Krach haben wir jetzt auch in der Tasche.“ Diesen Triumph gönne ich dem fiesen Kreml-Zaren nicht. Lieber setze ich auf Nahwärme. Dem Wolfgang Brandl sein Heizwerk liegt im Sichtbereich der Burg. Die Leitung lege ich selbst. Rohre habe ich genug, und wenn eines übrig bleibt, schicke ich das der Krautzbergerin. Die kann dann damit prima ins Gebirge schauen.

Pfüat Gott, Ihr

Schlossleutnant

Lorenz Krach