Wellheim
Pfarrer "gefällt" Flüchtlingshetze

Georg Guggemos gerät im Sozialen Netzwerk mit rechtsradikalen Bildern in Berührung

12.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:12 Uhr

Pfarrer Georg Guggemos - hier beim Faschingszug in Rennertshofen vor zwei Wochen - hat fremdenfeindliche Inhalte bei einem sozialen Netzwerk "geliked". - Foto: DK-Archiv

Wellheim/Rennertshofen (EK) Der Pfarrer von Wellheim und Rennertshofen hat in einem Sozialen Netzwerk bei zwei Hetzbildern gegen Flüchtlinge auf "Gefällt mir" gedrückt. Georg Guggemos sagte gegenüber unserer Zeitung, er habe vor dem Hintergrund einer angeblichen versuchten Vergewaltigung durch einen Flüchtling so reagiert. Der Polizei liegt dazu allerdings keine Anzeige vor.

Zwei Fotos beziehungsweise Montagen, die offenbar auf der Pinnwand eines seiner 568 Freunde aufgetaucht waren, bekamen von dem 51-jährigen Geistlichen ein "Gefällt mir". Die eine zeigt ein Kind, das seine Mutter nach Essen frägt, und dafür die Antwort erhält: "Ich weiß, mein Schatz, aber erst kommen die Fremden dran. - Wieso, Mama? - Weil man uns beide sonst als Nazis bezeichnen würde." Der Post endet mit "Wer stimmt zu - Teilen erwünscht." Das Bild stammt ursprünglich von der Facebook-Seite "Deutsch sein ist kein Verbrechen" und hat sich mittlerweile Hunderte Male im ganzen Netz verteilt. Das Portal, das rund 35 300 sogenannte Follower hat, wird dem Umfeld der NPD zugerechnet. Im zweiten Bild sorgen sich Menschen - den Verfassern zufolge sind es Flüchtlinge - "um unsere Kinder im Krieg in Syrien" und bekommen dafür die Gegenfrage: "Warum seid ihr feigen Dreckschweine denn ohne sie abgehauen" Eben jenes Posting hat bereits vor einem halben Jahr in Österreich für Empörung gesorgt, als die FPÖ mitten im Wahlkampf dieses Bild geteilt hat.

Er habe die beiden Postings vor einigen Wochen nach einer angeblichen versuchten Vergewaltigung durch einen Flüchtling in einer seiner Pfarreien "geliked", sagte Pfarrer Guggemos am Freitag. Das sei "unvorsichtig" und "unüberlegt" gewesen. Aber er sei "voller Wut und Trauer" über dieses Geschehen gewesen - zu dem nach Auskunft des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord auf Anfrage unserer Zeitung allerdings keine Anzeige vorliegt. Guggemos räumte ein, dass er anders hätte reagieren müssen. "Aber ich wollte keine schlechte Stimmung gegen Flüchtlinge machen und keine negativen Schlagzeilen." Tags zuvor hatte er gegenüber unserer Zeitung noch erklärt, wohl "nicht genau hingesehen" zu haben, was den Inhalt der Abbildungen anbelangt. Er habe durch den "Gefällt mir"-Button Sympathie für die Person ausdrücken wollen, auf deren Pinnwand die Fotos standen, nicht mehr.

Georg Guggemos gilt als leutseliger Pfarrer. Er hat einen guten Stand in seinen sieben Pfarreien, den Seniorenheimen und dem kirchlichen Kindergarten. Sein Amtsgebiet im Urdonautal ist groß, aber er hat den direkten Kontakt zur Basis und sucht ihn auch immer wieder. Erst vor zwei Wochen stand er bei der Prunksitzung der Fidelitas Rennertshofen auf der Bühne und gab den "geplagten Ehemann". Beim Faschingszug in der Marktgemeinde chauffierte er das Kinderprinzenpaar. Nebenbei ist er mit einem Privatprofil in den sozialen Netzwerken aktiv. Er nutzt es, so erklärt der frühere Jugend- und Militärpfarrer, um etwa seine Ministranten an Gruppenstunden zu erinnern. Oder aktuell die Gläubigen an den Aschermittwochsgottesdienst: "Lasst Euch das Aschenkreuz auflegen!"

Vor zwei Jahren stand Guggemos vor dem Neuburger Amtsgericht, war als Kirchenrektor von Rennertshofen der fahrlässigen Körperverletzung angeklagt - nachdem eine Sängerin während einer Hochzeitsmesse in seiner Kirche einen Stromschlag erlitten hatte. Das Verfahren wurde gegen Geldauflage eingestellt. Jetzt kommt Guggemos, der seit 2011 Pfarrer in Wellheim und Rennertshofen ist, in den sozialen Netzwerken mit rechtsradikalem Gedankengut in Berührung. "Ich habe keinerlei rechtsradikale Tendenzen", sagt der Geistliche mehrmals. "Wir tun so viel für die Flüchtlinge hier", so der Pfarrer. Er selbst sei in den Helferkreisen aktiv und "jede Woche in den Flüchtlingsheimen unterwegs".

Mittlerweile hat sich auch das Bischöfliche Ordinariat in Augsburg, zu deren Gebiet die Pfarreiengemeinschaft Urdonautal gehört, in die Sache eingeschaltet. Guggemos hat sich gegenüber dem Sekretär des Generalvikars in einem Telefongespräch eigenen Angaben zufolge "entschuldigt" und erklärt: Zudem "bereue ich zutiefst, was ich getan habe". Das Ordinariat äußerte sich nur schriftlich zu dem Thema. Man habe, so teilt die Pressestelle mit, Kenntnis von der Sache, sie allerdings "bei Facebook nicht verifizieren" können, "da das betreffende Profil nicht öffentlich zugänglich ist". Weiter heißt es: "Pfarrer Guggemos erläuterte uns gegenüber, dass es sich hierbei um ein Versehen handelt, und dass er es sehr bedauert, besonders auch deshalb, weil er sich selbst vor Ort in Helferkreisen für Flüchtlinge engagiert."

Vor gut einem Jahr musste sich die Nachbardiözese Eichstätt mit einem Pfarrer auseinandersetzen, der öffentlich Hetztiraden von sich gegeben hatte: Der frühere Pfarrer von Deining (Kreis Neumarkt), Norbert Zawilak, war mit negativen Äußerungen gegen Flüchtlinge aufgefallen. Die Bistumsleitung in Eichstätt hatte Zawilak damals zum Rapport einbestellt. Der hat seine Aussagen in einer durch die kirchlichen Stellen verbreiteten Presseerklärung "bedauert". Knapp zwei Monate nach der umstrittenen Rede bei einem Neujahrsempfang hat Zawilak auf seine Pfarrstelle verzichtet.