Wellheim
Idylle unbedingt erhalten

Zahlreiche Mängel: Trägerverein fürchtet um "Schutterbad Wellheim"

27.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Das Schutterbad in Wellheim wird gern in Anspruch genommen. Fast 1000 Mitglieder zählt der Verein, der das Bad betreibt. An schönen Tagen kommen fast 200 Badegäste. Zu den eifrigsten Besuchern gehört Rudi Biber (rechts). Er ist selbst im Vorstand des Badevereins und fast jeden Tag da. „Das Bad macht den Ort zu etwas Besonderem und darauf sind wir stolz“, sagt er. - Foto: baj

Wellheim (EK) Die Sonne strahlt vom Himmel, das Wasser ist klar, Alt und Jung tummeln sich im Wellheimer Schutterbad, das sich zu einem Treffpunkt für Familien entwickelt hat. Die Idylle scheint perfekt – und trügt doch.

„Wir wollen wissen, ob das Bad nächstes Jahr noch besteht“, sagt Cordula Kiegele. Sie ist Vorsitzende des Vereins „Schutterbad Wellheim e.V.“, der die Freizeiteinrichtung betreibt. Unsicherheit treibt Vorstand und Mitglieder um, denn das Bad ist sanierungsbedürftig, und woher das Geld kommen soll, um alles wieder in Schuss zu bringen, ist unklar. Der Verein startet jetzt eine Unterschriftenaktion, um auszuloten, ob die Bevölkerung überhaupt hinter dem Schutterbad steht.

Die problematische Situation ist allen bewusst, denn nicht erst seit heuer steckt das einst unter kommunaler Aufsicht betriebene Bad in Schwierigkeiten. Schon vor vielen Jahren konnten die Auflagen nicht mehr erfüllt werden, die ein öffentliches Schwimmbad erfüllen muss. Die Lösung damals: Ein Verein konstituierte sich und übernahm die private Trägerschaft. Von der Gemeinde gibt es Unterstützung. Diese Konstruktion hat bis heute gehalten, denn für ein privates Schwimmbad werden weniger strenge Maßstäbe angelegt. Beispielsweise benötigt es keine Aufsicht. Auch weist das Wellheimer Hauptbecken nach wie vor eine Längsdurchströmung auf, während für öffentliche Bäder längst eine Querdurchströmung Vorschrift ist.

Keine Kompromisse geht der Verein bei der Wasserqualität ein. Hier würden – auf freiwilliger Basis – dieselben Maßstäbe wie bei öffentlichen Einrichtungen eingehalten, sagt Bürgermeister Robert Husterer. Der Wasserwart nehme regelmäßig Proben. Die Ergebnisse werden dem Landratsamt zugestellt – obwohl die Lebensmittelkontrolle nicht mehr zuständig ist. „Die Wasserwerte sind top“, so Husterer. Vor mehreren Jahren wurde eine Filteranlage für 50 000 Euro eingebaut.

Ansonsten liegt einiges im Argen: Ständig gebe es Wasserrohrbrüche, weil das Leitungsnetz marode sei. „Die Mauer setzt sich, schließlich fließt direkt daneben die Schutter vorbei“, erläutert Vorstandsmitglied Sabine Amann. Der Boden gerate in Bewegung und dann brechen die Rohre. Aktuell hapert es mit der Heizung. Das werde zwar rasch von der Gemeinde behoben, aber insgesamt sei es doch nur „ein Gemurkse“. Und so teuer könne das kurzfristige Abstellen der Mängel nicht sein, finden die Vorstandsmitglieder. So könnten zum Beispiel Steinquader die Außenmauer stützen. „Natürlich macht es keinen Sinn, Millionen in das Bad zu stecken“, sagt Kiegele. Aber ein überschaubarer Betrag müsste sich doch lockermachen lassen. Der Verein sei zu Eigenleistungen bereit.

Obwohl nur Vereinsmitglieder in das Bad dürfen – Jugendliche vom Zeltplatz oder Touristen, die sich mal rasch erfrischen wollen, müssen abgewiesen werden –, floriert das Bad. Maria Suchy, die den Kiosk betreibt, hat die Zahlen parat: Im Mai gab es 812 Mitglieder; derzeit sind es 913 – ein Zuwachs von 101 Personen. Bis zu knapp 200 Gäste kommen täglich. Senioren, die ein paar Runden in dem 27 auf acht Meter großen Becken drehen, Familien, die einen netten Tag verbringen, Kinder und Jugendliche, denen das Bad die Langeweile vertreibt. Auch mehrere Flüchtlingsfamilien haben die Mitgliedschaft erworben. „Die Kinder sind hier integriert, sie haben Freunde gewonnen und sie lernen Schwimmen“, erzählt Sabine Amann. Auch die Wasserwacht nutzt das Freibad und erteilt Schwimmunterricht.

Cordula Kiegele beklagt die aus ihrer Sicht mangelnde Kommunikation mit der Gemeinde. „Es geht doch darum, dass das Bad bestehen bleibt.“ Damit nimmt sie dem Bürgermeister praktisch das Wort aus dem Mund. „Es wäre unheimlich schade, wenn das Bad verloren ginge“, erklärte der Bürgermeister gegenüber unserer Zeitung. Nur liegen bestimmte Dinge weder im Ermessen des Bürgermeisters noch des Gemeinderates. „Der Haushalt muss vom Landratsamt als Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt werden“, betont Husterer. Er zählt einige Punkte auf, über die er sich nicht hinwegsetzen könne: Betrieb und Instandhaltung von Bädern gehören nicht zu den Pflichtaufgaben einer Gemeinde; das seien rein freiwillige Leistungen. Für freiwillige Leistungen dürfen keine Kredite aufgenommen werden; Pflichtaufgaben dürften nicht liegen bleiben. „Meine erste Arbeit ist jetzt Fördergelder zu suchen“, erklärt Husterer. „Das Landratsamt hat mir klipp und klar gesagt, dass wir ohne Förderung im Rücken gar nicht erst weiterverhandeln brauchen.“ Und Fördermittel für Bäder seien nun einmal rar gesät. Überdies hat die Gemeinde ein Gutachten über die benötigten Kosten erstellen lassen. Die Zahlen sind öffentlich noch nicht bekannt.