Walting
Milchpreis weiter unter Druck

Kreisversammlung des Bundes Deutscher Milchviehhalter kann sich für freiwilligen Lieferverzicht erwärmen

13.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:39 Uhr

Rege diskutiert wurde bei der BDM-Kreisversammlung in Walting. Unter den Teilnehmern waren auch Bezirksrat Reinhard Eichiner (von links), Hans Mödl, Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel, Landesvorsitzender Manfred Gilch und Rupert Schneider vom Team des Bundesverbands. - Foto: Funk

Walting (EK) Der Milchpulverberg, der in der EU angehäuft wird, drückt weiter auf die Preise: Das machte der Landesverbandsvorsitzende des Bundes Deutscher Milchviehalter (BDM), Manfred Gilch, bei der Kreisversammlung in Walting deutlich.

Die Einlagerung des Pulvers zur Marktentlastung drücke nun auf die Preise. Die EU-Ware schütte die Märkte - insbesondere auch in Afrika - zu. Dies sei für die Märkte dort tödlich. In einem Filmausschnitt aus der ZDF-Reihe "Zoom" wurde dies drastisch aufgezeigt. Im Aufbau befindliche Märkte, besonders in Westafrika, würden durch die Angebote aus der EU abgewürgt, die afrikanischen Bauern, die in ihre heimischen Märkte investierten, platt gemacht. Es sei notwendig, innerhalb der EU neue Instrumente für die Anlieferung von Milch zu schaffen, um insbesondere auch die bäuerlichen Familienbetriebe vor der Kapitulation zu schützen.

Allerdings war auch Positives zu vermelden: So forderte der -BDM die Entlastung des Milchmarkts durch eine Prämie bei freiwilligem Lieferverzicht - das wurde von der EU umgesetzt. Gilch erklärte, im Vorfeld habe der Deutsche Bauernverband permanent das Hohelied des Exports gesungen und zudem die administrative Umsetzung für unmöglich gehalten. Die anderen europäischen Länder hätten sich aber das Ziel einer Einkommensstabilisierung zu Herzen genommen - es seien so viele Lieferverzichtserklärungen eingereicht worden, dass der Markt wieder einigermaßen ins Lot kam. Mehr noch: Bei der zweiten Ausschreibung konnten nicht mehr alle Wünsche der 24 000 teilnehmenden Bauern erfüllt werden. Dies zeige, dass selbst ein Lieferverzicht von wenigen Prozent den Milchpreis stabilisieren könne. Der Export sei für den Preis ein Ventil, aber keine Dauerlösung, hieß es.

Die Akteure am Weltmarkt hätten in den Heimatregionen unterschiedliche Ausgangspositionen, positiv sei die Situation zum Beispiel für die Milchbauern in den USA. In Europa dagegen als mit Abstand größtem Milchproduzenten der Welt "laufen die Töpfe sofort über". Europa sei eine Schlüsselregion für die Preisbildung. "Europa hat den Weltmarkt totgemolken", sagte Gilch. Der BDM habe mit vielen Aktionen auf die Misere hingewiesen, zuletzt auch vor dem Wahlkreisbüro von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) in Neustadt/Aisch. Nach Tagen des Aufmarsches dort kam dann Bewegung in die Sache.

Der BDM werde sich weiter für die Milchbauern einbringen und habe etwa beim Rossmarkt in Berching auch mit Ministerpräsident Horst Seehofer Kontakt gehabt, berichtete Gilch. Dankbar sei man, dass der bayrische Agrarminister Helmut Brunner (CSU) die Problematik früher erkannt habe und bereits auf einem Milchgipfel in Brüssel vor längerer Zeit auf die Mengen- und auch Preismisere hingewiesen habe. Der BDM sei zwar oft nicht eingeladen worden: Dies hindere ihn jedoch nicht, Meinungen - wenn nötig auch publikumswirksam - zu äußern, hieß es bei der Versammlung.

Gilch dankte bei der Versammlung im Jägerwirt der anwesenden Landtagsabgeordneten Tanja Schorer-Dremel (CSU) für ihr Engagement - auch in den Landtagsausschüssen. "Sie nehmen Ihre Aufgaben ernst, das ist nicht selbstverständlich", sagte Gilch.

In einer anschließenden Diskussionsrunde mit Gilch, Schorer-Dremel und den anwesenden Landwirten und Verbrauchern wurde natürlich auch die Milchmengen-Kontingentierung, die bis vor Kurzem in der EU galt, angesprochen. "Nun soll die Politik ein neues Instrument einführen, obwohl das Alte als hinderlich angesehen wurde", hieß es. Die EU-Agrarpolitik habe falsche Ziele beim Export. Steigerungen könnten nur mit Weltmarktpreisen und Verdrängungsstrategien erfolgen.

Ein weiteres Thema war die häufig geäußerte Kritik an der Grundwasserbelastung durch Gülle. "Milch gibt Gülle und Fleisch gibt Gülle". Wenn aber diese Nährstoffe auf den landwirtschaftlichen Flächen nicht mehr vernünftig eingesetzt werden könnten, gehe "die heimische bäuerliche Landwirtschaft dabei kaputt". Kritisiert wurde auch das Russlandembargo. Das führe nur dazu, dass es in Russland verstärkte Bemühungen auf Eigenversorgung gebe. Auch die Molkereien müssten mehr Verantwortung für den Markt zeigen und Absicherungsmechanismen anbieten.

Der Lebensmitteleinzelhandel treibe mit immer neuen Forderungen ohne Zahlungsausgleich die landwirtschaftlichen Betriebe vor sich her. Hauptgewinner seien aber auch die Lebensmittelhersteller, die über 40 Prozent der Milch verwerten und in einem relativ stabilen Preisumfeld agieren können.

Die Umsetzung ökologischer Aspekte sei in Ortskernen wegen der Ansprüche an das Umfeld oft nicht möglich, wie Landwirte berichteten. Eine Aussiedlung von Höfen sei aber mit zu hohen Kosten und einer massiven Verschuldung verbunden. Der BDM wolle unabhängig mit allen Parteien in der Zielsetzung für die Bauern auf auskömmliche Preise weiterarbeiten und sieht sich als Mitakteur durch die neuen Fakten massiv bestätigt, sagte Manfred Gilch.