Walting
Befürworter trifft Gegner

Stromtrassen: Bundestagsabgeordneter Florian Post (SPD) bei der BI Walting

16.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:32 Uhr

Zur Verdeutlichung ihrer Position für eine dezentrale Energiewende übergab die Bürgerinitiative Walting an Bundestagsabgeordneten Florian Post ein Plakat mit Unterschriften der Teilnehmer der Veranstaltung. - Foto: bjo

Walting (bjo) Der SPD-Bundestagsabgeordnete Florian Post aus München war am Freitagabend Gast einer Diskussionsveranstaltung der Bürgerinitiative Walting und des Energiebündels Eichstätt. Thema: die Problematik der Stromtrassen.

Im gut besuchten Waltinger Schützenhaus fand ein offener Meinungsaustausch zwischen einem Trassenbefürworter und Trassengegnern statt. Josef Loderer, Vorsitzender des Energiebündels Eichstätt, meinte eingangs, dass die geplanten Stromtrassen „gegen die Energiewende“ seien und „nur wirtschaftlichen Interessen“ dienten.

In seinem Referat stellte Florian Post dar, dass im Moment noch 46 Prozent des Stroms in Bayern aus der Kernkraft kommen und dass dieser Anteil bis 2022 ersetzt werden müsse. Um den Windstrom von Nord nach Süd zu bringen, müsse seines Erachtens ein Kapazitätsausbau der Stromleitungen erfolgen. Dabei seien zuerst die Optimierung, dann der Ausbau und danach ein Neubau von Stromleitungen zu erwägen. Eingriffe seien, so Post, „so gering wie möglich“, beispielsweise durch Erdverkabelung, zu gestalten.

Eichstätts Landrat Anton Knapp, der ebenfalls zu Gästen zählte, sprach sich deutlich gegen den Bau von Gleichstromtrassen aus. Nach seiner Teilnahme am bayerischen Energiedialog hätte sich dieser Eindruck noch verstärkt. Er befürworte eine dezentrale Energieversorgung mit Reservekapazitäten wie etwa Gaskraftanlagen oder der Möglichkeit einer Kraft-Wärme-Kopplung durch Müllverwertungsanlagen.

Die Vorgehensweise der Netzbetreiber und der Umstand, dass Braunkohlestrom mit den Trassen durch Bayern geleitet werden soll, zeigten ihm, so Knapp, „dass die Netzbetreiber nur Geld verdienen wollen“.

In der folgenden Diskussion wurden aus dem Publikum viele Fragen und Standpunkte eingebracht: die „Einbremsung“ des Ausbaus der regenerativen Energien durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (kurz EEG), der Sinn des europäischen Stromhandels sowie die Nutzung der geplanten Trassen für Kohle- und Atomstrom. Mehrere Zuhörer merkten an, dass Bayern derzeit viel mehr Strom exportiere als importiere, und sich der Eindruck aufdränge, dass neue Trassen vor allem zur Durchleitung des Stroms und nicht für die Versorgung Bayerns gebaut werden sollen.

Zum Thema Strompreis und Wirtschaftlichkeit stellte Bundestagsabgeordneter Post in den Raum, dass der Kohlestrom billiger produziert werde als der Strom im Gaskraftwerk in Irsching. Er räumte allerdings ein, dass in solchen Berechnungen die externen Kosten, die sich durch die Belastung der Umwelt ergeben, nicht mit berücksichtigt würden. Daraufhin kam aus dem Publikum die Anmerkung, dass hier die Rahmenbedingungen durch die Politik nicht richtig gesetzt seien, um die umweltfreundlichen Energien wirtschaftlich zu betreiben. Post ergänzte, dass die Rahmenbedingungen nicht mehr aktuell seien und bis Ende 2015 erneuert würden.

Die vielen Anregungen und offenen Fragen werde Post mit nach Berlin nehmen und im Ausschuss für Wirtschaft und Energie, dessen Mitglied er ist, einbringen.