Wackerstein
Durchwachsenes Jahr für Kartoffelbauern

Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft unzufrieden mit Preisentwicklung

20.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Die Kartoffelbauern - hier ein Bild aus Ettling - hatten im vergangenen Jahr mit teilweise extremen Witterungsbedingungen zu kämpfen. Der Vorsitzende der Erzeugergemeinschaft für Qualitätskartoffeln Ingolstadt, Ignaz Lechermann (unten), beklagt die stagnierenden Preise. - Fotos: Kügel

Wackerstein (EK) Nach einem Jahr mit zahlreichen Wetterkapriolen hat sich für die Kartoffelbauern der Region das meiste noch zum Guten gewendet. Allerdings ist der Vorsitzende der Erzeugergemeinschaft für Qualitätskartoffeln Ingolstadt, Ignaz Lechermann, unzufrieden mit der Preisentwicklung.

Lechermann sagte am Dienstag bei der Mitgliederversammlung der Erzeugergemeinschaft in Wackerstein (Markt Pförring), er habe "Bauchschmerzen", weil der Festpreis für Kartoffeln stagniere. Die Verarbeiter sollten sich angesichts dieses "kleinen Trauerspiels" Gedanken machen, so der Vorsitzende, denn "Stillstand ist Rückschritt, und zwar in jeder Hinsicht - also auch beim Preis".

Zuvor blickte Lechermann auf das Jahr 2016 zurück und sprach dabei von einem Frühjahr mit wenig Frost, sodass die Auspflanzung "mittel bis gut" verlaufen sei. Wegen einer Nässeperiode sei dann aber Fäule aufgetreten, ehe eine lange Trockenphase für eine Gesundung der Bestände gesorgt habe. Allerdings sei es dann wieder nötig geworden, für das Roden zu bewässern. Dabei beklagte Lechermann, dass es immer Diskussionen gebe, wenn in der Landwirtschaft einmal bewässert werden müsse, sich aber niemand aufrege, wenn Sportplätze ständig beregnet würden. "Gott sei Dank ist dann aber zum Oktoberfest-Auftakt Regen gekommen", so der Vorsitzende, sodass gerodet werden konnte - allerdings nur für acht Tage, dann sei wieder alles trocken gewesen.

Wie die Kartoffelerzeuger ihren Ertrag und die Qualität der Knolle mit der richtigen Bodenbearbeitung steigern und "die Herausforderungen in nassen und trockenen Jahren meistern" können, darüber referierte Rolf Klingel von der Neusser Unternehmensberatung Agrar. Der Berater nahm den Landwirten zuerst die Angst, nahm sie dann aber auch in die Pflicht. Er habe schon viele Umbrüche in der Landwirtschaft erlebt, und jedes Mal sei "der Untergang der Landwirtschaft prophezeit" worden. Aber: "Die Guten sind immer besser geworden." Um zu den Guten zu gehören, seien aber bestimmte Voraussetzungen nötig, man müsse "Konzepte für die Beseitigung von Problemen" parat haben. Ganz wichtig: "Technik allein löst keine Probleme." Sie sei nur Hilfsmittel, "die Problemlösung erfolgt zwischen den Ohren".

Generell empfahl Klingel, bei nassem Boden so extensiv wie möglich zu arbeiten. Es gelte auch, Kluten, also Erdklumpen, zu vermeiden. Ebenso müssten Ernterückstände beseitigt und Erosion so weit wie möglich vermieden werden, denn sie würden wie auch Verdichtungen und Verschlämmungen die Nährstoffeffizienz beeinträchtigen. Wichtig sei zudem die genaue Kenntnis der jeweiligen Bodenstruktur, weshalb er empfahl, auf jedem Feldfahrzeug einen Spaten mitzuführen. "Nur wenn Sie graben, sehen Sie das Übel", sagte er. Es sei "nötig, die Komfortzone der klimatisierten Kabine am Bulldog zu verlassen". Denn: "Wir müssen mehr in den Boden schauen" - und das auch im Rahmen von gemeinsamen Ackerbegehungen mit und bei den Nachbarn.

Das A und O für den erfolgreichen Anbau, fasste Klingel zusammen, seien Kenntnisse über den Boden, den Witterungsverlauf und den Anspruch der Pflanzen, die angebaut werden. Außerdem sollten Kartoffelbauern sofort nach der Ernte den Boden durchlüften, denn dann würden Verdichtungen erst gar nicht entstehen. Letztliches Ziel müsse sein, keine Rodeverluste zu haben. Kartoffelbauer Florian Weiß aus Alteglofsheim im Landkreis Regensburg berichtete den anwesenden Mitgliedern noch über seine Erfahrungen an der Warenterminbörse Eurex und gab ihnen dabei vor allem einen Rat: "Man muss Spielgeld dafür haben." Stefan Bauer von der Firma Belchim Crop Protection informierte über die Ergebnisse von Feldversuchen in Dötting sowie über neue Pflanzenschutzmittel, ehe Vertreter verschiedener Kartoffelhandelsfirmen die neuen Liefer- und Anbauverträge vorstellten.