Mörnsheim/Hammermühle
Trauriger Sonntagsmaler

Das Landratsamt hat eine markante Felsnadel am Altmühlradweg bei Hagenacker entfernen lassen

17.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr
Ende einer Felsnadel: Am Radweg nahe der Hammermühle in Richtung Hagenacker blieb aus Sicherheitsgründen nur noch ein steinerner Stumpf übrig. Das Landratsamt ließ den Felsen nach einem entsprechenden Gutachten zum Schutz der Radfahrer entfernen. −Foto: Schieweck-Mauk

Mörnsheim/Hammermühle (EK) Siegfried Schieweck-Mauk aus Eichstätt ist ein begeisterter Radfahrer - und er ist ein begeisterter Aquarellmaler. Kaum ein Motiv flussauf, flussab im Altmühltal, das er nicht im Laufe der vergangenen Jahrzehnte mit dem Pinsel festgehalten hat, der ganze Landstrich ein einziges Idyll. Aber über sein jüngstes Motiv hat er sich jetzt richtig geärgert: eine markante Felsnadel knapp neben dem Altmühltalradweg nahe der Hammermühle (Markt Mörnsheim).

Der vier bis fünf Meter hohe Felsen ist soeben aus Sicherheitsgründen bis auf einen mickrigen Stumpf abgetragen worden. Schieweck-Mauk mochte seinen Augen nicht trauen.

Vor etwa zwei Wochen hatte der ehemalige Geschäftsführer der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Eichstätt den namenlosen Steinkoloss zwischen Hammermühle und Hagenacker aufs Papier gebannt, als Teil einer für den Jura typischen Felsformation. "Das ist ein beliebtes Motiv für vorbeiradelnde Touristen - aber eben ab und zu auch für einen Maler", sagt er und zeigt das Werk in seinem dicken Zeichenbuch. Grüne Bäume, graue Felsen. Eine Woche später, die Aquarellfarbe war, bildlich gesagt, noch gar nicht ganz trocken, radelte Schieweck-Mauk erneut vorbei und stieß auf einen Trupp Arbeiter, der sich am Hang zu schaffen machte. "Die machen bloß ein paar Bäumchen weg", dachte sich der Maler. Doch weit gefehlt: Als er in dieser Woche - schon wieder - an der Stelle vorbeiradelte, war die gesamte Felsnadel weg. Aus Sicherheitsgründen.

Den Auftrag dafür hat das Landratsamt erteilt, das für die Sicherheit entlang des Radwegs verantwortlich ist. Der Mörnsheimer Bürgermeister Richard Mittl bat um Verständnis für diese Maßnahme: "Die Sicherheit für Leib und Leben geht vor, die ist wichtiger als die Optik. Aber aus optischen Gründen bedauere ich das auch." Es gebe ein Gutachten zu den Risiken dieses völlig frei stehenden Felsens. Da sei dann in diesem Fall eben nichts zu machen - wegen des nahen Radwegs. "Ohne den Radweg hätte er natürlich stehen bleiben können."

Richard Mittl kennt die Problematik auch aus seiner eigenen Verantwortung als Bürgermeister von Mörnsheim. Allein in diesem Jahr musste die Gemeinde 40000 Euro für Felssicherung direkt im Ort ausgeben - da geht es um ganz konkrete Gefahren für Anwohner. Das ist dann die Schattenseite des Idylls. "Wir nehmen da viel Geld in die Hand", sagt Mittl. Meistens würden die brüchigen Felspartien mit Netzen und Beton gesichert - wie überall anderswo im Altmühltal und seinen Seitentälern auch, von den Serpentinen der B 13 bei Eichstätt bis zum Schambachtal bei Arnsberg.

Den Hobbykünstler Schieweck-Mauk, der seit Jahrzehnten bei der Katholischen Erwachsenenbildung auch Malkurse unter dem Motto "Als Sonntagsmaler unterwegs" anbietet, kann das nicht trösten. "Die Schönheit ist weg", bedauert er, und fragt sich auch bei vielen anderen Felssicherungen: "Muss das immer in dieser Radikalität gemacht werden?" Natürlich sei er Laie, räumt er ein. Aber traurig darf man ja wohl sein über den Verlust eines solchen Wunderwerks der Natur wie der Felsnadel bei der Hammermühle. "Das ist doch gerade das, was unsere Landschaft prägt."