Eichstätt
Suche nach Halt in einer entseelten Welt

Zweiter "Spirit Poetry Slam" der Religionspädagogen unter dem Motto "Connected - Was hält dich?"

21.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:55 Uhr
Die Gewinner beim "Spirit Poetry Slam"waren (von links) Pascal Simon, Ines Vonderheide und Luzia Ries. −Foto: Kusche

Eichstätt (EK) Bei einem dichterischen Wettstreit trugen zehn junge Menschen vor mehr als 150 Zuhörern ihre selbst verfassten poetischen Texte in der Aula der Fachakademie Maria Ward vor. Wie im vergangenen Jahr war der Eichstätter Poetry Slam wieder spirituell ausgelegt - über Gott und den Glauben.

Organisiert wurde das Event von Theologin Simone Birkel und Studierenden der Fakultät für Religionspädagogik. Wortgewandt führten die Moderatoren Meike Harms und Alexander Panzer durch den Dichterwettstreit. Die musikalische Umrahmung übernahmen die Band "Rotten Ruler" von der Katholischen Universität und das achtköpfige Vokalensemble "Alpakapella" des Gabrieli-Gymnasiums.

 

In drei Vorrunden traten die zehn Slammer gegen zwei oder drei Konkurrenten an, von denen nur einer in die Endrunde kam. Ermittelt wurde das Weiterkommen durch die Intensität des Beifalls. Schon der erste Slammer Lukas Geiger baute in seinem "Zwiegespräch mit Gott" eine intensive, aber nicht unproblematische Beziehung zum Schöpfer auf. Eine Sicht ins eigene Innere, in ihre Zweifel und Unsicherheiten bot auch die zweite Vortragende Karla Schneider, deren Text aber letztlich in ein Bekenntnis zu Gott mündete: "Ich fühle und empfinde so viel für dich, ich glaube an dich." Marcus Thiede bedauerte die ausschließliche Ausrichtung des Menschen auf seinen Verstand und forderte mit einem abgewandelten Kant-Zitat: "Habe Mut, dich deines eigenen Herzens zu bedienen!" Den Gruppensieg trug der 25-jährige Pascal Simon davon. Seine leidenschaftliche Performance kreiste um die Frage der Rechtfertigung Gottes für all das Leid in der Welt und hielt eine überraschende Lösung parat: Gott muss gar nicht allmächtig sein, sondern einfach nur ein guter Freund oder Vater, der für seine Kinder da ist. Oder mit den Worten Simons: "Gott, du bist ein krasser Typ. Lass uns Freunde werden!"

In der zweiten Gruppe konnten die Juroren keinen Applausunterschied zwischen den Beiträgen von Ines Vonderheide und Franziska Mezger ausmachen, so dass beide Slammerinnen ins Finale einzogen. Zuvor hatte Julia Flierler eine dreifache Retrospektive in die eigene Persönlichkeit unternommen, deren Ergebnis die Akzeptanz der eigenen Person mit all ihren Werten und Gefühlen war. Intensiv und hautnah artikulierte Ines Vonderheide ihren Text, der immer wieder refrainartig die zentralen Fragen stelle: "Was hält mich? Was hält dich?" In atemberaubendem Stakkato entlarvte sie die falschen Stützen Geld, Medien und Erfolg und stellte die wahren Fixpunkte vor: "Mein Herz atmet ein: Gott, Hoffnung, Licht." Franziska Mezger brach in ihrem Vortrag das bekannte "Faust"-Zitat auf ihre Sichtweise herunter: "Es ist Gott, der meine Welt im Innersten zusammenhält, der mich mit der Welt connected, in Verbindung hält." In der dritten Vorrunde traten Michael Seidl, Luzia Ries und Maria Schmitt an. Dabei stellte Michael Seidl in seinem bayerisch formulierten Beitrag eine Offline-Episode seines Lebens und die Glücksmomente vor. Luzia Ries prangerte nach einer Liedzeile von Silbermond ("Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit") an, dass man kaum zur Ruhe komme und auch Gott nicht mehr höre. Maria Schmitt sehnte sich nach Stille und danach, wieder einmal auf einer Wiese zu liegen und der Sonne beim Untergehen zuzusehen.

In der Endrunde präzisierte Ines Vonderheide die Wirkung des Lichts und der Hoffnung, die einzig von Gott ausgeht und gebrochene Herzen zu heilen vermag. Franziska Mezger klagte die negativen Stimmen an, die jeder in seinem Inneren vernimmt. Ihre Lösung: "Hast du solche Stimmen im Oberhaus, zieh einfach den Stecker raus!" Luzia Ries führte ihre Sehnsucht nach einem ungehemmten Losrennen vor. Letztlich stellte der Gewinner Pascal Simon mit einem unorthodoxen Text die Liebe ins Zentrum seines Auftritts.