Seuversholz
Feuer und Flamme für Hackschnitzel

Forscher gehen in einem Langzeitversuch bei Seuversholz der Biomasse auf den Grund

06.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:43 Uhr

Objekte wissenschaftlicher Neugier: Auf Konrad Breitenhubers Betriebsgelände türmen sich vier Hackschnitzelhalden, teils offen, teils zugedeckt. Davor hatten sich zum Beginn der Studie – im Winter – die Verantwortlichen versammelt. In einem Monat geht am selben Ort die „Sommerstudie“ zu Ende - Foto: Fabian Schulmeyer

Seuversholz (EK) Hackschnitzelheizungen sind im Trend. Überall im Landkreis finden sich teils riesige Lagerhaufen für dieses Heizmaterial und harren der Verbrennung. Eine große Studie geht jetzt der Frage nach, wie sich der wertvolle Energieträger am besten lagern lässt. Geforscht wird in Seuversholz.

Jedes Jahr werden in Bayern über vier Millionen Kubikmeter Waldhackschnitzel produziert. Der Großteil davon wird in irgendeiner Form zwischengelagert. Doch wie sich diese Lagerung auf die Qualität auswirkt, ist bislang noch kaum erforscht. Es gibt Studien aus Skandinavien und Südeuropa, aber dort herrscht ein ganz anderes Klima als bei uns, und auch die verwendeten Baumarten sind anders. Das Technologie- und Förderzentrum für Nachwachsende Rohstoffe in Straubing und die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Weihenstephan gehen den Hackschnitzel-Halden jetzt professionell auf den Grund. Schon seit Anfang 2014 wird die Lagerung von Fichtenhackschnitzeln nach allen Regeln der Wissenschaft unter die Lupe genommen.

Geforscht wird nördlich von Seuversholz auf dem Biomassehof von Konrad Breitenhuber. Breitenhuber ist so etwas wie der Hackschnitzelkönig des Landkreises Eichstätt: Vor allem im Auftrag der Bayerischen Staatsforsten in Kipfenberg schreddern sich seine Maschinen durch die Staatswälder im Landkreis. Breitenhubers Firma produziert, trocknet, lagert und verkauft Hackschnitzel für kleine und große Heizanlagen. Und damit ist er für die Forscher aus Straubing und Weihenstephan der ideale Partner. Zumal der Landkreis Eichstätt mit seiner Lage im Herzen Bayerns auch klimatisch prima im Mittelfeld liegt.

Auf Breitenhubers Gelände haben die Forscher vier riesige Halden mit unterschiedlichen Hackschnitzeln angelegt: Die einen sind aus „gutem“ Stammholz, die anderen aus dem ziemlich grünen Kronenmaterial, aus „Waldrestholz“. Zwei der Polder sind sorgfältig abgedeckt und damit vor Regen und Schnee geschützt, die beiden anderen liegen frei da. Zusätzlich wird das gleiche Material auch noch in ungeschredderter Form in Poldern gelagert. Als Vergleichsmaterial.

Nicolas Hofmann, Projektbearbeiter von der Landesanstalt in Weihenstephan, kann bereits die ersten Ergebnisse für die Lagerung in den Wintermonaten vorlegen. Die Überraschung: Der Energieverlust hält sich trotz fünfmonatiger Lagerung in Grenzen. Im Maximalfall, bei der unabgedeckten Halde mit „Waldrestholz“, gingen zwölf Prozent des Energiegehalts flöten. „Da hätten wir mehr erwartet.“ Die Ergebnisse sind über jeden Zweifel erhaben: In jedem Lagerhaufen sind 144 Säcke mit Probenmaterial vergraben, die an langen Schnüren per Radlader herausgezogen werden – eine Aufgabe für Konrad Breitenhuber.

Demnächst ist es so weit: Dann werden die Beutel „geerntet“, um die Ergebnisse der Sommermonate zu analysieren. Breitenhuber, der Profi, erwartet sich nicht wirklich bahnbrechend neue Ergebnisse: „Ich denke, es wird sich mit meiner Erfahrung decken.“ Nicolas Hofmann kann immerhin schon allerhand Grundsätzliches mitteilen: Generell sollte man die Hackschnitzel nicht höher als vier Meter schütten, sonst verdichtet sich das Material zu stark und wird nicht mehr belüftet. Aus demselben Grund sollte man auf keinen Fall mit dem Radlader oder dem Traktor auf dem Haufen herumfahren. Und Mulden, in denen sich das Regenwasser sammelt, sind natürlich ziemlich kontraproduktiv. Unabhängig vom Material – edle Stammholz-Schnitzel oder Restholz-Rampe, fangen die Haufen „zu arbeiten an“ – das Restholz heizt sich dabei wegen des viel feineren Nadel-Materials bis zu 65 Grad auf – mit spannenden mikrobiologischen und im schlimmsten Falle chemischen Prozessen. Konkret: In seltenen Fällen entzündet sich eine zu stark verdichtete Halde von selbst auf freier Flur. Und nicht erst im Ofen.