Schernfeld
Gewässerschutz bleibt eine zentrale Aufgabe

Pflanzenbautag in Schernfeld sehr gut besucht Zahlreiche Informationen für Bäuerinnen und Bauern

18.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr

Schutzstreifen an den Gewässern sollen Nährstoffeinträge und das Abschwemmen von Humus bei Starkregen verhindern. Streifen ab fünf Metern bis 30 Meter Breite werden je nach Lage und Hangneigung gefördert. ‹ŒArch - foto: Amt für Landwirtschaft

Schernfeld (EK) Der Gewässerschutz - auch auf freiwilliger Basis - ist eines der zentralen Themen der bayerischen Agrarpolitik. Als Mittel dafür gilt schon lange das Kulturlandschaftsprogramm (Kulap). Darum ging es auch beim jährlichen Pflanzenbautag des Ingolstädter Landwirtschaftsamtes in Schernfeld.

Gewünscht ist, dass die Landwirte noch stärker ins Kulap einsteigen. Doch ob das realistisch ist, bleibt dahingestellt. Denn viele Bauern, die im vorigen Jahr Anträge gestellt hatten, gingen leer aus: Die bereitgestellten Gelder reichten bei Weitem nicht aus, um die Antragsflut zu befriedigen.

Die Pflanzenbautagung war sehr gut besucht, viele Bäuerinnen und Bauern waren gekommen. Josef Schnell vom Landwirtschaftsamt führte in den Vormittag ein und gab auch Tipps zur Fortbildung und über das neue Kulap.

Dieter Proff vom Landwirtschaftsamt Ansbach informierte, dass die Zahl der Planzenbau-Versuchszentren in Bayern von sieben auf fünf abgespeckt wurde. Dem sei auch der Jurastandort Bieswang (zwischen Schernfeld und Pappenheim) zum Opfer gefallen. In Bieswang wurde neben Mais vor allem mit Braugerstesorten experimentiert. Jetzt ist Augsburg für den Landkreis Eichstätt zuständig.

Proff stellte verschiedene Pflanzenschutzmittel für den Maisanbau vor und bat eindringlich, im Jurakarst nur noch Mittel zu verwenden, die nicht ins Grundwasser gelangen. Die Palette dafür sei leider sehr schmal geworden. Als Schädling spielt der Maiswurzelbohrer eine immer größere Rolle. Proff sagte, dieses Insekt könne auch durch ackerbauliche Maßnahmen bekämpft werden, wenn der Mais innerhalb von drei Jahren nur zweimal auf derselben Fläche angebaut würde - im Eichstätter Raum beträgt der zeitliche Abstand in der Regel aber jetzt schon drei Jahre.

Der andere maßgebliche Maisschädling, der Maiszünsler, kann mit einem hohen Wirkungsgrad durch Nützlinge, die Trichogrammen, bekämpft werden, die mit Drohnen in regelmäßigen Abständen abgeworfen werden. Man muss sich bei den Firmen, die diese Dienstleistung durchführen, jedoch frühzeitig anmelden.

Ein Problem war im vergangenen Jahr im Weizen der Fusariumpilz. Befallenes Korn taugt nur noch als Viehfutter oder gar nur noch für die Biogasanlage - die finanziellen Verluste sind da erheblich. Der verstärkte Einsatz von Fungiziden hilft, ebenso das Einarbeiten der Vorfrucht mit den Maisstängeln. Hilfreich sei es beim Weizenanbau generell, später zu säen. Dann könnten sich auch die Ungräser und Unkräuter, die im Herbst oft noch gute Wachstumsbedingungen haben, nicht zu stark ausbilden.

Bei der Gerste wirken immer mehr Pflanzenschutzmittel aufgrund von Resistenzen nicht mehr richtig. Hier kann die Kombination verschiedener Wirkstoffe helfen. Für derzeit bewährte Wirkstoffe gibt es wegen Problemen bei der Zulassung oft keine Nachfolger mehr. Es ist also mit Ertragseinbußen zu rechnen.

Proff legte auch die Auflagen vor, die bei den Herbiziden gelten. Insbesondere sind die Abstände zu Gewässern und die Hangneigung zu beachten. Wichtig ist hier, das breite Spektrum der Sprühdüsen auszunutzen. Beim Rapsanbau sollten vor allem die Auflagen zum Bienenflug beachtet werden. Hilfreich sei der Kontakt mit Imkern. In der Regel sollte - wenn nötig - am frühen Morgen und späten Abend gespritzt werden.

Max Stadler vom Amt in Pfaffenhofen stellte das Aktionsprogramm des Landwirtschaftsministeriums zum Gewässerschutz vor. Die Gewässerqualität sei stabil. Der Nitratgehalt im Trinkwasser sei je nach Region zu hoch, die Werte seien auch im Landkreis Eichstätt sehr unterschiedlich. Stadler appellierte an die Bauern, die Bayerischen Förderprogramme, hauptsächlich das Kulturlandschaftsprogramm, noch stärker anzunehmen. Ausdrücklich warb er für Gewässerschutzstreifen an Bächen oder Gräben - denn hier sei auch die Höhe der finanziellen Förderung interessant. Gleichzeitig spielten dann viele Abstandsauflagen bezüglich Pflanzenschutz und Gülledüngung keine Rolle mehr. Die Bodenerosion durch Starkregen könnte durch Mulch-Streifen- und Direktsaatverfahren abgemildert werden.

Stadler machte sich beim Gewässer- und Trinkwasserschutz für förderfähige freiwillige Lösungen stark, diese wären für die Bauern besser als gesetzliche Verpflichtungen. Zu diesen zählen die Verordnungen über Sperrfristen für die Düngung. In Grundwassereinzugsgebieten mit hohen Nitratwerten über 50 Milligramm gelten größere Gewässerabstände, Pflicht sind Untersuchungen des Bodens auf pflanzenverfügbaren Stickstoff (Nmin). Und die Bauern müssen die Lagerkapazitäten für Gülle ausweiten. Damit soll erreicht werden, dass die Pflanzen wirklich nur noch zur Kernwachstumszeit gedüngt werden. Vorgeschrieben ist auch eine rasche - oder sofortige - Einarbeitung der ausgebrachten Gülle in den Boden. Die Düngeverordnung sieht bei bestimmten Hangneigungen Abstände zu Gewässern vor, die bis zu 20 Metern gehen können.

Das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt hat verschiedene Messstellen im Landkreis, wo die Wasserqualität kontrolliert wird. Dazu gehören Walting (moderate Werte), Altendorf (ebenfalls wenig kritisch), Unteremmendorf (im mittleren Bereich), die Karstquelle Obereichstätt (im wenig kritischen Bereich) und die Weisslingquelle in Titting (schwankende Werte, aber stabil im moderaten Bereich). Insgesamt ist in den letzten Jahren keine Verschärfung der Werte nach oben erkennbar, teilte das Wasserwirtschaftsamt auf Anfrage des EICHSTÄTTER KURIER mit, eine Entwarnung könne aber trotzdem nicht gegeben werden. Die Landwirte sollten jedenfalls alles tun, um den derzeitigen Status zu sichern oder mit den geeigneten Maßnahmen zu verbessern.

Josef Schnell gab zum Abschluss einen Überblick über die Flächen im Gebiet des Landwirtschaftsamtes Ingolstadt, der belegte, dass die Landwirte massiv in vielfältige Fruchtfolgen, Winterbegrünungen, Mulchsaaten oder sonstige Zwischenfrüchte investieren.