Schelldorf
Beispielhafte Bienenweide

Imker und Bauernverband sind sich einig: Blühflächen wie die der Familie Bauer sind wichtig

31.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Foto: Franz Bauer

Schelldorf (EK) Wenn unterschiedliche Interessen aufeinanderprallen, ist der Sache oft nicht gedient. Anders beim Kreisverband der Imker, des Bayerischen Bauernverbandes und einer Landwirtsfamilie. Sie setzten in Schelldorf einen Markstein Zusammenarbeit im Interesse aller.

Josef Hagemann, der Vorsitzende des Imkerkreisverbandes, Erika Meyer, Geschäftsführerin an der Dienststelle des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) Ingolstadt, und BBV-Kreisobmann Josef Kroll trafen sich am Freitag auf dem Hof von Austragsbauer Franz Bauer und seiner Tochter Sabine Bauer in Schelldorf: „Die Imker brauchen die Landwirtschaft und die Landwirtschaft braucht die Imker.“ Darin waren sich alle einig.

Sabine Bauer, die Geschäftsführerin des landwirtschaftlichen Betriebes in Schelldorf, informierte über die ökologischen Vorrangflächen. Nach EU-Verordnung, dem sogenannten Greening-Förderprogramm, müsse seit diesem Jahr ein Betrieb ab einer bestimmten Größe, so Bauer, fünf Prozent der Anbaufläche aus der Kulturbewirtschaftung herausnehmen. Es gebe es nun die Möglichkeit, die Fläche für die Selbstbegrünung brachliegen zu lassen. Dadurch würde aber der spätere Anbau von Kulturpflanzen durch Samen von „Unkräutern“ behindert. Sabine Bauer und ihr Vater haben sich für eine zweite Möglichkeit entschieden: die gezielte Begrünung. Gut vier Hektar haben sie in Blühflächen umgewandelt, als Bienenweide, speziell die „Veitshöchheimer Bienenweide“ blüht von Frühling bis Herbst. Die Wildkräuter bieten ab April bis in den November hinein Hummeln, Bienen und Schmetterlingen ein reiches Nektar- und Pollenangebot. Zudem sticht die Bienenweide mit ihrer Blühfreudigkeit ins Auge.

Franz und Sabine Bauer hätten es sich einfacher machen können. Denn diese Variante erfordert wesentlich mehr finanziellen und arbeitstechnischen Aufwand. Als die Jungbäuerin ihre Blühflächen schildert und Fotos von der Hochblütezeit im Juni und Juli zeigt, da kommt sie ins Schwärmen: „Die Hasen haben sich gefreut. Ungestört konnten sie ihre Jungen setzen und aufziehen. Denn von Frühjahr bis Herbst herrscht Ruhe.“ Sie erzählt weiter, von den Rehen im Acker, den Rebhühnern, den Insekten und Schmetterlingen in den Blühweiden und von dem wunderbaren Blütenmeer.

Nach Auffassung des Imker-Kreisvorsitzenden Josef Hagemann sei man mit der Landwirtschaft in der Vergangenheit zu sehr auf Konfrontationskurs gegangen. Mit dem Treffen in Schelldorf wolle man ein Zeichen und einen Anfang setzen, dass Imker, BBV und Landwirte die Probleme gemeinsam lösen können. Er verwies dabei auf den Synergieeffekt. Denn die Imker bräuchten das Nahrungsangebot für die Bienen, zudem sei die Honigbiene eine wirtschaftliche Größe für die Landwirtschaft. Hagemann: „Rund 85 Prozent der landwirtschaftlichen Erträge sind von der Bestäubung der Honigbiene abhängig.“ Durch Blühwiesen hätten die Bienen während der gesamten Vegetationszeit eine bunte Vielfalt. Denn ansonsten sei nach der Obstblüte vielfach „Feierabend“.

BBV-Geschäftsführerin Erika Meyer erklärte, dass in Bayern im Rahmen des Greenings 30 500 Hektar landwirtschaftliche Fläche brach gelassen wurden: „Gerade durch die Optimierung, die gezielte Begrünung, wie sie der Betrieb Bauer in Schelldorf pflegt, ist zusätzlicher Lebensraum für Wildtiere, Bienen, Insekten und auch Wildpflanzen entstanden.“ Das sei vorbildhaft. Die BBV-Geschäftsführerin appellierte an Landwirte, sich bei ökologischen Vorrangflächen vermehrt für Blühflächen zu entscheiden. Dabei sei es aber auch wichtig, so Meyer, dass unsinnige bürokratische Greening-Verordnungen abgebaut würden. Meyer zeigte sich überzeugt: „Wenn die Bürokratie mit den vielen undurchsichtigen Vorschriften aufräumt und realisierbare Vorgaben bringt, wird bei den Bauern die Akzeptanz größer.“ Besorgt wies Meyer auf die Tendenz aktueller Gartengestaltung hin. Durch „Kies- und Schotterflächen“ würden Lebensräume für Blüten bestäubende Insekten zerstört.

Nach dem Informationsaustausch zeigten die Bauers ihre Blühflächen in der Schelldorfer Flur. Darunter war auch ein großer Acker mit den zwei alten, gegen viele Krankheiten resistenten Sorten Alexandriner- und Perserklee. Auf dem Kleeacker konnten sich die Teilnehmer vom starken blumig-fruchtigen Duft überzeugen.