Regensburg
Mit humoriger Art ins neue Amt

Der aus Pondorf stammende Weihbischof Josef Graf spürt nach einem Jahr die Last der Verantwortung

25.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

Die Bischofsweihe erhielt Josef Graf, der aus dem Landkreis Eichstätt stammt, am 7. Juni vergangenen Jahres im Regensburger Dom durch Ortsbischof Rudolf Voderholzer. ‹ŒArch - foto: Moosburger/Bistum Regensburg

Regensburg/Pondorf (EK) Das Regensburger Büro von Josef Graf wirkt, als hätte er es erst vor wenigen Tagen bezogen. Abgesehen von zwei Bildern sind die Wände kahl. Das Regal hinter dem Schreibtisch des aus Pondorf stammenden Weihbischofs ist weitgehend leer, hier ist noch Platz für viele Bücher und Aktenordner.

Die wenigen Einrichtungsgegenstände wirken sachlich-modern, von kirchlichem Prunk oder gar Protz keine Spur. Es herrscht eine kühle Arbeitsatmosphäre, wie in einer x-beliebigen Firma - wäre da nicht der beeindruckende Blick hinaus in den Innenhof mit dem Kreuzgang und der mächtigen Niedermünsterkirche.

Josef Graf hat das bescheidene Büro im zweiten Stock nach seiner Bischofsweihe am 7. Juni vergangenen Jahres bezogen. Zu seiner Überraschung war der frühere Spiritual am Regensburger Priesterseminar von Papst Franziskus zum Weihbischof von Regensburg und Titularbischof von Inis Cathaig in Irland ernannt worden. Inzwischen gehört der gebürtige Riedenburger auch dem Domkapitel an. Unsere Zeitung sprach mit dem 59-Jährigen über seine Erfahrungen in seinem ersten Jahr als Weihbischof.

Die Umstellung sei nicht unerheblich gewesen, räumt der promovierte Theologe ein. Nach 26 Jahren als Spiritual im Priesterseminar sei es gar nicht so einfach gewesen, eine ganz neue Arbeit zu beginnen. "Als Spiritual konnte ich auch mal salopp daherreden", meint Graf mit einem bedauernden Unterton. Er sei der geistliche Begleiter der angehenden Priester gewesen, aber nicht deren Vorgesetzter. "Als Weihbischof muss ich nun zurückhaltender sein, aber meine humorige Art lasse ich mir nicht nehmen." Trotz des hohen Amtes sei es für ihn wichtig, der authentische Josef Graf aus dem Juraort Pondorf zu bleiben. Froh ist er, dass die Personalverantwortung für das gesamte Bistum auf den Schultern von Bischof Rudolf Voderholzer und Generalvikar Michael Fuchs ruht. "Das sind die härteren Ämter."

Als Weihbischof bekleide er vor allem liturgische und repräsentative Aufgaben. So habe er in den vergangenen Wochen über 40 Firmungen vorgenommen. Nach seinem Einstimmungsjahr soll sich Graf nach dem Willen von Voderholzer vor allem um die Priester in der Diözese kümmern.

Allerdings muss der Pondorfer generell deutlich mehr Zeit für Sitzungen einkalkulieren als früher. "Es gibt eine Menge an Verwaltungsproblemen." Seine frühere Tätigkeit als Spiritual bezeichnet er als theologisch anspruchsvoller. Generell sei sein Start ins neue Amt "ein wenig holprig" verlaufen. Das Büro habe er erst später beziehen können, seine Wohnung im Dompfarrhof aus dem 18. Jahrhundert habe wegen des defekten Dachs umfassend saniert werden müssen. Zudem plagten Graf in dieser Zeit auch gesundheitliche Probleme. "Aber seit Weihnachten bin ich gut in Tritt."

Dankbar ist er, dass die Mitbrüder dem Weihbischof Graf nicht mit übertriebener Reserviertheit begegnen. Zudem freut ihn, dass auch die Gläubigen ihm gegenüber zwar höflich, aber nicht devot seien. Seine Predigten formuliere er bewusst einfach: "Die Menschen sollen verstehen, was ich sage." Sein Lieblingsfortbewegungsmittel in der Regensburger Altstadt bleibt weiterhin das Fahrrad. "Das war den Priestern früher sogar verboten", weiß Graf. "Aber hier ist das Rad einfach am praktischsten."