Rebdorf
Himmlischer Konzertsaal

Der Ingolstädter Motettenchor singt in der Pfarrkirche Rebdorf

04.12.2013 | Stand 02.12.2020, 23:21 Uhr

Der Motettenchor erntete bei seinem Konzert in Rebdorf lebhaften Beifall - Foto: gms

Rebdorf (EK) „Ad te levavi – Zu dir erhebe ich meines Seele!“ Diese Worte aus dem 24. Psalm hätten wohl über dem Konzert des Ingolstädter Motettenchors unter der Leitung von Eva-Maria Atzerodt stehen können.

Am Abend vor dem ersten Adventssonntag trat der Ingolstädter Motettenchor in der eben wiedereröffneten Pfarrkirche St. Johannes d. T. in Rebdorf auf. Beeindruckend ist seine große Zahl an Sängerinnen und Sängern, die sich zeitweilig auch in Gruppen oder Doppelchöre teilten.

„Ad te!“ Die Bässe beginnen verhalten mit Josef Gabriel Rheinbergers Komposition, die höheren Stimmen folgen nach und nach. Der musikalische Akzent liegt auf der Erhebung zu Gott, und damit betont die Musik die jüdisch-christliche Hoffnung. Pater Michael Huber heißt die Gäste darauf „mit großer Freude willkommen“ und zeigt sich beglückt, dass sie in der prächtig restaurierten Kirche singen.

Vom selben Komponisten darauf aus der Liturgie des zweiten Adventssonntags die Bitte „Deus tu convertens“: Gott, der Herr, möge sich seinem Volke zuwenden. Eindringlich klingt der wiederholte Ruf „Domine“. Anschließend folgte das „Ave Maria“ des Wahlmünchners, ein dynamischer Vortrag, ein bewusst gesungenes Gebet zur Gottesmutter. Feierlich-ernst und diszipliniert dann aus dem späten Mittelalter das bilderreiche Lied „Es kommt ein Schiff geladen“ in einem fünfstimmigen Satz von Max Reger. Ähnlich „Tota pulchra es“, das altchristliche Marienlob, vertont von Anton Bruckner, ein Wechselgesang zwischen dem Solo-Tenor Samuel Geng und den Ingolstädtern, ein inbrünstiges Gebet, gewaltig aufsteigend wie der vielstimmige Chor in einer orthodoxen Klosterkirche.

Mehr mit Fingerzeig als mit großen Armbewegungen leitet Eva-Maria Atzerodt, einst Absolventin des Gabrieli-Gymnasiums, und fordert höchste Konzentration; doch gönnt sie dem Chor Pausen, also Zeit für das Ensemble „Koamodo“ (soll wohl heißen: „kein Mann da“). Da musiziert ein Damenquartett auf Blockflöten, nicht nur auf dem Sopran-Instrument, sondern auch auf Alt-, Tenor- und auf der riesigen Bass-Blockflöte. Das Repertoire umfasst die Blütezeit dieses Instruments von der Renaissance bis in die frühe Klassik, von der „Motette“ eines Josquin Desprez bis zur „Pastorella“ von Valentin Rathgeber, einer „Hirtenmusik“, die schon weihnachtlich auf die Fluren Bethlehems hinweist.

Die Darbietungen, allesamt höchst anspruchsvoll und damit weit jenseits einer biederen Stubenmusik, sind nicht nur zauberhaft anzuhören, sondern auch echte „Hingucker“, da seit mehr als 200 Jahren „aus der Mode“ geraten. Wie sehr der Advent von jeher auf Maria, die Magd des Herrn, weist, ist in der geistlichen Musik unüberhörbar. So Hans Leo Haslers „Dixit Maria“, ein prächtiger, fugenhafter Satz; lieblich ausschreitend darauf Johann Eccards „Übers Gebirg Maria geht“: ein Jubel besonders in den hohen Stimmen! Und ein weiteres Mal das Thema vom selben Komponisten: „Maria wallt zum Heiligtum“.

Anton Bruckners „Virga Jesse floruit“ greift das prophetische Wort des Jesaja von der „Wurzel Jesse“ auf: Der Chor steigert die Dynamik zum Halleluja; schließlich ein sanftes Verklingen. „Es ist ein Ros entsprungen“ von Michael Praetorius in der Fassung von Jan Sandström (*1954) nimmt dieses alttestamentliche Wort wieder auf: Der polyphone Doppelchor steigt zu Sphärenklängen hinan, ein zauberhaftes Klangerlebnis. Schließlich Morten Lauridsens (1943) „O magnum mysterium“, ein vierstimmiger, atonaler Satz, der geheimnisvoll den abendlichen Kirchenraum durchschwebt, dabei den vier Chorstimmen alles abverlangend.

Lebhafter Beifall aus der vollbesetzten Kirche war den Musikern sicher. Auch die Augustinerchorherren, die bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts hier gesungen hatten, dürften mit dem Konzert wie auch mit ihrer eben großartig restaurierten ehemaligen Klosterkirche höchst zufrieden sein.