Rebdorf
Christen in Lebensgefahr

Vortrag: "Wir setzen unsere ganze Hoffnung in eure Solidarität"

30.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:14 Uhr

Rebdorf (ddk) Der Patriarch besuchte bei seinem Aufenthalt in Eichstätt auch die rund 250 Neuntklässlerinnen und Neuntklässler der Maria-Ward-Realschule und der Rebdorfer Knabenrealschule. Begleitet wurde er von Andreas Thiermeyer, dem diözesanen Flüchtlingsseelsorger, und Peter Nothaft, dem Leiter der diözesanen Schulabteilung.

"Christ sein war noch nie so gefährlich wie heute", sagte der Patriarch bei seiner Rede in der Aula, in der es um die katastrophale Lage der Christen im Nahen Osten ging. Insbesondere im Irak stelle sich die Zukunft der Christenheit als sehr gefährdet dar: "Wir sprechen hier von über 300 000 Christen, die schon aus dem Land vertrieben wurden - dem Land Abrahams, wo auch viele Apostel im Namen Jesu wirkten."

Der Patriarch ging in seinem Vortrag auf die Rolle der USA und Europas im aktuellen Nahostkonflikt ein: "Wir Christen im Nahen Osten haben das Gefühl, dass uns unsere Brüder und Schwestern in den USA und in Europa vergessen und verraten haben", sagte er den betroffenen Schülern. Als religiöse Minderheit innerhalb der muslimischen Mehrheit müssten die Christen Unterdrückung, Gewalt bis hin zur Verfolgung erleiden, obwohl die Christen des Nahen Ostens bereits seit Tausenden von Jahren in der umkämpften Region gelebt hätten. Den Schülern berichtete er über seine Tätigkeit als Oberhaupt der syrisch-katholischen Kirche. Jeden Tag kämen Menschen zu ihm, die Arbeit, Land, Haus oder gar Familienmitglieder verloren haben und eine ungefährliche Bleibe suchten.

An die Lehrer, Schüler und Gäste in der Aula richtete der Patriarch nach einer von Schülern vorbereiteten Fragerunde abschließend seinen zentralen Appell: "Wir brauchen euere Hilfe, damit wir in unserer Heimat überleben können. Wir setzen unsere ganze Hoffnung in eure Solidarität!"

Zuvor hatte Flüchtlingsseelsorger Thiermeyer die Neuntklässler in einem Vortrag über die aktuelle Situation der Christen im Nahen Osten informiert. Er erläuterte den Schülern, was Christenverfolgung heute konkret bedeute: Inzwischen gebe es ein Symbol für Christen, das vom IS an Häuser gemalt werde und für christliche Familien eine deutliche Drohung beinhalte. Es mache zumeist die Flucht erforderlich, so Thiermeyer. Der Flüchtlingsseelsorger ging auch auf die Inhalte der islamischen Religion sowie der Scharia, der Gesamtheit der islamischen Gesetze, ein, die dort, wo der Islam Staatsreligion sei, als Staatsgesetz fungiere. Nicht ohne bei vielen Schülern Irritation zu erzeugen, erläuterte Thiermeyer auch die in der Scharia niedergeschriebenen Anweisungen, welche Strafen Ungläubige, das heißt alle Nichtmuslime, erhalten können.

An die Schüler appellierte er abschließend, keine Gleichgültigkeit gegenüber den verfolgten Christen zu zeigen, sondern sich zur christlichen Identität zu bekennen: "Geht gut mit Muslimen um, denn als Christen haben wir Flüchtlinge aufzunehmen." Doch Europa müsse seine christliche Identität bewahren.