Preith
30 Jahre "Theaterleit vo Preith"

Mit anspruchsvollem und witzigen Stück über das Haberfeldtreiben in die Jubiläumssaison gestartet

22.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr

Treffen sich in der Wirtsstube: Meisi (Veronika Rauch), der Gendarm (Rainer Breitenhuber), Viehhändler Rosserer (Manfred Bittl) und Gastwirt Balthasar (Franz Bauer). - Fotos: Bauer

Preith (EK) Seit 30 Jahren gibt es die Volkstheaterbühne in Preith - eine Erfolgsgeschichte. Mit dem anspruchsvollen, dramatisch-witzigen Stück "Jeda varroud Jedn" begeht sie heuer ihr Jubiläum.

Der Dreiakter ist eine Groteske zur Erinnerung an den fast vergessenen, spektakulären Brauch des Haberfeldtreibens. Auf dem Jura wird diesen Brauch kaum jemand kennen. Wer aber dieser Tage zu den "Theaterleit vo Preith" kommt, hat das Vergnügen, in ausgelassener Heiterkeit die pfiffige, mit Witz und Humor gespickte Geschichte zu erleben.

Der Brauch des Haberfeldtreibens stammt aus dem Oberbayerischen. Im ausgehenden 19. Jahrhundert war das nächtliche Feldgericht ein beliebtes Mittel, um Verstöße gegen die Moral und Sittlichkeit zu rügen und an den Pranger zu stellen. Die staatliche Obrigkeit sah das allerdings gar nicht gerne, verbot das Femegericht und versuchte, die weiteren Umtriebe zu beenden und die Haberfeldtreiber einzusperren.

Die Geschichte "Jeda varroud Jedn" spielt in einer Wirtschaft eines oberbayerischen Dorfes. Sie stammt aus der Feder des bekannten Autors Georg Maier von der legendären Münchner Iberl-Bühne. Der Inhalt der Aufführung in Preith ist mit dem Original identisch, der Dialekt allerdings wurde in die Sprache der Heimat, auf Jura-Bayrisch umgeschrieben.

So richtig wild und geheimnisvoll geht's los. Acht dunkle Gestalten verteilen sich im Saal, machen mit Kuhglocken und Ratschen einen Höllenlärm, verlesen Rügeverse und starten so das gefürchtete Haberfeldtreiben. Gänsehaut fürs Publikum, das von Anfang an mittendrin im Geschehen ist. Auf der Bühne beginnt der spannende Diskurs über das Treiben. Im Stück geht es um Liebe, Macht, Geld und Intrige. Der Bräu und Wirt Balthasar Schnappauf betreibt zusammen mit seiner hübschen Tochter Meisi eine Wirtschaft, die nicht mehr recht geht. Nebenbei betätigt er sich als strenger Haberfeldmeister. Zu den Treibern gehört auch Meisis Tschamsterer Toni Hatzl, der sein Techtelmechtel mit ihr trotz ihrer Schwangerschaft nicht allzu ernst nimmt. Meisi kämpft gegen das verbotene Haberfeldtreiben. Der in die Jahre gekommene gewiefte Viehhändler Rosserer weiß um die Erpressbarkeit des Wirtes und er verspricht ihm den Erlass eines "Kreditchens", wenn er ihm Meisi zur Frau gibt.

 

Der Dorfgendarm Sixtus Dipfelberger schließlich will einen weiteren Stern auf seinen Schultern, eine höhere Stelle in der Stadt, wird aber von den Dorfbewohnern nur verspöttelt. Er hat aber alle in der Hand, weil er deren Schandtaten kennt. Er spielt jeden gegen jeden aus. Folglich will jeder seine Haut retten und so verrät einer den anderen. Treffender kann der Schlusssatz des Stückes "Jeda varroud Jedn" nicht sein: "G'wieß is' bloß ..., dass nix ned g'wieß is'..., aber manchmoi is' sogar des ned g'wieß."

Der Autor des Habererstücks würde sich sicherlich freuen, wenn er die gut geglückte Besetzung der Rollen und die schauspielerische Umsetzung gesehen hätte. Franz Bauer, seit 30 Jahren bei den Theaterleit dabei, spielt authentisch und überzeugend den im Dorf dominanten Braumeister und Gastwirt Balthasar Schnappauf, der versucht, mit finanziellen Problemen und persönlichen Schandtaten fertig zu werden. Ausdrucksstark interpretiert Manfred Bittl, ebenfalls seit der Gründung dabei, den raffinierten Viehhändler Rosserer. Veronika Bauch übernimmt den Part von Meisi, der einzigen Frau des Stücks. Charmant und willensstark lässt sie sich nicht unterkriegen.

Der Holzknecht Helmut Hajak trägt als Tschamsterer von Meisi mit seiner lockeren, unbekümmerten Art zur Belustigung bei. Und da wär noch der Dorfgendarm Sixtus Dipfelberger, souverän und amüsant von Rainer Breitenhuber gespielt. Er macht durch seine unbeliebten, beständigen und plötzlichen Auftritte in der Wirtsstube seiner Schnüffelnase alle Ehre.

Die kantigen Figuren überzeugen in Mimik und Gestik. Die Dialoge führen sie sicher und akzentuiert, herausfordernd und mitreißend im Juradialekt: urbayrisch, blumig mit treffenden Ausdrücken und Redewendungen. Diese Homogenität trägt dazu bei, dass der Abend das Publikum mit dem anspruchsvollen und witzigen Dreiakter begeistert und die Tradition des Haberfeldtreibens auf dem Jura bekanntmacht. Immer wieder spenden die Zuschauer spontanen Beifall. Natürlich auch, um die Arbeit von Herbert Bauch (Inspizient), Evi Hirschbeck, Anita Eder, Melanie Zangerle, Karin Wutzer (Maske), Alfred und Ferdinand Margraf (Bühne), Thomas Kolb (Technik), Preither Dorfmusi (Musik), Edi Breitenhuber (Vorsitzender) und vor allem Stephan Gabler (Regie) zu würdigen.

 

Weitere Aufführungen folgen. Die nächsten sind bereits am Wochenende, am Freitag, 24., Samstag, 25., und Sonntag, 26. November. Restkarten können bestellt werden, täglich von 17 bis 20 Uhr, Telefon (08421) 56 57. Aktuelle Infos gibt es unter www.theaterleit-vo-preith.de.