Pollenfeld
Von abgestoßenen Hörnern und Gänsehautfeeling

Der Pollenfelder Bürgermeister Wolfgang Wechsler spielte schon Flöte, Trompete, Tenor- und Flügelhorn – heute singt er nur noch

24.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:30 Uhr

Statt ein Instrument zu spielen, singt er heute lieber: Wolfgang Wechsler in seinem Pollenfelder SMS-Chor (links hinten) - Foto: privat

Pollenfeld (EK) Bei Wolfgang Wechsler ist der Name Programm. Er wechselte von der Blockflöte zur Trompete, von der Trompete zum Flügelhorn, vom Flügelhorn zum Tenorhorn und schließlich vom Tenorhorn zum Singen. Und jetzt hat er „fertig gewechselt“, wie der Bürgermeister der Gemeinde Pollenfeld selbst sagt.

Seit 26 Jahren schon singt er beim Männerchor Pollenfeld mit. „Und ich glaube nicht, dass da noch viel kommt“, sagt er schmunzelnd. Aber von Anfang an.

Wie so viele andere hat auch Wolfgang Wechsler in der Grundschule seine musikalische Karriere an der Blockflöte gestartet. „Ich weiß davon nicht mehr viel, aber ich kann mich erinnern, dass mich schon damals aufgeregt hat, bei den Tönen so eingeschränkt zu sein.“ Denn auf der Blockflöte sei eben nur eine Oktave drin – zu wenig für den heute 55-Jährigen. Er stockte auf mit den Tönen und begann in der sechsten Klasse im Internat St. Ottilien in der Nähe des Ammersees, Trompete zu lernen. Ein paar Jahre darauf spielte er dann Flügelhorn im Schülerblasorchester des Internats. „Ich habe mich bewusst dafür entschieden, weil mir der Ton besser gefällt als von der Trompete.“ Im Orchester spielte er allerdings nicht nur aus reiner Liebe zur Musik, wie er gesteht. „So ist man wenigstens mal rausgekommen aus dem Internat. Bierzelte, Feste und Umzüge, das war schon damals meine Welt“, erklärt er lachend. In der zwölften Klasse habe er dann auf Tenorhorn umgestellt, aus einem einfachen Grund: „Es ist nicht so schwierig zu spielen.“ Schließlich hatte er nicht mehr so viel Zeit zu üben, stand er doch kurz vor dem Abitur. „Aus heutiger Sicht hat es das wahrscheinlich auch nicht besser gemacht“, sagt der Hobbyimker lachend.

Aber als Jugendlicher in den 1970er Jahren gibt es halt noch andere wichtige Dinge zu tun. Zum Beispiel dafür zu sorgen, dass nicht nur das schulterlange Haar sitzt, sondern dass auch der Rest vom Outfit stimmt. „Meine Schwester hatte einen Klamottenladen und mich mit den neusten Trends wie Schlaghosen versorgt.“ So habe er dann die Tanzlokale der Umgebung unsicher gemacht. „Hofstetten, Schönau und natürlich Pollenfeld“, sagt er grinsend. Eine schöne Zeit, die er vor allem mit einem Song verbindet: „Samba pa ti“ von Santana. Deswegen sei es auch bis heute sein Lieblingslied, verrät er. Nach dem Abitur habe er noch während der Ausbildung im gehobenen Polizeidienst in der Kapelle Marxfeld in der Nähe seines Heimatorts Übersfeld mitgespielt. Bis der junge Wolfgang Wechsler 23 Jahre alt wurde und entschied, dass er auf seine alten Tage genug Musik gemacht hat. „Ich hab dann lieber Fußball spielen wollen“, gibt er zu. Und beides sei nicht möglich gewesen, also habe er „seine Hörner abgestoßen“.

Heute bereue er diese Wahl schon ein bisschen, sagt er. „Wahrscheinlich würde ich keinen Ton mehr herausbringen. Egal ob Trompete, Flügel- oder Tenorhorn.“

Wem aber nun angesichts dieser traurigen Geschichte schon ein Tränchen im Auge glitzert: Keine Sorge! Die Wendung zurück zur Musik kam für Wolfgang Wechsler doch noch. Sechs Jahre war es nun her, seitdem er das Musizieren an den Nagel gehängt hatte. Sechs Jahre, in denen er angefangen hatte, bei der Bereitschaftspolizei in Eichstätt zu arbeiten und in Pollenfeld mit Frau und Kindern sesshaft geworden war. Da tauchte eines Tages ein Onkel von Wechsler auf und überzeugte ihn, ihn zum Pollenfelder Männerchor zu begleiten. „Und seitdem singe ich“, sagt Wechsler fröhlich.

Mittlerweile sogar in zwei Chören: im Pollenfelder Männerchor und seit 2006 im SMS-Chor Pollenfeld, der Lieder aus allen Epochen singt. „Das Tolle am Singen ist das Gemeinschaftliche. Und wenn die Harmonien stimmen, kann das echtes Gänsehautfeeling bewirken.“

Wer Wolfgang Wechsler in Aktion sehen will, muss nur in die Kirche gehen, denn da findet die meisten Auftritte statt. „Aber das finde ich gar nicht schlimm, da können die Leute wenigstens nicht wegrennen“, scherzt er.