Pollenfeld
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100 Jahre Krankenpflege auf dem Jura – Verein feiert an diesem Sonntag

25.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:25 Uhr

Die letzten der Pollenfelder Schwestern: Agnesia, Terentia und Antonia - Foto: oh

Pollenfeld (EK) Der Krankenpflegeverein Pollenfeld begeht an diesem Sonntag sein 100-jähriges Bestehen. Die Gründung war am 25. Januar 1914. Bereits am 5. März 1914 schlossen sich Seuversholz, Weigersdorf, Preith, Buchenhüll, Wachenzell, Sornhüll, Erkertshofen und Petersbuch an.

Pfarrer Anton Leinfelder, von 1906 bis 1932 Pfarrer in Pollenfeld, wagte 1914 den Schritt, eine ambulante Krankenpflege zu gründen. Er bekam Schwestern vom 3. Orden der Gemeinschaft der Franziskanerinnen. Pfarrer Leinfelder sah sich gefordert und wollte dieses soziale Engagement noch weiter ausbauen, was aber mit den 3. Orden-Schwestern nicht möglich war. Im Herbst 1925 erbat er von der Provinzleitung der Niederbronner Schwestern in Neumarkt Schwestern für die Krankenpflege und den Kindergarten. Die Niederbronner Schwestern waren damals für ihre Krankenpflege bekannt. In einem Brief schilderte er die große Not in der Pfarrei. Besonders lag ihm die Versorgung der kranken und alten Leute am Herzen. Die wenigsten Bürger waren damals in einer Krankenkasse – und konnten sich somit keinen Krankenhausaufenthalt leisten.

Am 26. Juli 1926 trafen die ersten Schwestern in Pollenfeld ein: Schwester Silissa und Schwester Davina, letztere als Krankenpflegerin. Im August 1926 kam als Kindergärtnerin Schwester Gertraud dazu. Pfarrer Leinfelder deutete das Ankommen der Schwestern als Tag des Segens. 1926 wurde für die Schwestern eine Scheune ausgebaut und eingerichtet. 1927 konnte, trotz großer Geldnot, durch viel freiwillige Arbeit das Marienheim eingeweiht werden. In diesem Haus konnten auch kleinere Verletzungen behandelt und versorgt werden. Alle Kranken und Hilfsbedürftigen wurden ohne Unterschied des Standes oder der Konfession gepflegt. Wenn jemand schwer krank war, verbrachten die Schwestern die Nacht bei der Familie. Tag und Nacht waren die Schwestern im Einsatz. Zuerst zu Fuß, dann mit dem Fahrrad und schließlich mit einem Sachs-Motorrad, das 1944 im Pfarrspeicher versteckt wurde – wegen der ungewissen Zukunft und der bevorstehenden Einziehung aller Fahrzeuge.

1964 bekamen die Pollenfelder Schwestern das erste Auto. Nach dem Krieg bis in die 70er Jahre waren oft bis zu sechs Schwestern tätig, davon zwei bis drei in der Krankenpflege. In den 80er Jahren konnte das Mutterhaus den Pollenfeldern keine Krankenschwestern mehr zuteilen, nachdem die Schwestern immer weniger wurden. Pfarrer Willibald Appel machte sich Gedanken, wie es weitergehen solle. 1987 und 1988 gab es Gespräche mit den anderen Pfarreien, und man beschloss, eine Sozialstation zu gründen. Der Motor für dieses Zustandekommen war Willibald Heiß vom Caritasverband der Diözese Eichstätt.

Im Vorstand des Krankenpflegevereins waren bis heute folgende Personen ehrenamtlich tätig: als Vorsitzende Rosa Vetter-Priborsky (drei Jahre), Konrad Breitenhuber (22 Jahre); als Schriftführer Lorenz Strauß, Helga Böhm und Rosa Flieger; als Kassier Luzia Sparrer und Maria Lutz.

Am 14. Juli 2002 mussten die letzten drei Niederbronner Schwestern – Schwester Terentia, Schwester Agnesia und Schwester Antonia – von Pollenfeld Abschied nehmen. Von den 73 Niederbronner Schwestern, die so segensreich auf dem Jura gewirkt hatten, war Schwester Terentia 31 Jahre lang, von 1971 bis 2002, als Krankenschwester und im Mesnerdienst in Pollenfeld tätig. Nun verbringt sie mit 85 Jahren ihren Lebensabend im Kloster St. Josef in Neumarkt.

Am 7. März 1989 wurde der Krankenpflegeverein neu gegründet, nachdem die ambulante Pflege der Niederbronner Schwestern 1987 aufgelöst worden war. Es sind nun 25 Jahre, dass der Krankenpflegeverein Pollenfeld der Sozialstation in Eichstätt angeschlossen ist. Mit der Pflegeversicherung schien es so, als ob Krankenpflegevereine nicht mehr notwendig seien – doch dem ist nicht so. Die Sozialstation wird durch die Krankenpflegevereine mit einer Umlage unterstützt und kann nur so einen ausgeglichenen Haushalt vorweisen.

Das Festprogramm am Sonntag sieht folgendermaßen aus: Um 10 Uhr ist Festgottesdienst in Pollenfeld mit Caritasdirektor Franz Mattes. Anschließend wird ein neues Fahrzeug gesegnet. Um 13.30 Uhr gibt es eine Andacht. Um 14.15 beginnt der Festakt im Gasthaus Pfaller.