Pollenfeld
"Das Thema schlechthin ist die Wäsche"

Birgit Vetter bietet professionelle Hilfe bei Problemen im Haushalt an Unternehmerin des Jahres

02.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:51 Uhr

"Es geht nicht darum, schneller zu wischen, sondern intelligenter zu reinigen" - nach diesem Motto gibt die Pollenfelderin Birgit Vetter Tipps, damit das eigene Zuhause nicht zur Last, sondern zur "Wohlfühloase" wird. - Foto: Pruis-Obel

Pollenfeld (EK) "Das bisschen Haushalt macht sich von allein", sagte schon der Mann in der berühmten "Hausfrauen-Hymne" von Sängerin Johanna von Koczian aus dem Jahr 1977. Kochen, Abwasch - alles halb so wild. Die Wäsche kein Problem, das Bügeln geht bequem - kein Grund also zum Verzweifeln. Und dennoch passiert genau das vielen Frauen Woche für Woche aufs Neue. Warum? "Die Zeiten haben sich grundlegend geändert", weiß Birgit Vetter, Hauswirtschaftsmeisterin aus Pollenfeld.

Die Frau von heute sei berufsbedingt meist nur noch einen Teil ihrer Zeit daheim. Also müsse sich auch die Art und Weise der Haushaltsführung "einem gesellschaftlichen Wandel unterziehen": Es gelte, Arbeitsabläufe so einfach und effizient wie möglich zu gestalten und in kleinste Schritte zu unterteilen, die nebenbei erledigt und auch mal von Familienmitgliedern übernommen werden können. Birgit Vetter betreibt eine eigene Haushaltsberatung und hat dabei ein konkretes Ziel: "Ich will altes hauswirtschaftliches Fachwissen in die moderne Zeit bringen", kombiniert mit effektivem Zeitmanagement, damit mehr Zeit für die Familie, aber auch für sich selbst bleibt.

Die gebürtige Wasserzellerin hat vor vielen Jahren in einen landwirtschaftlichen Hof mit Milchkühen in Pollenfeld eingeheiratet, den sie noch immer gemeinsam mit ihrem Mann bewirtschaftet. Nach einem Autounfall 2004 war die gelernte Arzthelferin rund eineinhalb Jahre auf die Unterstützung durch eine Haushaltshilfe angewiesen und kam dabei erstmals mit dem Hauswirtschaftlichen Fachservice in Kontakt. Dieser hilft Familien im Haushalt oder bei der Betreuung von Familienangehörigen und Kindern in Bedarfsfällen.

Der Wiedereinstieg in ihren alten Beruf erwies sich für die dreifache Mutter als schwierig, sodass sie beschloss: "Ich mache was Neues, lerne neue Leute und neue Themen kennen." Vetter meldete sich an der Hauswirtschaftsschule in Ingolstadt an, absolvierte die Ausbildung und arbeitete anschließend für den Hauswirtschaftlichen Fachservice. Schließlich wagte die heute 46-Jährige den Sprung in die Selbstständigkeit und gründete zusammen mit einer Kollegin die "Haushaltsberatung Breitenhuber & Vetter", die jeder engagieren kann, dem fundiertes Haushaltswissen fehlt oder der das Gefühl hat, dass ihm die Haushaltsführung über den Kopf wächst.

Gemeinsam mit ihren Kunden analysiert Birgit Vetter, wo die Probleme liegen und was verbessert werden kann. "Das Thema schlechthin ist die Wäsche. Wir geben Tipps, wie der Wäschekreislauf optimal funktionieren kann." Die systematische Ordnung von Spielsachen, eingehender Post, Vorratsschränken oder des Kühlschrankinhalts gehört ebenso dazu wie das Erstellen von Speise- und Einkaufsplänen sowie die Einbindung von Familienmitgliedern. "Ein großes Hindernis ist", so Vetter, "dass sich viele nicht trauen, unsere Dienste in Anspruch zu nehmen." Verständlich - müsse man doch Einblicke in die eigene Privatsphäre geben. Die Hauswirtschaftsmeisterin möchte diese Hemmungen abbauen: "Mich kann nichts erschüttern, ich habe schon so viel gesehen." Die Kunden, die letztendlich den Schritt zu ihr wagen - quer durch alle sozialen und demografischen Schichten -, würden dies nicht bereuen. So habe sich eine Frau einmal bedankt: "Mein Mann hat gesagt, die Frau Vetter darfst öfter einladen, der Hunderter rentiert sich."

In ihrer Meisterarbeit setzte sich Birgit Vetter intensiv mit verschiedenen Putzmitteln- und -materialien auseinander, verglich Preise, Mengen, Einflüsse auf die Umwelt und Anwendungsmöglichkeiten. Sie kam zu dem Ergebnis, dass hochwertige Konzentrate, die auch in der Großhaushaltsbranche verwendet werden, effizienter, umweltfreundlicher, genauer dosierbar und universell anwendbar seien. In "Birgits Putzkiste" im Erdgeschoss des Wohnhauses, die nach Vereinbarung geöffnet hat, findet sich ein sehr überschaubares Sortiment an professionellen Reinigungsmitteln, ganz nach dem Motto "weniger ist mehr". Vetter verleiht auch mal ihre Putzkiste samt Gebrauchsanweisung und vielen nützlichen Tipps, mit der die Kunden testen können, was sie wirklich benötigen, um ihr Zuhause in Schuss zu halten.

Ihr Wissen gibt die Hauswirtschafterin, die zugleich auch Hygienebeauftragte ist, regelmäßig bei Schulungen für den Hauswirtschaftlichen Fachservice, Landwirtschaftsämter, Kindergärten oder in Vereinen weiter. Auch Bauwillige berät sie, denn bei der Planung eines neuen Gebäudes sollten immer die hauswirtschaftlichen Anforderungen mit berücksichtigt werden, um den Alltag zu erleichtern.

Vergangenes Jahr wurde Vetter vom Bayerischen Landwirtschaftsminister Helmut Brunner für ihre kreative und innovative Geschäftsidee als eine von sieben Unternehmerinnen des Jahres 2016 ausgezeichnet und mit einem Sonderpreis geehrt. "Mit Ideenreichtum, Mut und Geschick haben Sie neue Tätigkeitsfelder und zusätzliche Einkommensquellen erschlossen", so der Minister während der Preisverleihung im München. Worauf Vetter schlagfertig und mit einem Augenzwinkern reagierte: "Ich freue mich schon auf meinen ersten Männerputzkurs."