Pietenfeld
Gentechnikfreie Erzeugung im Fokus

Kreisversammlung der Milchviehalter in Pietenfeld Strukturwandel: Nur noch 230 Milchbauern

23.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

Ein Blick in den Stall des Biobetriebs Hutter in Adelschlag, der die Milch selbst vermarktet. Er ist aber dem Tierwohl verpflichtet - und hat sein großzügiges Platzangebot gestaltet. ‹Œ Arch - foto: Funk

Pietenfeld (EK) Von 731 Milchbauern im Landkreis Eichstätt und der Stadt Ingolstadt im Jahr 2002 sind noch 230 übrig. Das sagte Josef Schnell vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) bei der Kreisversammlung der Milcherzeuger in Pietenfeld.

Der eklatante Strukturwandel bei der Milchviehhaltung macht sich auch bei der Zahl der Kühe deutlich: Die hat sich Schnell zufolge fast halbiert. Je Hof liegt der Bestand demnach bei über 37 Kühen. Dabei werden Milchmarkt wie auch Haltungsformen nicht mehr durch staatliche Gesetze vorgegeben, sondern zunehmend vom Lebensmittelhandel diktiert. Gentechnikfreie Fütterung und deren Produkte dürften in kurzer Zeit der Standard im Milchbereich werden. Das nahmen die Milchviehalter aus der Versammlung beim Walkwirt in Pietenfeld mit.

Interessant sind die Haltungsformen, weil von den Bauern vielfach Laufstallhaltung gefordert wird - für die es aber auch Förderungen gibt. Über 36 Prozent sind bereits in diese Haltung eingestiegen, sie dürfte in Zukunft noch mehr dominieren. Die bayrische Initiative Laufstallhaltung will in Seminaren zur Unternehmensentwicklung beraten. Dazu soll es am 7. März eine Lehrfahrt nach Miesbach und Bad Tölz geben. Anmeldungen an das AELF dazu sind möglich.

Die Laufstallhaltung steht auch immer mehr im Fokus der Tierwohllabel: Sie soll besonders tierhaltungsfreundlich mit großzügigen Auslaufmöglichkeiten und Aufstallungsformen gestaltet werden. Schnell räumte jedoch ein, das in engen Dorflagen Emissionsprobleme entstehen könnten.

Informationen gab es zudem zu "Cross Compliance" - also die Verknüpfung von Prämienzahlungen mit der Einhaltung von Umweltstandards. Beim Markenzeichen Qualität Milch (QM) ist hier nun auch die Vorbeugung des Brandfalls ein Kriterium. Agnes Pfaller vom Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung in Bayern (LKV) führte aus, dass "man nicht so viel Kraftfutterausgleich zugeben kann, wenn die Grundfutterqualität nicht stimmt". Aus vielen Futtermittelproben hervorgehende Zahlen legten dar, dass ein früherer Schnitt der Gräser und ein optimales Silieren des Maises im Herbst Einsparpotenzial bei den Futterkosten erbringen kann. Das Wichtigste sei, seine Futterqualitäten gezielt durch Untersuchungen zu kennen. Den Tieren sei viel geholfen, wenn die Mägen nur nährstoffausgeglichene Rationen zu verdauen haben. Die Klauengesundheit, Besamungserfolge und insgesamt das Wohl der Tiere stehen mit den optimalen Parametern damit im Mittelpunkt.

Ein neues Programm des LKV mit dem Namen "Cash Cow" soll gezielt offene Baustellen in Betrieben erkennen und hier entsprechend beraten.

Johannes Hegenberger von der Molkerei Zott, die auch einen großen Teil Milch im Landkreis Eichstätt abnimmt, legte die Situation mit und ohne gentechnikfreie Futtermittel dar. Hier werde zweigleisig gefahren, denn Bestandteil einer konventionellen Fütterung können auch zugekaufte Fu-ttermittel aus Übersee sein, die gegebenenfalls gentechnisch veränderte Pflanzen wie Soja oder Raps enthalten. Die Tendenzen gingen Hegenberger zufolge aber eindeutig auf genfreie Fütterung über. Dies resultiere auch aus der Verbrauchermeinung in Europa.

Die Molkereien müssen, wenn sie weiter auch in den Handels- und Zweitmarken gelistet werden wollen, zudem auf verschiedene Forderungen aus dem Lebensmittelhandel (LEH) reagieren, etwa der Einhaltung von Standards ähnlich dem Bio-Siegel. Zott sei bereits seit mehreren Jahren in die Produktion gentechnikfreier Fütterung eingestiegen. Derzeit werde diese Milch aus genau festgelegten Bereichen erfasst und verarbeitet. Der LEH will nun aber auch die Fütterung der Kühe mit dem Verbot von Überseeware belegen, sagte Hegenberger. In Österreich seien 97 Prozent der Kühe bereits auf gentechnikfreie Fütterung umgestellt. Die Kontrolle über gentechnikfreie Ware erfolge bei der Anlieferung der Futtermittel: Hier würden Einzelproben entnommen und untersucht. Anfangsschwierigkeiten seien überwunden, auch die Futtermi-ttelhersteller seien mit im Boot. Zott habe auch Biomilch und Bergbauernmilch im Angebot. Bei importfreien Futtermitteln gebe es einen Zuschlag von einem Cent je Kilogramm Milch. Eine Kontrolle durch den Milchprüfring bringe dann noch mehr Offenheit und Einblick. Auch die prüfenden Labore hätten sich auf Standards einigen können: So werde nun eine Prüfkette vom Saatgut bis zur Ablieferung verlangt. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) sieht Ende 2017 laut Schnell bereits 70 Prozent der bayrischen Milch gentechnikfrei erzeugt.