Pfünz
"Sterne funkeln, Planeten nicht"

Bayerisches Teleskopmeeting bei Pfünz Hobbyastronomen zeigen Besuchern die Himmelskörper

02.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:21 Uhr

Fasziniert schaut Emilia aus Buxheim (links) sich durch das Teleskop den Himmel an. In der Nacht ist auf dem Osterberg bei Pfünz die Milchstraße (rechts) gut zu sehen. - Fotos: Bauer/Astronomiefreunde Ingolstadt

Pfünz (EK) Aus ganz Deutschland sind Teleskopfreunde gekommen und haben ihre Geräte - meistens der Marke "Eigenbau" - auf dem Osterberg bei Pfünz aufgestellt. Dort veranstalten die Astronomiefreunde Ingolstadt zum 16. Mal das Bayerische Teleskopmeeting (BTM). Besucher sind willkommen.

Für die Himmelsbeobachtung ist das Gelände, das der Veranstalter von den Pfadfindern angemietet hat, sehr günstig. "Der Riesenvorteil", so der Cheforganisator Uli Zehndbauer, sei, dass auf dem Osterberg von nirgends direktes Licht durch Scheinwerfer oder Straßenlampen komme. "Im Allgemeinen wird die Lichtverschmutzung Jahr für Jahr stärker." 1997 hat Zehndbauer auf dem Gelände zum ersten Mal ein Teleskopmeeting organisiert.

Besucher kommen viele auf den Osterberg - schon am Nachmittag beobachten sie mit dem PST/H-Alpha-Teleskop, einem speziellen Gerät mit geeigneten Schutzfiltern, die Aktivitäten der Sonne: gewaltige Explosionen und heftige Materieströme (Protuberanzen).

Bevor die Nacht hereinbricht, herrscht emsiges Treiben am Teleskop von Alex Greis, der die Gäste auf die Planeten am westlichen Horizont aufmerksam macht. "Schau mal, da ist sie, die Venus", freut sich eine Oma und ruft ihr Enkelkind ans Teleskop. Schön der Reihe nach, jeder darf durch das Fernrohr den Ringplaneten Saturn, den Mars und auch die Venus beobachten. "Sterne funkeln, Planeten nicht", erklärt der Astronom.

Bei Einbruch der Dunkelheit strömen weiterhin Interessierte auf das Gelände. Sie lernen von den Hobbyastronomen, sich mit freiem Auge am Nachthimmel zu orientieren. Das silberne Band der Milchstraße zieht sich von einem Horizont zum anderen. Dieses Bild, wie Hobbyastronom Peter Maier aus Hepberg erläutert, ist wegen des Lichtkegels in einer Stadt nicht möglich. Auch das Nachbarobjekt, die zweieinhalb Millionen Lichtjahre entfernte Andromeda-Galaxie, ist mit bloßem Auge zu erkennen. Maier erzählt, wie er zu seinem Hobby kam: "Mit 14 Jahren habe ich mein erstes Teleskop bekommen, mit dem ich die Mondkrater beobachtet habe. Das hat in mir die Faszination ausgelöst." Ob die Milchstraße noch viele Jahre zu sehen sein wird? Maier hofft es, befürchtet aber, dass die Nacht in Deutschland zunehmend verschwinden wird.

Wichtig beim Blick durchs Fernrohr ist, dass sich das Auge an die Dunkelheit gewöhnt hat. Die totale Nachtanpassung des Auges dauert 20 bis 25 Minuten. Deshalb gibt es die ganze Nacht hindurch auf dem Osterberg kein Fotoblitz- und Taschenlampenlicht - nicht mal ein Feuerzeug darf man zünden.

Nachdenklich werden die Besucher, als ihnen die Größe des Weltalls bewusst wird: Sie sehen am Himmel die Vergangenheit, da das Licht der Sterne Millionen oder gar Milliarden Jahre bis zur Erde unterwegs ist. Tief beeindruckt ist Klaus Neudert, Hobbyastronom aus Schernfeld, über das Gespräch mit einem Sternfreund, der in Namibia war, wo der Himmel kohlrabenschwarz ist und die Sterne funkeln wie Diamanten.

Die streulichtgeschützte Lage oberhalb von Pfünz und die Atmosphäre beim BTM ist deutschlandweit sehr beliebt. Viele kennen sich schon lange, manche kommen jedes Jahr. Aus ganz Bayern und auch aus Berlin strömen sie auf den Osterberg, an die 150 begeisterte Hobbyastronomen. Ronald Domke hat sich neben der Astronomischen Gesellschaft Buchloe aus dem Allgäu niedergelassen. Er hat die 600 Kilometer weite Anreise aus Frankfurt an der Oder gerne auf sich genommen. Hier könne er sich fachlich austauschen. "Es geht hier richtig familiär zu. Wir sind lustig, haben viel Spaß auf dem Berg oberhalb des idyllischen Altmühltals."

Mona Wischerhoff kommt mit ihrem kleinen Teleskop aus Dortmund. Die junge Frau ist zum ersten Mal hier und ganz begeistert: "Diese optimalen Bedingungen gibt es im Ruhrpott nicht, diesen Himmel kenne ich in meiner Heimat nicht", erzählt sie. "Ich kann hier viel sehen und lernen."

Eine Premiere hat dieses Jahr der "Planetenweg". Auf 2,4 Kilometern Länge ist das Sonnensystem maßstabsgetreu abgebildet.

Auch am heutigen Samstag hoffen die Astronomen auf viele Besucher. Ab 14.30 Uhr stehen die Experten mit ihren Erfahrungen zur Verfügung. Sie empfehlen, eigene Ferngläser mitzubringen und versichern: "Wir sind die ganze Nacht auf."