Pappenheim
Der Inklusion ein Gesicht verleihen

Bewohner von Haus Altmühltal wurden porträtiert und präsentieren ihre Werke mit Realschülerinnen

07.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:06 Uhr

Teilnehmer der Projektgruppen „Parkkunst“ und „Taktlos“ präsentieren im Haus Altmühltal eindrucksvolle Porträtwerke, die auch Professor Günter Köppel (links) zu schätzen weiß. - Foto: Leykamm

Pappenheim (EK) Eine Idee, eine Initiative oder eine Bewegung mag noch so gut sein. Will sie Erfolg haben, braucht sie ein Gesicht. Warum diese einfache Weisheit nicht einfach mal ganz wörtlich nehmen und so auch der Inklusion ein Antlitz verleihen?

So lautet der Ansatz der Ausstellung „Menschenbilder“, die sich der Kunstform des Porträts auf verschiedene Weise nähert, allerdings nur am kommenden Sonntag im Pappenheimer Haus Altmühltal zu sehen ist.

Ein extrem enges Zeitfenster, das eher exklusiven denn inklusiven Charakter hat. So sieht dies wohl auch Eichstätts Kulturbeauftragter Günter Köppel. Er möchte die Werke gerne in der Domstadt präsentieren, damit eine breite Öffentlichkeit die Bilder zu sehen bekommt. So äußerte sich Köppel jedenfalls in Pappenheim. Verdient hätten die Porträts es in jedem Fall. Denn die dahinter steckende Idee ist progressiv und vorbildhaft, die Ausführung auf beeindruckende Weise gelungen.

Was am kommenden Sonntag von 10 bis 17 Uhr im Verbindungsgang zwischen der ehemaligen Lungenheilanstalt und den einstigen Liegehallen zu sehen sein wird, trägt dem Inklusionsgedanken gleich auf verschiedene Weise Rechnung. In erster Linie gibt sie Teilnehmern der Projektgruppen „Parkkunst“ und „Taktlos“ und damit Bewohnern des Hauses Altmühltal als Einrichtung der Rummelsberger Diakonie die Möglichkeit, sich künstlerisch auszudrücken und die Ergebnisse auch öffentlich zu präsentieren. Und dass solcherlei Werke große Inspirationskraft entfalten, hätten schon Ikonen wie Picasso bezeugt, wie Köppel bei der Vernissage betonte, die in das Sommerfest des Haus’ Altmühltal eingebettet war. Menschen mit Behinderung könnten sich zudem als solche erfahren, „die etwas können“, wie Lisa Strixner im Gespräch mit unserer Zeitung ergänzte. Sonst würden sie ja leider immer über ihre Defizite definiert, wie die Leiterin der Offenen Behindertenarbeit bei den Rummelsbergern bedauerte.

Die Teilnehmer der Projektgruppen kommen auch noch als Porträtierte selbst zur Geltung. Fotograf Hubert P. Klotzeck hat sie geschickt in Szene gesetzt und auf diese Weise Nähe zu ihnen ermöglicht. Auf den Porträts „wirken die Menschen visionär“, so das Lob Köppels. Sie „blicken in eine Präsenz, die uns nachdenklich wirken lässt“.

Eine ganz andere Art der Inklusion gelang indes den Schülerinnen der Eichstätter Maria-Ward-Realschule. Sie setzten sich nämlich bei ihren Arbeiten nicht nur mit dem eigenen Gesicht auseinander, sondern auch mit einem, das einer unmittelbar verwandten Person gehört, etwa der Großmutter. Die ältere Generation durfte sich da in das Leben der jüngeren inkludiert fühlen.

Ein Senior allerdings konnte die Ausstellung „Menschenbilder“ nicht mehr erleben: Der behinderte Künstler Karl Albrecht verstarb 2014. Er hinterließ mit dem Erlös des Projekts „Notizblock“ aber ein besonderes Vermächtnis. Gemeinsam mit Schülern hat Albrecht dabei künstlerisch wertvolle Notizblöcke der besonderen Art hergestellt, die von den Heranwachsenden dann zugunsten der Eichstätter Kulturtage verkauft wurden. Zusammen kamen dabei 700 Euro, welche die jungen Damen von Maria-Ward bei der Vernissage an Köppel in Scheckform überreichen konnten. Der Kulturbeauftragte der Stadt Eichstätt zeigte sich begeistert und kündigte an, dass die Domstadt „diesen Betrag noch verdoppeln wird“.