Ochsenfeld
"Mindestlohn ein Meilenstein"

Vor-Maikundgebung der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen

16.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Die Roten Hummeln? mit Silke Clerkin (links) umrahmten mit ihrer kritischen Kabarett-Einlage die gelungene Vor-Maikundgebung in Ochsenfeld. Dazu kamen die Gewerkschaftsvertreter (von links) Christian De Lapuente, Erich Seehars, Wolfgang Löffler und Hauptredner Thomas Pretzl. - Foto: imb

Ochsenfeld (EK) Unter dem Leitgedanken: „Gute Arbeit – Soziales Europa“ stand am vergangenen Wochenende die traditionelle Vor-Maikundgebung der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA). Diese wurde durch das sozialkritische Kabarett Die Roten Hummeln umrahmt.

AfA-Kreisvorsitzender Wolfgang Löffler begrüßte zahlreiche Mandatsträger, Gewerkschaftler und Gäste in Ochsenfeld. In seiner Eröffnungsansprache präzisierte er die Hauptziele der AfA, die auf die politische Gestaltung der Lebens- und Arbeitswelt abhängiger Beschäftigter – auf Arbeit und soziale Gerechtigkeit – gerichtet ist. In seinem Grußwort erklärte Erich Seehars, der Kreisvorsitzende des DGB-Kreisverbandes Eichstätt, die neue Bundesregierung habe mit der Rente nach 45 Versicherungsjahren und dem Mindestlohn von 8,50 Euro zwei Meilensteine gesetzt. Es seien aber noch Nachbesserungen notwendig. Anschließend ging Hauptredner Thomas Pretzl, der Gesamtbetriebsvorsitzende von Airbus Defence und Space, auf den Tag der Arbeit ein, der heuer unter dem Motto: „Gute Arbeit. Soziales Europa“ steht. Für ihn sei diese auch ein Ausdruck von Selbstbewusstsein, Selbstgewissheit und praktizierter Solidarität. Nach wie vor gelte: „Die Gewerkschaften sind und bleiben das Stärkste, was die Schwachen haben.“ In seiner mit viel Beifall bedachten Rede nahm der Referent zunächst den Mindestlohn von 8,50 Euro kritisch ins Visier, der nach vielen Jahren des Kampfes und politischen Drucks ab 1. Januar 2015 eingeführt wird. Geplante Ausnahmeregelungen lehnte Pretzl entschieden ab. Das Mindestlohngesetz komme schließlich auch den Unternehmen zugute, die bisher schon fair mit ihren Beschäftigten umgegangen seien. Als weiteren Punkt nannte er die schlechte Bezahlung der Leiharbeit. Inzwischen müssen mehr als 850 000 Menschen damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Davon sind besonders junge Menschen und Arbeitnehmer ohne Alternative am Arbeitsmarkt betroffen. Pretzl bezeichnete den im letzten Jahr neu abgeschlossenen Tarifvertrag für die Leiharbeit als deutliche Verbesserung, wenngleich dies nicht das Ende der Fahnenstange sein dürfe. Auch der Entwicklung bei den Werksverträgen steht der Referent mit großem Vorbehalt gegenüber, weil sie häufig bestehende Tarifverträge unterliefen.

Mit viel Herzblut behandelte Thomas Pretzl das Thema Rente. Am Ende eines langen Berufslebens müsse die Rente zum Leben ausreichen. Nachdem Altersarmut und ernste Zukunftssorgen den Älteren, aber vor allem auch den Jüngeren drohe, sollten sich die Menschen nicht über die Generationen hinweg gegenseitig ausspielen lassen. Dabei wies der Gewerkschaftler eindringlich darauf hin, dass Beitragssenkungen von heute die Rentenkürzungen von morgen seien. Aus diesem Grunde sei es ein ganz wichtiger Punkt, dass nach einer 45-jährigen beitragspflichtigen Beschäftigung und mit 63 Jahren die geplante abschlagsfreie Rente gewährt werde. Ein weiteres wichtiges Ziel muss sein, dass bei Übergangszeiten zur Absicherung zusätzliche Verbesserungen geschaffen werden. Aus diesem Grunde forderte Pretzl die Politik auf, die Arbeitgeber stärker in die Pflicht zu nehmen, damit Ältere auch bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt bekommen. In seinem Schlusswort wies Wolfgang Löffler noch auf die Bedeutung der Europawahl am 25. Mai hin, weil „wir alle ein soziales, gerechtes und demokratisches Europa wollen“.