Neuburg
Mittelalterliche Gassenhauer

"Platerspil" beschert einen bunt-fröhlichen Reugen

29.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr

Höfische Lust und Kirmesmusik verband "Platerspil" in der Besetzung (von links) Karin Schuster, Dieter Reitmeier, Konrad Prinke, Helmut Schels, Ulli Glawion und Heinz Werner. - Foto: Heumann

Neuburg (lm) Noch einmal Schlossfest-Feeling zum Sommer-Ausklang bei den Kleinen Konzerten - noch? - in der Studienkirche. Im nächsten Jahr steht nun das angestammte Quartier wieder zur Verfügung. Das ist einerseits gut, dann die Schlosskapelle ist gerade für die programmatische und eben kein Programm bildende Vielfalt dieser Reihe der gleichviel neutralere wie auch herausfordernde Rahmen.

Andererseits wäre es schade, fiele das Barock-Juwel von Studienkirche wieder in seinen kulturellen Dornröschenschlaf zurück. Einfach indes die Konzerte doppeln, könnte nicht nur vom Angebot her knapp werden, sondern letztlich dann doch auch von der Nachfrage-Seite her; gar überfüllt war ganz aktuell am Sonntag etwa die Studienkirche nämlich nicht.

Schade eigentlich, denn "Platerspil" macht eine so herzerfrischende Art von Musik, nicht akribisch auf Originalklang getrimmt, stilistisch freizügiger, absolut authentisch aber in seiner Art. Das vielleicht merkwürdigste Stück in dem dabei zum Einsatz gebrachten Instrumentensammelsurium, das Platerspil eben, halb Flöte schon, halb Dudelsack noch, stand als Namensgeber für das ganze Unterfangen Pate. Dazu gesellen sich andere uralte Musiziergerätschaften, aber auch Instrumente späterer Epochen, und spätestens im Programm geht's munterfröhlich durch die Zeiten in bester Folksong-Manier.

Dies war noch nie ein Kriterium und galt auch jetzt ein weiteres Mal: Diese Musik gehört an sich nicht in die Kirche, sondern ganz knapp daneben: auf den Kirchplatz, wo gerade Dult, Kirmes oder Kirchweih gefeiert wird, Musikanten zum Tanz aufspielen, die Gruppe selbst verwendet den schönen Begriff von "mittelalterlichen Gassenhauern".

Ausflüge führen auch in die höfische Welt, aber wesentlich mehr daheim scheint "Platerspil" doch bei den kleinen Leuten zu sein. Wobei gerade hier, so schön und absolut originell der immer wieder entfaltete Klangfarbenreichtum ist, durchaus noch etwas frecher, aufmüpfiger, ausgelassener musiziert sein dürfte. Vermutlich wurde in Mittelalter und Renaissance selten so - technisch - sauber, so überlegt auch wie hier und jetzt, aber wohl nicht immer ganz so jugendfrei musiziert. Aber schließlich war man jetzt auch in einer Kirche.