Neuburg
Bald nur noch aus Schokolade?

Hasenpopulation rückläufig – Jagdschutz-Vorsitzender sieht in Blühflächen große Chance

18.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Neuburg (kpf) Das Wort Osterhase ist weder sprachlich noch mental trennbar. Jeder kennt ihn, jeder mag ihn – und doch geht es dem lebenden Vorbild schlecht. Die Bestandszahlen an Feldhasen sind rückläufig, auch im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Ist es der Klimawandel oder ein statistischer Ausreißer, jedenfalls war das Frühjahr bislang trocken und vergleichsweise warm. Das hat dem Feldhasen sehr geholfen. Nachdem der Hase anders als das Kaninchen kein Höhlenbewohner ist, sind seine Jungen den Unbilden der Witterung direkt ausgesetzt. Werden sie durchnässt und ist es dazu auch noch kalt, gehen die Nachkommen zugrunde. Das war heuer nicht der Fall. „Es gibt noch Hoffnung für den Osterhasen“, textete deshalb der Bayerische Jagdverband (BJV) in einer Pressemitteilung Anfang April. BJV-Präsident Jürgen Vocke sieht denn auch „beste Voraussetzungen dafür, dass die im März gesetzten Feldhasen durchkommen“. Gerade diese Märzhasen seien für die Stabilisierung der Population wichtig.

Mehr Stabilität, mehr Stückzahlen, das könnte Meister Lampe wohl gebrauchen, denn seit 2008 werden die Feldhasenstrecken kürzer. Diesen Trend bestätige auch die zweimal jährliche Zählung per Scheinwerfer. Vielerorts, so der BJV, verzichteten die Grünröcke der niedrigen Bestände wegen ganz auf die Hasenjagd. Das berichtet auch Hans Eisenschenk, Vorsitzender des Jagdschutzvereins Neuburg. Der Hase werde im Landkreisnorden nur „ganz selten gejagt“.

Die Jagd und das Wetter sind zwei Stellschrauben an der Populationsdichte. Gravierender und langfristiger wirkt sich die Veränderung der Landschaft aus. Die klassische Hasenapotheke mit einer Vielzahl verschiedener Kräuter ist den Monokulturen gewichen. Jägerpräsident Vocke wünscht sich eine „Mischung aus Wildkräutern mit Kamille und Salbei, mit der sich der Hase fit hält“, und obendrein Deckung findet. Ein gemeinsames Blühflächenprogramm von Jägern und Landwirten soll da zum Ziel führen.

„Blühstreifen wären eine große Möglichkeit, wenn alle an einem Strang ziehen“, glaubt der Neuburger Oberjäger Hans Eisenschenk. Doch woher die Flächen dazu nehmen? Die seien schon vorhanden, sagt er. Bei Baugenehmigungsverfahren würden von Behörden immer wieder Ausgleichsflächen gefordert. Die könnte man seiner Ansicht nach leicht zu Blühflächen entwickeln. „Dazu sind sie doch da. Man hat der Natur ja etwas weggenommen und will es ihr auf diese Weise zurückgeben“, folgert er. Und eine andauernde Pflege bräuchten diese Flächen auch nicht. „Man kann ja auch ruhig etwas als Deckung stehen lassen“, schlägt er vor. Man müsse halt einfach nur versuchen, „sich in die Natur reinzudenken“.

Dieser Wunsch des Jagdschutzvorsitzenden aus Neuburg lässt nichts an Dringlichkeit vermissen, betrachtet man einmal die Strecken des Jagdjahres 1998/99 und die von 2012/13. Waren es vormals noch 140 000 Langohren, die im Freistaat im Feuer der Jäger liegenblieben, sind es aktuell gemeldete 80 080. Die Zahlen sind ein Indikator dafür, dass es mit dem flotten Flitzer trotz hoher Reproduktionsraten kontinuierlich bergab geht.

Sprichwörtlich sind viele Hunde des Hasen Tod. Doch sie allein sind längst nicht der komplette Feindeskreis. Krähe, Habicht und Fuchs stellen ihm nach und nicht zuletzt fällt er auch der Hasenpest – Tularämie – zum Opfer. Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen ist die Tularämie bislang kein Thema. „Wir haben weder einen entsprechenden Befund noch tote Hasen“, versichert der Leitende Veterinär am Landratsamt, Norbert Kieslich.