Nassenfels
Romantischer Abend

15.08.2011 | Stand 03.12.2020, 2:30 Uhr

Claudia Koreck und ihre Band begeisterten am Freitag in der Burg Nassenfels - Foto: baj

Nassenfels (EK) Claudia Koreck ist wieder da – nach Hochzeit, Babypause und Aufenthalt in Hawaii. Ihre Lieder sind frisch und authentisch wie eh und je, spiegeln sie doch persönliche Erfahrungen der Musikerin wider, und sie sind noch einen Tick bluesiger geworden.

Der bayerische Dialekt verleiht den Texten einen zusätzlichen eigenen Charakter. Die sympathische Sängerin und ihre erstklassige Band sind wieder einmal nach Nassenfels gereist, wo die Sängerin ihr neues Album „menschsein“ präsentierte.
 

Doch bevor das Publikum sich über die Traunsteinerin freuen durfte, bekam es einen unerwarteten Leckerbissen serviert. Die nagelneue Formation Django 3000 trat als Vorband auf und brachte die Menge ordentlich in Stimmung. Mit Gitarre, Geige, Kontrabass, Schlagzeug und zwei Sängern spielte das Quintett einen fetzigen Sound, der in die Beine geht, und den Django 3000 „Disco-Gipsy“ nennt. Östliche Einflüsse sind unverkennbar, einer der Musiker stammt aus der Slowakei. Django 3000 sind experimentierfreudig, beherrschen ihre Instrumente und werden die musikalische Szene zweifellos bereichern. Die Gäste im Schlosshof hatten die Musiker jedenfalls voll im Griff.

Claudia Koreck ist keine Unbekannte bei den Nassenfelser Kulturtagen. Bereits zum dritten Mal gastierte sie am Freitag hier, und die Menge im ausverkauften Burginnenhof erlebten so etwas wie eine Generalprobe: Im Herbst beginnt die große Tournee.

Claudia Koreck arbeitet ihre Erlebnisse und Erfahrungen in Lieder um, und da hat sich im vergangenen Jahr einiges getan: Sie hat jetzt ein Söhnchen, Timmi, das bald ein Jahr alt wird. Die 25-Jährige hat geheiratet; ihr Mann Gunnar Graewert ist Bandmitglied (Keyboards, Ukulele, Saxofon, Gesang). Mit Humor und einer Portion Selbstironie erzählt sie, wie gerne ihr Mann nachts in der Küche Brotzeit macht – und sie ihn dabei tatkräftig unterstützt. Entstanden ist daraus ein Liebeslied mit dem anfangs irritierendem Titel „Hunger“.

Das balladenhafte „Erster Augenblick“ ist ihrem Timmi gewidmet, zärtlich-einfühlsam interpretiert. Sogar an ihrem – selbstverständlich poetischen – Heiratsantrag lässt die Sängerin die Zuhörer teilhaben. Gunnar Graewert habe ihr trotz aller Anspielungen einfach keinen Antrag machen wollen. Da musste sie das Heft in die Hand nehmen. „Wenn I di ned hätt“ sei dann doch recht eindeutig gewesen, lachte Koreck.

Geheiratet wurde schließlich in Hawaii. Dort entstand im Duett mit dem bekannten Surfer und Musiker Donavon Frankenreiter das einzige englischsprachige Lied im neuen Album: „Beautiful“. Da Frankenreiter am Freitag vor Hawaii auf den Wellen surfte, diente „Oskar“ Kraus, der Schlagzeuger, als Duettpartner – die beiden haben ganz schön Power am Mikrofon. Erstklassig sind auch die übrigen Bandmitglieder: Dominik Palmer (E-Bass, Kontrabass, Gesang) und Luke Cyrus (Akustik- und E-Gitarre, Dobro). Die Traunsteinerin selbst zeigte, dass sie das Gitarrespiel nicht verlernt hat und griff auch zur Ukulele.

Natürlich hatte Claudia Koreck ihre alten Hits dabei wie „Fliang“ oder „S’ewige Lem“, das Titellied von Joseph Vilsmaiers Brandner-Kasper-Verfilmung. Und das herrliche Rachelied „I wui dass du woasst“ war ebenfalls im Programm.

Koreck und ihre Musiker agierten mit Verve; die Band bestach durch ihre Spielfreude. Die liebenswerte Sängerin selbst bestach durch ihr beachtliches stimmliches Vermögen. Eine fulminante, zur Burg passende Bühnenshow tat ihr Übriges und für das i-Tüpfelchen sorgte der Vollmond, der immer wieder in pittoresker Weise hinter den Wolken verschwand. Am Ende standen die Zuhörer auf und viele Pärchen hielten sich eng umschlungen – ein musikalisches Erlebnis und ein romantischer Abend.