Nassenfels
Einmaliger Schatz im Boden

Landesamt für Denkmalpflege sieht Erweiterung von "Krautgartenfeld" in Nassenfels kritisch

30.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:29 Uhr

Im Baugebiet „Krautgartenfeld“ schlummert ein Bodendenkmal, das seinesgleichen in Bayern sucht. Eine ursprünglich römische Villa Suburbana wurde im Mittelalter wahrscheinlich zu einer Kirche oder einem Kloster umgebaut. Die Qualität der Erhaltung ist hervorragend. Bereits 2001 bis 2006 gab es Grabungen an dieser Stelle. Diese Aufnahme entstand im Jahr 2004 während der Ausgrabungen. Arch - foto: Hollinger

Nassenfels (EK) Denkmalschützer halten nicht viel davon, das Baugebiet „Krautgartenfeld“ in Nassenfels wie geplant zu erweitern: Hier seien sehr bedeutende Bodendenkmäler zu erwarten, teilten die Experten jetzt dem Gemeinderat mit.

Bürgermeister Thomas Hollinger hatte zum Thema „Umsetzung des fehlenden Erschließungsabschnitts des Baugebiets Krautgartenfeld“ Referatsleiter Jochen Haberstroh und dessen Stellvertreterin Ruth Sandner vom Landesamt für Denkmalpflege eingeladen. Sie gaben einen Überblick über die Bodendenkmäler auf diesem Areal. Die ältesten Funde – an dieser Stelle gab es bereits 2001 bis 2006 Grabungen – stammen aus der spätkeltischen Epoche. Aus dem 2. und 3. Jahrhundert sind die Reste einer römischen Bebauung vorhanden – eine sogenannte Villa Suburbana. Die bisherigen Ausgrabungen und Luftbildaufnahmen lassen darauf schließen, dass diese deutlich größer ist als die Villa Rustica in Möckenlohe. Zwar sei eine Römervilla grundsätzlich nicht so außergewöhnlich, jedoch sei nördlich der Donau keine einzige in dieser Qualität und Größe außer der Nassenfelser bekannt. Weitere Funde kommen aus dem 7. bis 10. Jahrhundert. Dabei handelt es sich um eine Kirche mit den Ausmaßen von etwa sieben auf zwölf Metern – eventuell sogar eine „klösterliche Zella“ mit dazugehörigen Nebengebäuden und einem Friedhof.

Im zehnten Jahrhundert war Schluss mit der Wohnbesiedelung auf dieser Flur. Seitdem wurde diese Fläche vermutlich nur noch landwirtschaftlich genutzt. Die mittelalterlichen Funde liegen bis etwa anderthalb Meter unter der Grasnarbe. Römische Funde beginnen in etwa zwei Metern Tiefe. Geht man weiter in den Boden, liegen sowohl Befunde aus keltischen als auch aus noch weiter zurückliegenden Perioden vor.

Laut Haberstroh ist die Qualität der Erhaltung der Denkmäler – sowohl der römischen Fundamente als auch der mittelalterlichen Funde – „hervorragend“. Bei den Grabungen von 2001 bis 2006, in die der Freistaat Bayern große finanzielle Mittel investierte, wurde die Kirche teilweise freigelegt. Sogar drei Altäre sind nach wie vor erhalten. Funde aus dieser Epoche in dieser Qualität sind in Bayern maximal an fünf anderen Orten vorhanden, so Haberstroh. Aus diesem Grund appellierte der Denkmalpfleger an den Gemeinderat, diese bedeutende Stelle – „den Kern der Nassenfelser Siedlungsgeschichte“ – nicht zu vernichten, und auf eine Bebauung an dieser Stelle, dem unteren Teil der geplanten Erweiterung, zu verzichten.

Überdies spekulierte er über weitere zu erwartende Funde im umliegenden Gebiet. Am nördlichen Rand der Villa Suburbana sei mit einem Siedlungsgebiet zu rechnen, deshalb wäre – zumindest in den direkt anschließenden Parzellen – eine Bebauung ohne Keller zu bevorzugen. Im südlichen Teil sei dies schwieriger vorherzusehen, da sich der Verlauf der nahen Schutter vermutlich in den letzten Jahrhunderten verändert hat. Hier könnten durchaus mehrere Mühlengebäude gestanden haben. Aufgrund der sogenannten „Feuchtbodenerhaltung“ müsse damit gerechnet werden, dass viele qualitativ hochwertige Holzkonstruktionen zu erwarten sind. Speziell für den archäologisch wertvollsten Teil – die Untersuchung – wies Haberstroh auf die Kosten hin, die auf den einzelnen Bauherren zukommen würden: Das könnte mit einem mittleren sechsstelligen Eurobetrag zu Buche schlagen.

Warum das Amt nicht schon bei der Erstellung des Bebauungsplans darauf hingewiesen habe, wollten die Gemeinderäte wissen. Wäre das seinerzeit, vor etwa 15 Jahren, bekannt gewesen, hätte die Gemeinde die Flächen nicht erworben und so Geld gespart. Die heutigen Erkenntnisse hätte es damals offensichtlich nicht gegeben, antwortete Haberstroh.

Weiterer Bericht aus der Sitzung folgt.